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Erneute Festnahmewelle in Istanbuler Stadtverwaltung

Heute, 09:00 · Lesedauer 2 min

Zwei Monate nach der Festnahme des mittlerweile abgesetzten Istanbuler Bürgermeisters und politischen Rivalen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sind türkische Behörden erneut gegen die Verwaltung der Metropole vorgegangen. Es sei die Festnahme von 22 Menschen angeordnet worden, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ihnen würden Korruptionsvorwürfe in Zusammenhang mit Ausschreibungen eines Tochterunternehmens der Stadtverwaltung gemacht, hieß es.

Mindestens 18 seien bereits in Gewahrsam, berichtete der Staatssender TRT, darunter auch der Leiter der Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung, Taner Cetin.

Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu war im März in Zusammenhang mit Korruptions- und Terrorvorwürfen verhaftet und abgesetzt worden. Auch Dutzende weitere wurden festgenommen und teils verhaftet. Das Vorgehen gegen Imamoglu wird weithin als politisch motiviert interpretiert und hatte landesweiten Protest ausgelöst. Er gilt als aussichtsreichster Gegner des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bei einer kommenden Präsidentschaftswahl. Eine kürzliche Umfrage ergab, dass eine Mehrheit der Menschen in der Türkei die Inhaftierung des CHP-Politikers als rechtswidrig einschätzt.

Auch am Montagabend fanden sich mehrere Tausend Menschen in Izmir bei einer Kundgebung der Partei Imamoglus zusammen und forderten in Sprechchören den Rücktritt Erdogans. In Istanbul protestierten Studenten gegen die Regierung.

Zusammenfassung
  • Die türkischen Behörden haben die Festnahme von 22 Personen im Umfeld der Istanbuler Stadtverwaltung wegen Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit Ausschreibungen eines Tochterunternehmens angeordnet.
  • Mindestens 18 Menschen, darunter der Leiter der Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit Taner Cetin, befinden sich bereits in Gewahrsam.
  • Die Festnahmen stehen im Kontext der Absetzung und Verhaftung des Bürgermeisters Ekrem Imamoglu im März, was landesweite Proteste und breite Kritik an der Rechtsmäßigkeit des Vorgehens ausgelöst hat.