Europäer leiten Reaktivierung von Iran-Sanktionen ein
Die iranische Regierung hat den Schritt verurteilt. Ein ranghoher Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag, dies sei "illegal und bedauerlich". Der Vorgang sei gegen die Diplomatie gerichtet. Die Regierung in Teheran habe alles versucht, um die E3 genannten Staaten davon abzuhalten. Dennoch wolle der Iran die Diplomatie mit den drei Staaten fortsetzen, behalte sich zugleich aber eine Reaktion vor, etwa die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA weiter zu reduzieren. Der Iran werde aufgrund von Druck nicht einlenken.
Die E3 genannten europäischen Mächte werfen der Regierung in Teheran vor, gegen die Auflagen des Wiener Atomabkommens aus dem Jahr 2015 zu verstoßen. Dieses Abkommen sollte den Iran am Bau einer Atomwaffe hindern. Teheran weist den Vorwurf zurück, an einer Atombombe zu arbeiten.
Der Schritt dürfte die Spannungen in der Region weiter anheizen, zwei Monate, nachdem die USA und Israel iranische Atomanlagen bombardiert hatten. Die Regierungen in Berlin, Paris und London begründen den Schritt damit, dass sie den sogenannten Snapback-Mechanismus auslösen wollten, bevor diese Möglichkeit wegen bestehender Fristen Mitte Oktober erlöschen würde.
Zuvor waren am Dienstag Gespräche in Genf gescheitert, bei denen der Iran keine ausreichenden Zusagen gemacht habe. Die Außenminister der E3 hätten ihren US-Kollegen Marco Rubio am Mittwoch über ihre Entscheidung informiert, verlautete aus diplomatischen Kreisen. Sie hofften jedoch, dass Teheran bis Ende September doch noch einlenken werde.
60 Prozent nahe am waffenfähigen Niveau
Das internationale Atomabkommen von 2015 sollte den Iran am Bau einer Atomwaffe hindern. Nachdem die USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump 2018 einseitig aus dem Abkommen ausgestiegen waren, begann der Iran schrittweise, seine Verpflichtungen ebenfalls zu verletzen. Der nun ausgelöste Mechanismus sieht vor, dass der UN-Sicherheitsrat innerhalb von 30 Tagen über eine Fortsetzung der Sanktionserleichterungen abstimmen muss. Eine solche Resolution gilt jedoch als ausgeschlossen, da die E3-Staaten sie mit ihrem Veto blockieren würden. Damit würden Ende September automatisch alle früheren UN-Sanktionen wieder in Kraft treten.
Der Iran hatte für den Fall der Wiedereinführung von Sanktionen mit einer "harten Antwort" gedroht. Die E3-Staaten hatten angeboten, den Prozess um bis zu sechs Monate aufzuschieben. Bedingung dafür wäre gewesen, dass der Iran wieder vollständige UN-Inspektionen zulässt und Gespräche mit den USA aufnimmt. Die in Wien ansässige IAEA wirft dem Iran vor, die Anreicherung von Uran auf bis zu 60 Prozent Reinheit beschleunigt zu haben. Dies liegt nahe am waffenfähigen Niveau.
Zusammenfassung
- Der Iran verurteilt diesen Schritt als "illegal und bedauerlich", droht mit einer Reduzierung der Zusammenarbeit mit der IAEA und kündigt eine harte Antwort für den Fall der Sanktionen an.
- Sollten die E3-Staaten ihr Veto einlegen, treten Ende September automatisch alle früheren UN-Sanktionen wieder in Kraft, während der UN-Sicherheitsrat innerhalb von 30 Tagen über eine Fortsetzung der Sanktionserleichterungen abstimmen muss.