APA/HANS PUNZ

Fünf Millionen Testkits für wöchentliche Schüler-Schnelltests

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Fünf Millionen Schnelltests sollen Lehrern und Schülern zur Verfügung stehen, um durch regelmäßige Tests die Rückkehr in den Präsenzunterricht - sofern es die Infektionszahlen erlauben.

Die Schulen erhalten ab 18. Jänner fünf Millionen kostenlose Corona-Selbsttests. Das kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Samstag bei einer Pressekonferenz an. Die neuen "Anterio-Nasal-Tests" erlauben einen einfachen Abstrich mit einem Tupfer im vorderen Nasenbereich. Schüler und Lehrer sollen einmal pro Woche auf freiwilliger Basis die Möglichkeit haben, diesen Test durchzuführen. Noch nicht geklärt ist, wann die Schulen wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren.

Mit den Schnelltests sollen alle Schulen in Österreich ausgestattet werden. Es handelt sich dabei um Testkits, die  Selbsttestung durch Schüler erlauben und deutlich weniger invasiv sind. Die Testproben bei den bestellten Schnelltestkits müssen nur in der Nase abgenommen werden, nicht wie bei bisherigen Systemen im Rachen. Das Prozedere sei schmerzlos und nicht unangenehm. "Die Schnelltests dauern nur wenige Minuten", so der Bildungsminister.Das Ministerium hat dazu auch schon ein Anleitungsvideo veröffentlicht

Minister setzt auf Freiwilligkeit

Die Teilnahme ist freiwillig. "Es gibt weder Zuckerbrot noch Peitsche", so Faßmann. "Was wir anstreben, ist eine wöchentliche Testung - Montag ist Testtag". Ab 18. Jänner erhalten die Schulen die Testkits. Volksschüler sollen die Testkits mit nach Hause nehmen und mit ihren Eltern gemeinsam die Tests durchführen. Ab der Unterstufe bzw. Mittelschule bekommen die Kinder und Jugendlichen an der Schule eine Anleitung zur Handhabe des Tests etwa durch Videos oder geschultes Personal wie Schulärzte.

Ab dem zweiten Durchlauf erhalten sie dann die Tests nach Hause mit. Sie können aber auch als Art "soziales Ereignis" in der Schule durchgeführt werden, so Faßmann. Bis Ende Jänner sollen dann die gesamten fünf Millionen Tests da sein - das Ministerium bezahlt dafür 2,70 Euro pro Test, für Lehrer und Eltern seien diese selbstverständlich gratis.

Kinder unter 14 Jahren brauchen eine Einverständniserklärung der Eltern - liegt diese nicht vor, bekommen sie auch keinen Test. Entsorgt werden können die Tests im Restmüll. Die Teilnahme befreit nicht vom Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in der Schule. "Es wird Eltern geben, die das ablehnen", meinte Faßmann. Das sei auch möglich. "Insgesamt ist das aber eine Chance, die Schulen nicht nur zu öffnen, sondern auch offenzuhalten."

Testgenauigkeit die selbe wie bei Massentests

Die Testgenauigkeit der neuen Selbsttests für den vorderen Nasenberreich entspricht in etwa jenen der bei den Massentests verwendeten Antigentests. Das bestätigte Franz Allerberger, Leiter der Abteilung für "Öffentliche Gesundheit" der AGES. Der Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Jugendheilkunde, Reinhold Kerbl, hat auch "keinerlei Bedenken, dass der Test gefährlich sein könnte": Der Eingriff sei minimal und auch für Kinder und Jugendliche vertretbar.

Experten befinden Pläne für "sehr gut" und "tauglich"

Für die Sprecherin der AHS-Direktoren, Isabella Zins, klingen die Pläne "sehr gut". Es sei erfreulich, dass offenbar genügend Tests dafür da sind. Die Vorgehensweise sehe "praxisnah und einleuchtend aus", so Zins im "Ö1-Mittagsjournal". Sie könne sich "vorstellen, dass das ein Ritual wird", für dessen Umsetzung man auch die "Eltern ins Boot holen" müsse. Das Argument der Verängstigung der Kinder falle bei den neuen Selbsttests weg.

Auch die Virologin und "Wissenschafterin des Jahres 2020", Elisabeth Puchhammer-Stöckl sah im "Mittagsjournal" im Plan ein taugliches Konzept, "um Schüler mit geringem Risiko an Schulen zu bringen": Daten zur britischen Virusmutation, die eine höhere Infektionswahrscheinlichkeit für junge Menschen nahelegen, seien mit großer Vorsicht zu genießen: Im Erhebungszeitraum wären die britischen Schulen im Gegensatz zu vielen vor allem von Erwachsenen genutzten Einrichtungen weitgehend offen gewesen.

SPÖ und NEOS begrüßen Plan, FPÖ dagegen

Begrüßt wird die neue Teststrategie von SPÖ und NEOS: Die Regierung müsse nun eine Qualitätsprüfung durchführen und die Zertifizierung sicherstellen , so SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid in einer Aussendung. "Nun wird endlich das getan, was wir seit August fordern: Testmöglichkeiten für alle Kinder schaffen." Ihr NEOS-Pendant Martina Künsberg Sarre forderte zusätzlich aber auch endlich Klarheit über die Rückkehr in den Präsenzunterricht.

Ganz anders FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl: Er sieht die "geplante Testorgie" an den Schulen angesichts der geringen Infektionshäufigkeit dort als "völlig sinnlos". Offenbar sei es der Regierung "ein besonderes Anliegen, gerade die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft nachhaltig an die 'neue Normalität' eines totalitären Überwachungsstaats zu gewöhnen".

ribbon Zusammenfassung
  • Fünf Millionen Schnelltests sollen Lehrern und Schülern zur Verfügung stehen, um durch regelmäßige Tests die Rückkehr in den Präsenzunterricht zu ermöglichen.
  • Es handelt sich dabei um Testkits, die Selbsttestung durch Schüler erlauben und deutlich weniger invasiv sind. Die Testproben bei den bestellten Schnelltestkits müssen nur in der Nase abgenommen werden, nicht wie bei bisherigen Systemen im Rachen.
  • Die Tests seien aber weiterhin freiwillig. "Was wir anstreben, ist eine wöchentliche Testung - Montag ist Testtag". Ab 18. Jänner erhalten Schulen Test-Kits.
  • Volksschüler nehmen diese Test-Kits mit nach Hause und die Eltern machen den Tests. Bei Unterstufen-Schüler brauche man laut Faßmann die Erlaubnis der Eltern, die Tests könnten dann gleich an der Schule durchgeführt werden.
  • Man biete die Tests als freiwilliges Angebot an, auf Zwang oder Pflicht wird nicht gesetzt, betont Faßmann.

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