Hilfsorganisation: 20 Tote bei Essensausgabe im Gazastreifen
"Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand wurden 19 der Opfer niedergetrampelt und eines erstochen", teilte die Stiftung mit. "Wir haben glaubwürdige Gründe für die Annahme, dass bewaffnete und mit der Hamas verbundene Elemente innerhalb der Menge die Unruhen gezielt angefacht haben." Mitarbeiter der GHF hätten Schusswaffen in der Menge identifiziert, hieß es in einer Stellungnahme der Stiftung. Ein US-amerikanischer Mitarbeiter sei während des Vorfalls von einer Person in der Menge mit einer Schusswaffe bedroht worden.
Die der Hamas unterstehende Gesundheitsbehörde in Gaza sprach von mindestens 21 Toten. Insgesamt 15 Menschen seien bei einer beim Tränengaseinsatz ausgelösten Panik niedergetrampelt worden und erstickt, hieß es. Das Medienbüro der Hamas sagte, neun Menschen seien durch Schüsse getötet worden.
Die von Israel und den USA unterstützte Stiftung GHF hatte Ende Mai ihre Arbeit nach einer monatelangen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Die UNO kritisiert unter anderem, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibe, und dass Menschen dort und auf dem Weg dahin großen Gefahren ausgesetzt seien. Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe von Verteilzentren. Meist wird der israelischen Armee vorgeworfen, Schüsse abgegeben zu haben. Seit Ende Mai sind im Gazastreifen nach UNO-Angaben bereits Hunderte Tote bei Verteilstationen der GHF registriert worden.
Appell an österreichische Regierung
Ärzte ohne Grenzen Österreich fordern die österreichische Bundesregierung auf, alle politischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Mittel einzusetzen, um wirksamen Druck auf die israelische Regierung auszuüben. "Nur so kann der Genozid gestoppt werden, für den die medizinische Hilfsorganisation klare Anzeichen sieht." Die humanitäre Katastrophe müsse beendet werden. Hilfe müsse ungehindert möglich sein, betonte die NGO am Mittwoch in einer Aussendung.
Eine der Forderungen der Petition ist, dass medizinische Evakuierungen aus dem Gazastreifen ermöglicht werden müssen. Das Gesundheitssystem ist massiv beeinträchtigt. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO müssen mindestens 12.000 Patienten und Patientinnen, davon 4.500 Kinder, aus dem Gazastreifen evakuiert werden. Diese Evakuierungen erfordern eine Genehmigung der Koordinierungsstelle für israelische Regierungsaktivitäten in den besetzten palästinensischen Gebieten (COGAT). "Die Entscheidungen sind oft willkürlich und intransparent. Viele kritische Fälle werden trotz medizinischer Dringlichkeit entweder verzögert oder abgelehnt", berichtete Hani Isleem, Projektkoordinator für medizinische Evakuierungen aus Gaza bei Ärzte ohne Grenzen.
( S E R V I C E : msf.at/gaza-petition )
Zusammenfassung
- Bei der Verteilung von Hilfsgütern in Khan Younis im Gazastreifen sind laut Gaza Humanitarian Foundation mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, davon wurden 19 niedergetrampelt und eine Person erstochen.
- Die GHF macht bewaffnete, mit der Hamas verbundene Personen für die Unruhen verantwortlich, während die Hamas-nahe Gesundheitsbehörde von mindestens 21 Toten und unterschiedlichen Todesursachen berichtet.
- Ärzte ohne Grenzen Österreich fordert die Bundesregierung auf, Druck auf Israel auszuüben, da laut WHO mindestens 12.000 Patient:innen, darunter 4.500 Kinder, dringend aus Gaza evakuiert werden müssen.