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Israel und Hamas verhandeln Trump-Plan für Gazastreifen

05. Okt. 2025 · Lesedauer 5 min

Unter dem Druck von US-Präsident Donald Trump haben im ägyptischen Sharm el Sheikh Gespräche über seinen Friedensplan für den Gazastreifen begonnen. Eine Delegation um Khalil al-Hayya, dem im Exil lebenden Chef der Hamas, traf sich am Montag mit Vermittlern aus Katar und Ägypten. Gespräche unter Beteiligung der USA mit Vertretern Israels waren demnach noch am Nachmittag geplant.

Trump drückt bei den Verhandlungen seit einigen Tagen aufs Tempo. Die Hoffnung ist nun, dass Israel und die Hamas sich auf eine Freilassung der verbliebenen 48 Geiseln einigen - im Gegenzug für eine Waffenruhe und die Entlassung Hunderter Palästinenser aus der Haft. Weil Fragen etwa zur Entwaffnung der Hamas und einem Truppenrückzug Israels aus Gaza umstritten sind, wird sich erst zeigen, ob diese Verhandlungsrunde eine Wende bringt.

Neben al-Hayya traf in dem Ort auf der Sinai-Halbinsel unter anderem der US-Sondergesandte Steve Witkoff ein, wie die dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr. Auch die israelische Delegation um Minister Ron Dermer ist laut Berichten vor Ort. Wie in vorigen Runden werden Israel und Hamas nicht direkt miteinander verhandeln. Die Gespräche könnten mehrere Tage dauern.

Rotes Kreuz steht bereit als "humanitärer Mittler"

Das Rote Kreuz bot an, im Fall einer Einigung, wie bei vorigen Freilassungen von Geiseln aus dem Kampfgebiet, zu unterstützen. Die Teams stünden als "humanitäre Mittler" bereit, um die Geiseln und Gefangenen zurück zu ihren Familien zu bringen, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit.

Trump hat den Druck in den Verhandlungen erhöht und gedroht, dass der Faktor Zeit jetzt entscheidend sei. "SONST WIRD ES ZU MASSIVEM BLUTVERGIESSEN KOMMEN - ETWAS, DAS NIEMAND SEHEN MÖCHTE!", schrieb er auf der Plattform Truth Social. Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu betonte, sein Land und die USA seien entschlossen, die Verhandlungen auf wenige Tage zu beschränken.

Insider erwartet keine schnelle Einigung

Ein mit den Gesprächen vertrauter Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters allerdings, er erwarte keine schnelle Einigung. "Die Verhandlungen werden mindestens einige Tage, wenn nicht länger dauern." Ziel sei es, ein umfassendes Abkommen mit allen Details auszuarbeiten, bevor eine Waffenruhe umgesetzt werden könne. Zwar hätten beide Seiten den Grundlagen des Trump-Plans zugestimmt, nun gehe es aber um die Details. Ein zentraler Streitpunkt dürfte die israelische Forderung nach einer Entwaffnung der Hamas sein. Dies lehnt die Gruppe ab, solange die israelische Besatzung andauert und kein palästinensischer Staat gegründet ist, wie es aus Hamas-Kreisen hieß.

"Schwerwiegender Fehler"

Netanyahu hat die Gründung eines palästinensischen Staates wiederholt ausgeschlossen. Weitere schwierige Themen sind der Zeitplan für einen israelischen Truppenabzug und die künftige Verwaltung des Gazastreifens. In Israel steht Netanyahu innenpolitisch unter doppeltem Druck. Einerseits fordern die Familien der Geiseln und eine kriegsmüde Öffentlichkeit ein Ende der Kämpfe. Andererseits drohen rechtsextreme Koalitionspartner wie Finanzminister Bezalel Smotrich und Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir damit, die Regierung zu stürzen, sollte der Krieg gegen die Hamas beendet werden. Ein Stopp der Angriffe auf den Gazastreifen wäre ein "schwerwiegender Fehler", erklärte Smotrich auf der Online-Plattform X.

