APA/APA (AFP)/GODOFREDO A. VASQUEZ

Emotionale Trauerfeier für George Floyd in Houston

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Gut zwei Wochen nach seinem Tod bei einem brutalen Polizeieinsatz haben die Angehörigen und Hunderte Ehrengäste Abschied von dem Afroamerikaner George Floyd genommen. Vor der Beisetzung kam die Trauergemeinde am Dienstag in der Kirche "The Fountain of Praise" in Houston im US-Bundesstaat Texas bei einer berührenden Trauerfeier zusammen.

Gut zwei Wochen nach seinem Tod bei einem brutalen Polizeieinsatz haben die Angehörigen und Hunderte Ehrengäste Abschied von dem Afroamerikaner George Floyd genommen. Vor der Beisetzung kam die Trauergemeinde am Dienstag in der Kirche "The Fountain of Praise" in Houston im US-Bundesstaat Texas bei einer berührenden Trauerfeier zusammen.

Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden drückte seine Anteilnahme in einer Videobotschaft aus, die in der Kirche gezeigt wurde. Biden rief zur Überwindung von Rassismus auf. Amerika habe keine andere Wahl, als es in Zukunft besser zu machen. "Wir können die Wunden dieser Nation heilen", sagte Biden.

Bereits am Montag waren Tausende zu Floyds aufgebahrtem Leichnam in die Kirche in Houston geströmt. Floyd war in der texanischen Metropole aufgewachsen. Auch am Dienstag nahmen noch Menschen Abschied am goldfarbenen Sarg. Auf der Bühne standen zwei Bilder Floyds, die ihn mit Engelsflügeln und einem Heiligenschein zeigten. Ein Künstler malte während der von Gospel-Musik begleiteten Zeremonie ein weiteres Porträt von ihm.

Der Bürgerrechtler Al Sharpton und andere Würdenträger schritten am Dienstag bei brütender Hitze mit Verwandten und Freunden Floyds durch ein Spalier von Trauernden und amerikanischen Fahnen in die Kirche. Sharpton wollte auch die Trauerrede für den 46-Jährigen halten, der in Houston im US-Bundesstaat Texas aufgewachsen war. Nach dem Gottesdienst mit rund 500 geladenen Gästen sollte eine Kutsche Floyds sterbliche Überreste zum knapp 25 Kilometer entfernten Friedhof Houston Memorial Gardens bringen. Dort war die Beisetzung Floyds neben seiner Mutter geplant.

An der Zeremonie in Houston nahmen auch andere Afroamerikaner teil, deren Verwandte durch Weiße getötet worden waren. Unter ihnen waren die Mutter von Eric Garner, einem New Yorker, der im Würgegriff der Polizei starb, sowie die Familie von Ahmaud Arbery, einem 25-Jährigen aus dem Bundesstaat Georgia, der im Februar beim Joggen erschossen wurde. Drei Weiße sind in dem Fall als Tatverdächtige angeklagt.

Floyd war am 25. Mai bei einem brutalen Polizeieinsatz ums Leben gekommen. Ein weißer Polizeibeamter hatte sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken des am Boden liegenden Mannes gedrückt - trotz seiner wiederholten Bitten, ihn atmen zu lassen. Der Polizist und drei an dem Einsatz beteiligte Kollegen wurden entlassen, festgenommen und angeklagt. Floyd war wegen des Verdachts, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben, festgenommen worden. Sein Tod löste Massenproteste gegen systematischen Rassismus und Polizeigewalt im ganzen Land und auch weltweit aus.

Ex-US-Vizepräsident Biden war am Montag persönlich nach Houston gereist, um Familienangehörige von Floyd zu treffen, darunter dessen sechs Jahre alte Tochter Gianna. In seiner Videobotschaft zeigte er sich am Dienstag empathisch, sprach von einem "tiefen Loch" in den Herzen der Familie und der Freunde - und bekam Applaus der Trauergemeinde.

"Wir wissen, dass ihr nie wieder dasselbe fühlen werdet", sagte Biden. Zu viele Schwarze in den USA "wachen auf und wissen, dass sie ihr Leben verlieren können, indem sie einfach ihr Leben leben", beklagte Biden. "Wenn George Floyd Gerechtigkeit erfährt, werden wir wirklich auf unserem Weg zur Rassengerechtigkeit in Amerika sein." Dann würden Giannas Worte wahr, fügte Biden an die Adresse der Tochter hinzu: "Dein Vater wird die Welt verändert haben."

