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FPÖ-Chats zu ORF: Strache wollte mehr Gabalier auf Ö3

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Neue Chats aus der Regierungszeit der FPÖ zeigen, wie Heinz-Christian Strache und Co. sich einen ORF-Umbau vorgestellt haben. Kritische Journalisten sollten laut Recherchen von "Profil" und "Standard" abgesägt werden. Der Ex-Vizekanzler wünschte sich außerdem, dass "Andi Gabalier endlich auf Ö3 gespielt wird".

Dem Nachrichtenmagazin "Profil" liegen Chats der FPÖ aus den Jahren 2018 und 2019 vor, in denen die Parteispitze gegen Journalisten wettert und Umbauten im ORF plant. Zum damaligen Zeitpunkt regierten die Blauen gemeinsam mit der ÖVP.

In einer WhatsApp-Gruppe beschwerten sich dem "Profil"-Bericht zufolge unter anderem Heinz-Christian Strache, Harald Vilimsky und Norbert Steger über die "unfassbare Propaganda" im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Man dürfte sich Chancen ausgerechnet haben, kritische Journalisten gegen Kandidaten zu tauschen, die den eigenen Vorstellungen entsprechen.

"Thür verarscht uns auf Twitter. Müssen endlich auf den Tisch hauen", wird etwa eine Chatnachricht von Harald Vilimsky vom 6. Februar 2019 zitiert. Schon vor der Besetzung von ZiB2-Moderator Martin Thür hatte Vilimsky in einer Nachricht gemutmaßt: "Freund ist der nicht." Norbert Steger schrieb am 27. Mai 2018, dass "der Auftrag lautete Thür zu verhindern!" Erfolgreich war man bei diesem Vorhaben nicht.

Wehrschütz "würde er gerne als Unterhaltungschef im ORF ausmisten"

Auch die Funktion von ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz in den Chats Thema. So ließ Strache etwa den jetzigen blauen EU-Spitzenkandidaten Harald Vilimsky und den Ex-Klubobmann Johann Gudenus wissen, dass Wehrschütz eine "aktive" Rolle präferiere und daher nicht Chef der Auslandskorrespondenten werden wolle. Auch das geht aus den Chats hervor.

Es kursierten Vorschläge, ihn "finanziell und politisch im Bereich Auslandskorrespondenz vor Ort mit Russland" aufzuwerten und ihm zusätzlich ein Format wie das "Europastudio" zu überantworten. Auch die Funktion als Landesdirektor für Oberösterreich kursierte. Sollte das nicht klappen, "dann würde er gerne als Unterhaltungschef im ORF ausmisten", schrieb Strache.

Gegenüber dem "Standard" hielt Wehrschütz fest, dass er 2021 vom damaligen ORF-Chef Alexander Wrabetz gefragt worden sei, ob er als Korrespondent nach Moskau wechseln wolle, er dies aber abgelehnt habe. Er sei nicht bereit gewesen, die Ukraine und den Balkan aufzugeben. Erörtert habe er diese Frage nur mit seiner Familie. Die FPÖ habe keine Rolle gespielt.

Mehr Gabalier auf Ö3

Neben kritischem Journalismus stößt Heinz-Christian Strache in den Chats auch ein vermeintlicher Boykott von Sänger Andreas Gabalier sauer auf. "Bitte auch dahinter sein, dass Andi Gabalier endlich auf Ö3 gespielt wird", fordert der Ex-Vizekanzler.

Der ORF solle "im Sinne des öffentlich-rechtlichen Bildungs- und Kulturauftrages" auch über die Auftritte des Musikers in Deutschland und Österreich berichten.

Laut dem "Standard" soll sich ein anderer aktiv um einen Karriere-Push durch die FPÖ bemüht haben. In der Regierungszeit von Strache startete sein Fitnesstrainer Philipp Jelinek mit dem Format "Fit mit Phillipp" im ORF durch.

Laut Chat-Protokollen, die dem "Standard" vorliegen, soll Jelinek daran interessiert gewesen sein, "Guten Morgen Österreich" zu moderieren. Im Gegenzug für die Unterstützung des Vizekanzlers bei seinem Vorhaben, würde der Fitnesstrainer versuchen, Strache über ORF-Interna zu informieren.

"Lieber Heinz, der Kuchen wird jetzt verteilt... wir müssen dringen die Weichen für mich stellen", zitiert der "Standard" eine Nachricht von Jelinek.

"Trauriges Sittenbild"

Der ORF betont indessen in einer Aussendung, dass "primär über ORF-Mitarbeiter:innen gesprochen wird und nicht mit ihnen." Man verwahre sich gegen jegliche politische Einflussnahme. 

Wünsche aus den Chats seien vom ORF nicht erfüllt worden. "Weder solche der Politik noch von einzelnen Mitarbeitern", heißt es weiter.

Der Redaktionsrat des ORF verurteilte in einer eigenen Aussendung die veröffentlichten internen Chats der FPÖ: "Die Chats zeigen ein trauriges Sittenbild, wie wenig politische Parteien - allen voran die FPÖ - von unabhängigem Journalismus halten." 

Der ORF solle von jenen, die der Partei "genehm" sind, geführt oder "zusammengestutzt" werden. "Das war in Zeiten der FPÖ-Regierungsbeteiligung so und das ist auch heute noch so, wie zahlreiche öffentliche Stellungnahmen der FPÖ in letzter Zeit belegen", heißt es vonseiten des Redaktionsrates weiter.

Schon 2022 berichtete das "Profil" über Chats führender FPÖ-Politiker, darunter Strache und Steger, die eine ORF-Reform im Sinne ihrer Partei skizzieren.

Nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos am 17. Mai 2019 verabschiedete sich laut "Profil" zunächst Norbert Hofer und wenig später auch Norbert Steger aus der Chatgruppe.

Heinz-Christian Strache, Harald Vilimsky, Hans Jörg Jenewein und Norbert Steger gaben gegenüber dem Profil zunächst keine Stellungnahmen ab. Philipp Jelinek wurde vom Standard um eine Stellungnahme gebeten, auch diese steht noch aus.

Video: Soll Kickl-FPÖ in die nächste Regierung?

ribbon Zusammenfassung
  • Dem "Profil" liegen Chats der FPÖ aus den Jahren 2018 und 2019 vor, in denen die Parteispitze gegen kritische Journalisten wettert und Umbauten im ORF plant.
  • Der Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache wünschte sich außerdem, dass "Andi Gabalier endlich auf Ö3 gespielt wird".
  • Laut dem "Standard" soll sich ein anderer aktiv um einen Karriere-Push durch die FPÖ bemüht haben.
  • Laut Chat-Protokollen, die der Tageszeitung vorliegen, soll Philipp Jelinek daran interessiert gewesen sein, "Guten Morgen Österreich" zu moderieren.
  • In der Regierungszeit von Strache startete sein Fitnesstrainer Jelinek mit dem Format "Fit mit Phillipp" im ORF durch.