APA/APA (SPIEGEL/SÜDDEUTSCHE ZEITUNG)/HARALD SCHNEIDER

Ibiza-Video: Strache veröffentlicht ausgesuchte Gesprächsfetzen

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Ex-Vizekanzler und Ibiza-Hauptdarsteller Heinz-Christian Strache veröffentlichte über seinen Anwalt weitere Abschriften vom Ibiza-Abend.

"Geleakt" oder "aufgetaucht" wie manche Medien schreiben, sind die neuen Teile aus dem Ibiza-Video nicht. Gezielt veröffentlicht trifft es eher. Und zwar von Heinz-Christian Strache selbst - bzw. über seinen Rechtsbeistand. Möglich wurde dies, da ihm als Beschuldigter Akteneinsicht in das Beweismaterial der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gewährt wurde. Neue Erkenntnisse gibt es nicht, Strache wählte vorzugsweise entlastende Passagen aus, um Korruptionsvorwürfe zu entkräften.

Hinweis: "Profil" und "Standard" veröffentlichten ebenfalls am Freitag weitere Teile des Transkripts. Mehr dazu hier.

Veröffentlicht wurde das Transkript via einer Aussendung, die hier zu finden ist. Der Anwalt Straches betonte am Freitag ein weiteres Mal, dass durch die Veröffentlichung der Ausschnitte des Ibiza-Videos durch Medien bewusst ein falsches Bild des Abends auf Ibiza gezeichnet worden sei. So habe Strache immer wieder rechtswidrige Angebote des Lockvogels entschieden zurückgewiesen und auch eine Privatisierung des österreichischen Wassers kategorisch abgelehnt.

Das Transkript liest sich in der Tat entlastend für Heinz-Christian Strache, während die von der "Südeutschen Zeitung" und dem "Spiegel" veröffentlichten Passagen belastend sind. Dabei muss festgehalten werden: Alle Passagen sind Puzzlestücke, das gesamte Bild lässt sich noch immer nicht erkennen. Und das wird womöglich auch nie erkennbar sein, denn von den 190 Seiten Abschrift sollen laut Straches Anwalt Pauer 160, laut dem "profil" 140 Seiten, geschwärzt sein.

Johann Pauer, Anwalt von Heinz-Christian Strache, erklärt im PULS 24 Interview warum am Freitag von Seiten Straches neue Gesprächsfetzen veröffentlicht wurden, um welche Passagen es sich handelt und warum Strache damals nicht aufgestanden und gegangen ist.

270 Millionen Euro

Aus der Einsichtnahme in die Videoausschnitte und den bisher von der WKStA transkribierten Teilen werde ersichtlich, dass die vermeintliche Oligarchin sowie deren angeblicher Vertrauter Julian H. versucht hätten, mit hohen Summen - teilweise sei von 270 Millionen Euro die Rede - Strache zu rechtswidrigen Handlungen zu verleiten. Dieser habe dies Angebote aber "entschieden und konsequent" abgelehnt, schreibt der Rechtsanwalt.

Die von Strache neu veröffentlichten Stellen im Überblick

Konversation 1

Strache: "Es gibt bei mir nur ganz korrekte Ebenen, alles was in meinem Leben heut angegriffen wird, ist korrekt. Ja? Und ich, es gibt bei mir keine Selbstbereicherung oder sonstige Scheißgeschichten, das gibt es nicht. Ja? Sondern es gibt Interesse, was wollen wir politisch, wohin wollen wir politisch, was hat die Bevölkerung, was hat der Steuerzahler davon und wenn dann ein Unternehmer einen Profit hat, solls mir recht sein, wenns ins Konzept passt."

H. (bekannt als Detektiv und mutmaßlicher Ibiza-Hintermann, Anm.): "OK. Im Endeffekt, was ich ihr vermitteln soll, ist, dass ihr für diese Ge-schichte bereit seid ihr zu helfen, aber ihr erwartet keine Gegenleistung."

Strache: "Nichts, nichts"

Konversation 2

H.: "Ich verstehe eure Position wo du sagst okay gut ich kann mich in eine Position bringen wo ich mich jetzt quasi öffne und der Korruption preisgebe"

Strache: "Nein mach ich nicht! Nie!"

Konversation 3

H.: "Schau, sie will hören: ich bring 270 Millionen innerhalb von so und so viel Zeitraum bekomme ich das zurück und ihr bekommt's das.."

Gudenus: "Her.., ja, aber.."

Strache: "Ja, aber das spielt's nicht."

Konversation 4

H.: "Schau, sie braucht mehr oder weniger definitive Zusagen auf, egal was. Es gibt 20 verschiedene Optionen und sie braucht klare, irgend-was! Was wäre so als, ok wenns passiert, schau ma, verschiedene Möglichkeiten, wir finden einen Weg ..."

Strache: "Nein, aber es wäre unredlich."

H.: "Natürlich. Aber ganz ehrlich ..."

Strache: "Unredlich."

