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Europäer wünschen sich mehr Geschlossenheit der EU

Heute, 05:01 · Lesedauer 3 min

Um den aktuellen geopolitischen Krisen und Herausforderungen zu begegnen, fordern 90 Prozent der Europäerinnen und Europäer (83 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher) die Europäische Union auf, geschlossener aufzutreten. 77 Prozent der in der am Mittwoch veröffentlichten neuen Eurobarometer-Umfrage EU-weit Befragten (65 in Österreich) sagen zudem, die EU brauche dafür mehr Geld. In Österreich ist trotzdem nur ein Drittel von neuen EU-Einnahmequellen überzeugt.

Ein weiteres Drittel ist "eher dafür". Europaweit ist etwas mehr als Hälfte "voll und ganz dafür", dass die EU mehr neue Einnahmequellen (Eigenmittel) erhält, etwa auf Grundlage von Treibhausgasemissionen oder Unternehmensgewinnen. Die Diskussion um diese nimmt gerade wieder Fahrt auf, da die EU-Kommission in ihrem Vorschlag für die Finanzierung des nächsten mehrjährigen EU-Budget in Höhe von 2 Billionen Euro neue Eigenmittel etwa in Form von Steuern plant. Österreich ist hier traditionell skeptisch.

Nur ein Viertel der europäischen - und ein Fünftel der österreichischen - Umfrageteilnehmen ist "auf jeden Fall" dafür, dass immer mehr Projekte gemeinsam von der EU als Ganzes finanziert werden, anstatt von den einzelnen Mitgliedstaaten. Rund die Hälfte meint hier "wahrscheinlich". Der Budget-Vorschlag sieht auch vor, dass die Vergabe von EU-Geldern stärker an das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit geknüpft ist. Dem stimmen rund 45 Prozent in der EU und in Österreich zu.

68 Prozent der Europäer, aber nur knapp mehr als die Hälfte der Österreicher wollen, dass die EU in Zukunft eine stärkere Rolle beim Schutz der europäischen Bürger vor globalen Krisen und Gefahren für die Sicherheit spielt. Auf Platz 1 der Bereiche, auf die sich die EU dabei konzentrieren sollte, steht europaweit Verteidigung und Sicherheit (für 37 Prozent der Befragten), gefolgt von Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaft und Industrie (32). Danach folgt die sichere Energieversorgung (27). In Österreich sind die Plätze 1 und 2 mit 32 Prozent für mehr Wettbewerbsfähigkeit und 30 Prozent für Verteidigung umgedreht.

Österreicher bleiben EU-skeptisch

73 Prozent der EU-weit Befragten, aber nur 60 Prozent der heimischen sind überzeugt, dass ihr Heimatland durch die Mitgliedschaft in der EU Vorteile hat. In Österreich sind das um fünf Prozentpunkte weniger als in der letzten Umfrage ein halbes Jahr davor. Rund die Hälfte der in der EU lebenden, aber nur 38 Prozent der in der Alpenrepublik heimischen Befragten haben ein positives Bild von der EU. Ebensoviele denken, dass sich die EU "in die richtige Richtung" entwickelt - das sind um fünf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung.

Als wichtigste Themen, die das EU-Parlament angehen sollte, liegen weiterhin die Inflation und steigende Preise auf Platz 1 (41 bzw. 42 Prozent in der EU bzw. Österreich). Danach folgen für jeweils 34 Prozent der Befragten EU-weit Sicherheit und Verteidigung, in Österreich hingegen Migration und Asyl. Die Förderung der Wirtschaft und der Kampf gegen Armut sind weitere Prioritäten für die Menschen.

Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Verian zwischen 5. und 29. Mai 2025 in allen 27 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Sie erfolgte in Form von persönlichen Interviews sowie Videointerviews. Insgesamt wurden 26.410 Interviews durchgeführt und die EU-Ergebnisse entsprechend der Bevölkerungsgröße jedes Landes gewichtet. In Österreich wurden 1.003 Menschen befragt.

Zusammenfassung
  • 90 Prozent der Europäerinnen und Europäer, aber nur 83 Prozent der Österreicher, wünschen sich mehr Geschlossenheit der EU, wie eine Eurobarometer-Umfrage mit 26.410 Befragten zeigt.
  • Während 77 Prozent der EU-Bürger und 65 Prozent der Österreicher mehr Geld für die EU fordern, befürwortet in Österreich nur ein Drittel neue EU-Einnahmequellen, europaweit sind es etwas mehr als die Hälfte.
  • Inflation und steigende Preise bleiben mit 41 Prozent EU-weit und 42 Prozent in Österreich das wichtigste Thema, während Verteidigung und Sicherheit europaweit Priorität haben, in Österreich jedoch Wettbewerbsfähigkeit an erster Stelle steht.