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Experten: Ukrainische Flugabwehr zunehmend überfordert

Heute, 14:26 · Lesedauer 2 min

Im Oktober hat sich die Situation der Ukraine bei der Flugabwehr nach Einschätzung von Experten stark verschlechtert. "Russland gelingt es zunehmend, die ukrainische Luftabwehr zu umgehen und kritische Infrastruktur zu schädigen", heißt es im vom Europäischen Austausch und der Konrad-Adenauer-Stiftung monatlich herausgegebenen Bericht "Monitor Luftkrieg Ukraine". Insbesondere der Einsatz ballistischer Raketen habe sich mit 108 Stück mehr als verdoppelt.

Die Abfangquote liege gleichzeitig auf der Basis ukrainischer Angaben bei nur etwa 15 Prozent. Dem Bericht zufolge wurden durchschnittlich jede Nacht 170 russische Drohnen gegen Ziele in der Ukraine eingesetzt. Mit nach ukrainischer Zählung 5.298 Langstreckendrohnen liegt der Wert allerdings etwa sechs Prozent unter den Zahlen des September. Im Juli sei dabei mit knapp 6.300 Drohnen der bisherige Höchstwert erreicht worden. Im Bericht wird vermutet, dass dies auf ein Nichterreichen russischer Produktionsziele zurückzuführen ist.

Im vergangenen Monat wurden den Zahlen nach 1.077 Drohnen nicht abgefangen. Die Abfangquote sank demnach auf 80 Prozent. Anfang des Jahres seien dabei noch fast 100 Prozent der Drohnen rechtzeitig abgewehrt worden. Insgesamt seien im Oktober über 1.200 Flugkörper nicht abgefangen worden. Im Februar sei diese Zahl bei nur 145 gelegen.

Allein bei ballistischen Raketen des Typs Iskander seien über 34 Tonnen Sprengstoff nicht rechtzeitig abgewehrt worden. Zusammen mit Drohnen, Marschflugkörpern und Hyperschallraketen gingen fast 97 Tonnen an Sprengladungen auf Ziele im ukrainischen Hinterland nieder. "Die Menge der nicht abgefangenen Sprengladung hat sich innerhalb eines Monats verdoppelt und überfordert zunehmend die ukrainische Flugabwehr", wird in dem Bericht gewarnt.

Das sei ein Alarmsignal und daher müsse die ukrainische Flugabwehr stärker unterstützt werden. Dies auch im Hinblick darauf, dass Russland die Bestellungen von Marschflugkörpern und ballistischen Raketen trotz höherer Kosten weiter steigere.

Angriffe insbesondere gegen ukrainische Energieanlagen

Die Angriffe seien insbesondere gegen ukrainische Energieanlagen wie Kraftwerke, Umspannwerke und Gasspeicher geführt worden. Gut 60 Prozent der Erdgasproduktion sei nach Angaben aus Kiew im Oktober zerstört worden. Das Land leidet in vielen Regionen unter anhaltenden Stromausfällen.

Die Ukraine wehrt sich mit massiver westlicher Unterstützung seit mehr als dreieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion. Vor allem aus Deutschland sind seither moderne Flugabwehrsysteme an das osteuropäische Land geliefert worden.

Zusammenfassung
  • Die ukrainische Flugabwehr ist laut Experten zunehmend überfordert: Im Oktober wurden über 1.200 Flugkörper, darunter 108 ballistische Raketen und 1.077 Drohnen, nicht abgefangen, die Abfangquote bei Raketen sank auf etwa 15 Prozent.
  • Russland setzte durchschnittlich jede Nacht 170 Drohnen gegen die Ukraine ein und traf vor allem Energieanlagen, wodurch 60 Prozent der Erdgasproduktion im Oktober zerstört wurden und viele Regionen unter Stromausfällen leiden.
  • Die Menge der nicht abgefangenen Sprengladung hat sich innerhalb eines Monats verdoppelt und lag im Oktober bei fast 97 Tonnen, weshalb Experten eine stärkere Unterstützung der ukrainischen Flugabwehr fordern.