In der Aussendung vom Freitag schreibt der Anwalt dann: "Der Lockvogel macht dem Transkript der WKStA zu Folge immer wieder erfolglos rechtswidrige Angebote und behauptet nicht zu verstehen, weshalb so et-was in Österreich nicht möglich sei, da es – ihren Angaben zu Folge – im 'Osten' ja völlig üblich wäre:

Strache: "Nein, nein, aber jetzt sind wir ehrlich. Mit jedem anderen Scheiß machst du dich angreifbar und ich will nicht angreifbar sein. Ich will ruhig schlafen. Ich will in der Früh aufstehen und sagen bin sauber und wenn, dann tue ich was da. Und das ist die Stärke. Und wenn ich dann in Pension geh, freu ich mich, wenn der eine oder andere Freund sich an mich erinnert und sagt okay okay."

Gudenus: "Ja"

H.: "Ja das klassische Model"

Strache:  "Ja aber das ist der Punkt"

H.: "Der Punkt. Der Punkt ist schwer erklärbar."

Strache: "Nein Nein der Punkt."

H.: "Ich glaubs sogar. Ich versteh es. aber erklär das wem der im Osten aufgewachsen ist."

Strache: "Wer das kennt. Aber das wollen wir ja gerade nicht. Und das ist eben genau der Unterschied."

Gudenus: "(Anfang unverständlich.) Ihre Fragen sind genial, denn sie bringen es auf den Punkt."

H.: "Ja sie ist direkt. Sie ist rein direkt. Sie ist total direkt."

Gudenus: "Vollkommen richtig"

H.: "Naja es ist unmöglich nicht direkt zu sein. Naja es ist so (Rest nicht verständlich)"

Gudenus: "Naja ist in Ordnung, aber in Wirklichkeit, haben wir das beantwortet. Es ist klar, da ist etwas drinnen aber wir machen nichts Illegales, Punkt."

Strache: "Nichts"

Gudenus: "Ja voll klar"

Strache: "Und das ist ein ganz ein wichtiger Punkt aber es ist ehrlicher und es ist korrekt. Die Anderen machen es anders. Aber das macht den Unterschied aus."

Konversation 5

Strache: "Weißt du was unser Angriffspunkt ist? Das wir alle wissen, dass wir 24 Stunden beobachtet werden, dass wir völlig im Visier des Staatsschutzes stehen"

Gudensu: "Voll abgehört. Staatsanwaltschaft (…unverständlich)"

Strache: "Dass man uns bei jeder Kleinigkeit vernichten will. Ich hab es daher nicht notwendig, bei mir gibts nichts Angreifbares, die können mich durchleuchten was sie wollen, sie finden nichts, weil ich mir nichts zuschulden kommen lasse, was es da gibt. Der größte Fehler wäre, einmal anders zu handeln. So, die Anderen machens, die Anderen machens, sollen sie machen."

Gudenus: "Da schaut keiner drauf"

Strache: "Aber"

Gudenus: "Da schaut keiner drauf, bei uns schon."

Strache: "No way, mach ich nicht, mach ich nicht und bei mir nur gerade Ge-schichten, das musst du ihr vermitteln, ganz gerade Geschichten, aber sie kann sich darauf verlassen."

Konversation 6 - nur Strache-Zitate veröffentlicht

  • "Wasser ist das weiße Gold."
  • "Und neben der verfassungsrechtlichen Verankerung, das als Schutz für die Bevölkerung sicherzustellen, würde mir vorschweben, eine staatli-che Struktur, wo du Wasser verkaufst."
  • "Eine Privatisierung des Wassers ist undenkbar."

 

Weitere Gesprächsfetzen von "Profil" und "Standard" veröffentlicht

Während Strache über seinen Anwalt ausgewählte Gesprächsfetzen vom Ibiza-Abend veröffentlichte zeigen Berichte vom "Standard" und dem "Profil" noch ein anderes Bild. Auch der Recherchekooperation zwischen "Standard", "Profil" und ORF liegt die geschwärzte (von 190 Seiten sollen mindestens 140 geschwärzt sein) Transkript vom Bundeskriminalamt vor. Laut "Profil" geht es um Glücksspiele, Staatsaufträge und Spendenvereine. Strache und Gudenus seien mit "eindeutig unlauteren Forderungen" konfrontiert worden. Dennoch seien sie geblieben. Mehr dazu hier:

ribbon Zusammenfassung
  • Ex-Vizekanzler und Ibiza-Hauptdarsteller Heinz-Christian Strache veröffentlichte über seinen Anwalt weitere Abschriften vom Ibiza-Abend.
  • "Geleakt" oder "aufgetaucht" wie manche Medien schreiben, sind die neuen Teile aus dem Ibiza-Video nicht.
  • Gezielt veröffentlicht trifft es eher.
  • Neue Erkenntnisse gibt es nicht, Strache wählte vorzugsweise entlastende Passagen aus, um Korruptionsvorwürfe zu entkräften.

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