Oppositionsführer Yair Lapid sicherte der Regierung hingegen politische Unterstützung zu, um einen Erfolg des Abkommens zu ermöglichen. Man werde nicht zulassen, dass die Hardliner "das Abkommen torpedieren".

Trump drängte im Voraus zur Eile, damit sein Nahost-Friedensplan tatsächlich umgesetzt werden kann. Fast zwei Jahre nach ihrem brutalen Großangriff auf Israel hatte die Hamas am Freitag Trumps 20-Punkte-Plan in Teilen zugestimmt. Ein hochrangiger Hamas-Vertreter sagte, dass die Palästinenserorganisation "sehr interessiert" an einer Einigung mit Israel sei. Ihm zufolge will die islamistische Palästinensergruppe "unverzüglich" mit dem Austausch der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge beginnen. Dies solle allerdings "unter Berücksichtigung der Bedingungen vor Ort" erfolgen, schränkte er ein.

Netanyahu hofft auf Geiselfreilassung während Laubhüttenfest

Israels Ministerpräsident Netanyahu hatte zuvor betont, Israel und die USA seien entschlossen, die indirekten Verhandlungen mit der Hamas auf wenige Tage zu beschränken. Israel hatte dem am vergangenen Montag verkündeten Trump-Plan sofort zugestimmt. Netanyahu sagte am Samstag, er hoffe, "dass wir in den kommenden Tagen alle unsere Geiseln zurückbringen werden können". Konkret sprach er dabei vom jüdischen Laubhüttenfest (Sukkot), das am Montagabend beginnt und eine Woche dauert.

Trumps Plan sieht neben der Freilassung der Geiseln unter anderem die Entwaffnung der Hamas und einen schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor. Dem Plan zufolge soll die Hamas künftig bei der Verwaltung des Gazastreifens keinerlei Rolle mehr spielen. Die Hamas besteht allerdings auf ein Mitspracherecht.

Der Krieg begann mit dem von der Hamas angeführten Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden rund 1.200 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Von den verbliebenen 48 Geiseln sollen noch 20 am Leben sein. Bei der anschließenden Militäroffensive Israels im Gazastreifen sind den von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden zufolge bisher mehr als 67.000 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon Zivilisten.

Palästinenser: Weiter tödliche Angriffe im Gazastreifen

Während in Ägypten Verhandlungen über die Umsetzung des US-Friedensplans geführt werden, gehen die israelischen Angriffe im Gazastreifen palästinensischen Angaben zufolge vorerst weiter. Seit dem Morgen seien sieben Menschen bei Bombardements und Beschuss getötet worden, hieß es aus medizinischen Kreisen.

Mindestens zwei Tote soll es demnach in der Nähe einer Verteilstelle für Hilfsgüter der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) im Süden des Gazastreifens gegeben haben. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, israelische Soldaten hätten das Feuer auf Palästinenser eröffnet, die auf Hilfe gewartet hätten. Eine israelische Armeesprecherin sagte auf Anfrage, ein solcher Vorfall sei dem Militär nicht bekannt. Die Stiftung GHF äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu. Unabhängig lassen sich die Vorwürfe nicht überprüfen.

Zusammenfassung
  • In Sharm el Sheikh laufen unter Vermittlung der USA, Ägypten und Katar neue Gespräche zwischen Israel und der Hamas über den von US-Präsident Trump initiierten Friedensplan für den Gazastreifen.
  • Ziel der Verhandlungen ist eine Einigung auf die Freilassung der noch 48 verbliebenen Geiseln gegen eine Waffenruhe und die Freilassung Hunderter palästinensischer Häftlinge.
  • Ein zentraler Streitpunkt bleibt die Forderung Israels nach einer Entwaffnung der Hamas, die von der Gruppe abgelehnt wird, solange kein palästinensischer Staat gegründet ist.
  • US-Präsident Trump drängt auf eine rasche Einigung und warnt vor "massivem Blutvergießen", während das Rote Kreuz als humanitärer Mittler für einen möglichen Austausch bereitsteht.
  • Seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 2023 wurden rund 1.200 Israelis getötet, 251 als Geiseln verschleppt und laut Hamas-Behörden mehr als 67.000 Menschen im Gazastreifen getötet.