Grüne kritisieren Regierung als "Ankündigungsweltmeister"
In der rund sechsmonatigen Amtszeit der schwarz-rot-pinken Regierung seien die Probleme nicht kleiner geworden, sondern größer, konstatierte die Grünen-Chefin. "Überall brennt's und diese Regierung übt sich im Schönreden", so Gewessler. Als Beispiel nannte sie die angekündigte Verschärfung der Waffengesetze. Dass weiter ein Gesetzesentwurf fehle, habe "fatale Folgen", weil seit der Ankündigung die Waffenverkäufe in die Höhe geschnellt seien und täglich weitere Waffen verkauft würden.
Scharf ins Gericht ging Gewessler abermals mit dem bekannt gewordenen Gesetzesentwurf eines neuen Klimagesetzes, den sie als "klimapolitische Bankrotterklärung" bezeichnet. Ankündigung auf Ankündigung der Regierung folge auch bei der Inflation, kritisierte sie. Dass die Regierung tatenlos zusehe, während wirksame Maßnahmen der letzten Regierungsperiode auslaufen, befeuere die Situation weiter. Und beim "wahren Preistreiber Energie" befinde sich die Regierung mit dem Strommarktgesetz "auf dem Holzweg".
Vergeblich und zunehmend verzweifelt würden auch viele Menschen auf einen konkreten Gesetzesentwurf zur angekündigten neuen Weiterbildungszeit warten. Untätigkeit warf Gewessler der Dreierkoalition zudem bei der Kinderbetreuung vor. Mit Blick auf die aus ihrer Sicht zynische Teilzeit-Debatte, die Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) vom Zaun gebrochen hat, stelle sich "die Frage, wer da in Lifestyle-Teilzeit ist", meinte die Grünen-Chefin. Für sie ist das die Dreierkoalition: "Diese Regierung lebt nach dem Motto: Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht."
ÖVP, SPÖ und NEOS weisen Kritik zurück
Die drei Koalitionsparteien wiesen die Kritik zurück und forderten die Grünen auf, einen konstruktiven Beitrag zu leisten, um das Land wieder nach vorne zu bringen. Die "grüne Brechstange" sei ein Minderheitenprogramm und nicht mehrheitsfähig, konterte die ÖVP. Generalsekretär Nico Marchetti forderte Gewessler auf, gemeinsam mit der Regierung an machbaren mehrheitsfähigen Lösungen beim Klimaschutz zu arbeiten, die auch in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Situation umsetzbar seien. Als frühere Klimaschutzministerin habe sie einen wesentlichen Anteil zum Zustand des Staatshaushalts beigetragen.
Eine klare Mitverantwortung der Grünen an der aktuellen Situation sah auch die SPÖ. Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim kritisierte den "unsäglichen Rundumschlag" Gewesslers als nicht zu überbietende "Chuzpe". "Wir sanieren das Budget sozial gerecht, stärken die Rechte der Arbeitnehmer*innen, führen einen Klimacheck für Gesetze ein, verschärfen das Waffenrecht und schaffen die unabhängige Bundesstaatsanwaltschaft - all das haben Gewessler und die Grünen nicht geliefert", meinte Seltenheim. "Allein in den ersten vier Monaten hat diese Bundesregierung 44 Vorhaben in Form von Gesetzesbeschlüssen zustande gebracht, die schwarz-grüne Regierung nur 34", rechnete der pinke Generalsekretär Douglas Hoyos vor und sprach von einer "billigen Kritik".
Zusammenfassung
- Die Grünen kritisieren die Bundesregierung als "Ankündigungsweltmeister" und werfen ihr vor, bei zentralen Themen wie Waffenrecht, Klimaschutz und Inflation keine ernsthaften Gesetzesentwürfe vorzulegen.
- SPÖ, ÖVP und NEOS weisen die Vorwürfe zurück und verweisen darauf, dass die neue Dreierkoalition in den ersten vier Monaten 44 Gesetzesbeschlüsse gefasst habe, während die schwarz-grüne Vorgängerregierung im gleichen Zeitraum nur 34 erreichte.
- Als Beispiel für Versäumnisse nennt Leonore Gewessler das fehlende Gesetz zur Verschärfung des Waffenrechts, was aus ihrer Sicht zu einem deutlichen Anstieg der Waffenverkäufe geführt hat.