APA/APA/SPUTNIK/MIKHAIL KLIMENTYEV

Getreideblockade: Putin bereit zu Export nach Afrika

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Russlands Präsident Wladimir Putin ist nach Angaben der Afrikanischen Union bereit, den Export von Getreide aus der Ukraine nach Afrika zu ermöglichen. Dies teilte der Präsident der Afrikanischen Union (AU), Macky Sall, nach einem Treffen mit Putin am Freitag in Sotschi auf Twitter mit. Russland sei weiterhin bereit, den Export von Weizen und Düngemitteln auf den afrikanischen Kontinent zu gewährleisten.

Putin und der senegalesische Präsident Sall hatten sich getroffen, um über eine Freigabe aller Lebensmittelprodukte und eine Aufhebung der russische Ausfuhrblockade von Getreide zu sprechen. Nach Angaben des Vorsitzenden der Kommission der AU, Moussa Faki Mahamat, der auch an dem Treffen teilnahm, ist die Aussetzung der Getreideblockade notwendig, um die verheerenden wirtschaftlichen und sozioökonomischen Auswirkungen einer wachsenden Lebensmittel- und Energiekrise abzufangen.

Ausfall von Getreidelieferungen für Afrika "schmerzhaft"

Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure weltweit. Der Ausfall der ukrainischen Getreidelieferungen wegen des Krieges ist gerade für Afrika schmerzhaft. Auf dem Kontinent wird wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise eine Hungerkatastrophe befürchtet. "Afrika ... ist der Situation völlig ausgeliefert", hatte Sall vor seiner Reise geklagt. Die AU plädiere für einen Waffenstillstand, ein Ende des Krieges und die Freigabe aller Lebensmittelprodukte, um eine Hungersnot abzuwenden.

"Westen verschweigt, dass Lebensmittel nicht transportiert werden können"

Russland hingegen will erreichen, dass die AU sich im Westen dafür einsetzt, dass die Sanktionen gegen Moskau im Zuge von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine aufgehoben werden. Weil russische Frachtschiffe mit Sanktionen belegt seien, könnten diese kein Getreide exportieren, hatte Moskaus Außenminister Sergej Lawrow gesagt. Der Westen behaupte zwar, dass Lebensmittel nicht mit Sanktionen belegt seien, verschweige aber zugleich, dass sie nicht transportiert werden könnten, sagte Lawrow.

Parallel dazu will Lawrow in der Türkei am kommenden Mittwoch über eine Ausfuhr von ukrainischem Getreide verhandeln. Dazu sollen die Minen vor der ukrainischen Schwarzmeerküste entschärft werden. Türkische Spezialisten sollen dabei helfen.

Nahrungsmittelknappheit : Möglicherweise 1,4 Milliarden Menschen betroffen

Die Vereinten Nationen warten bereits vor massiven globalen Auswirkungen des Kriegs. Etwa 1,4 Milliarden Menschen könnten von Nahrungsmittelknappheit betroffen sein, wenn Exporte von Getreide aus der Ukraine und Dünger aus Russland weiter ausblieben, sagte Amin Awad, UNO-Krisenkoordinator für die Ukraine, am Freitag. Es sei deshalb unbedingt notwendig, dass die Handelsrouten über das Schwarze Meer nicht länger blockiert bleiben.

"Wenn die Öffnung der Häfen scheitert, wird das Hunger, Destabilisierung und Massenmigration auf der ganzen Welt zur Folge haben", sagte Awad, der aus Kiew zu einer Online-Pressekonferenz der Vereinten Nationen zugeschaltet war. Die UNO bemühe sich darum, die "verheerenden Auswirkungen" des Krieges auf die Lebensmittelsicherheit zu begrenzen, indem sie sich um ein Ende der Blockade des wichtigen Getreide- und des Rohstoffhandels bemühe.

Kritik an Russland: Hunger als Waffe

Lukaschenko: Offen für Exporte durch Belarus

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko zeigte sich unterdessen grundsätzlich offen für einen Export von ukrainischem Getreide über sein Land, forderte aber zugleich ein Entgegenkommen bei Sanktionen. Ukrainisches Getreide könne über Belarus zu Häfen der baltischen Staaten transportiert werden, wenn auch belarussische Güter von dort aus weiterverschifft würden, sagte Lukaschenko laut der heimischen Nachrichtenagentur Belta. Darüber habe Lukaschenko auch mit UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bei einem Telefonat am Freitag gesprochen.

Die für den Weltmarkt wichtigen Getreidelieferungen der Ukraine, die zumeist überwiegend über die Schwarzmeerhäfen laufen, werden von den russischen Streitkräften weitgehend blockiert. Belarus ist als enger Verbündeter Russlands ebenfalls schwer von den westlichen Sanktionen betroffen. Die Vereinten Nationen haben sich eingeschaltet und verhandeln auch mit Russland, um die Getreidelieferungen möglich zu machen.

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja warnte die EU, sich im Ringen um Getreideexporte aus der Ukraine auf einen Deal mit Diktator Lukaschenko einzulassen. "Europa darf sich vom Lukaschenko-Regime nicht erpressen lassen", so Tichanowskaja bei einem Wien-Besuch gegenüber der APA. Die frühere Präsidentschaftskandidatin hat am Mittwoch in Wien bei Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) urgiert, nicht nachzugeben.

 

Nehammer: "Gespräch mit allen Seiten suchen"

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) will vor dem Hintergrund der drohenden Hungerkatastrophe "weiterhin das Gespräch mit allen Seiten suchen" und "trotz aller Differenzen" auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin reden. Es sei "ein Gebot der Stunde", die weltweite Ernährungssicherheit sicherzustellen", so Nehammer bei der GLOBSEC-Sicherheitskonferenz in Bratislava.

"Millionen Tonnen ukrainischer Weizen, Mais und Ölsaaten liegen bereit zum Export und müssen rasch außer Landes gebracht werden, um Hungersnöte in anderen Teilen der Welt, vor allem in Afrika, zu verhindern. Österreich wird weiterhin seinen Beitrag dazu leisten", versprach der Bundeskanzler.

"Wir müssen helfen, die Häfen zu befreien, die Sicherheit der Ukraine zu garantieren. Das ist für uns eine große Herausforderung, die höchste Priorität gleich nach Waffenlieferungen", sagte der slowakische Ministerpräsident und Gastgeber Eduard Heger. Denn Ernährungssicherheit sei ein weltweites Problem.

ribbon Zusammenfassung
  • Russlands Präsident Wladimir Putin ist nach Angaben der Afrikanischen Union bereit, den Export von Getreide aus der Ukraine nach Afrika zu ermöglichen.
  • Dies teilte der Präsident der Afrikanischen Union (AU), Macky Sall, nach einem Treffen mit Putin am Freitag in Sotschi auf Twitter mit.
  • Russland sei weiterhin bereit, den Export von Weizen und Düngemitteln auf den afrikanischen Kontinent zu gewährleisten.

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