US-Präsident Donald Trump äußerte sich zunächst nicht zu der Trauerfeier, stattdessen griff er einen verletzten Demonstranten per Twitter an. Trump sprach am Dienstag im Kurzbotschaftendienst mit Blick auf eine Polizeiattacke gegen einen 75-jährigen Demonstranten in der Stadt Buffalo von einem möglichen "abgekarteten Spiel".

Bei dem Demonstranten Martin Gugino könnte es sich um einen "Antifa-Provokateur" handeln, schrieb Trump. "Ich habe es mir angeschaut, er ist härter gefallen, als er gestoßen wurde." Gugino habe außerdem anscheinend "die Polizeikommunikation gescannt, um die Ausrüstung auszuschalten", schrieb der Präsident weiter. Womöglich handle es sich um ein "abgekartetes Spiel".

Ein Video von der Polizeiattacke auf Gugino in Buffalo im Bundesstaat New York hatte vergangene Woche für Empörung gesorgt: Bei Demonstrationen gegen Polizeigewalt nach Floyds Tod hatten zwei Polizisten den 75-Jährigen niedergestoßen, der sich ihnen genähert hatte. Gugino fiel rücklings auf den Boden und blieb regungslos, am Kopf blutend liegen. Er befindet sich nach wie vor im Krankenhaus. Die beiden Polizisten wurden suspendiert, gegen sie laufen Ermittlungen.

New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo kritisierte Trumps Tweet am Dienstag scharf. Der Präsident verbreite "Verschwörungstheorien", erklärte der Demokrat auf Twitter. Gugino befinde sich immer noch im Krankenhaus, und Trump diskreditiere ihn. "Das ist grausam und rücksichtslos."

Trump hat Floyds Tod mehrfach verurteilt. Ihm wird aber vorgeworfen, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und nicht genug Verständnis für den Zorn über Diskriminierung und Ungerechtigkeit im Land zu zeigen.

Floyds Nichte Brooke Williams sagte beim Gottesdienst: "Keine Hassverbrechen mehr, bitte. Jemand hat gesagt: "Make America Great Again". Aber wann war Amerika jemals großartig?" "Amerika wieder großartig machen" war Trumps zentraler Wahlkampfslogan 2016. Williams bekam für ihre Worte viel Applaus.

Am Trauergottesdienst nahmen auch Floyds Kinder Gianna und Quincy Mason teil. Sein ältester Sohn trug wie andere Trauergäste eine Schutzmaske mit der Aufschrift: "I can't breathe" ("Ich kann nicht atmen"). Dies und Rufe nach seiner Mutter waren Floyds letzte Worte, als ein Polizist am 25. Mai in Minneapolis fast neun Minuten lang auf seinem Hals kniete, bis er erstickte. Sie sind zu einem Motto bei den Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus geworden.

Der Tod Floyds hat nicht nur Massenproteste in aller Welt ausgelöst, sondern auch eine Debatte über Polizeireformen in den USA. Der Bürgermeister von Houston, Sylvester Turner, kündigte bei der Trauerfeier für Floyd ein Verbot von Würgegriffen und andere Maßnahmen gegen Polizeigewalt an. "In dieser Stadt werden wir Deeskalation verlangen. In dieser Stadt wird man eine Warnung geben müssen, bevor man schießt", sagte Turner. "In dieser Stadt hat man die Pflicht, einzuschreiten."

Nach der Zeremonie in der Kirche sollte Floyds Leichnam am Dienstagnachmittag (Ortszeit) - eskortiert von der Polizei - zu einem Friedhof in der Nachbarstadt Pearland gebracht werden. Die letzte Meile (etwa 1,6 Kilometer) der Prozession sollte sein Sarg offiziellen Angaben zufolge in einer Pferdekutsche transportiert werden. Nach übereinstimmenden Medienberichten sollte Floyd anschließend neben dem Grab seiner Mutter beigesetzt werden. Entlang der Strecke wurde mit vielen Zuschauern gerechnet. Die Stadt Pearland warnte vor extremen Temperaturen von weit mehr als 30 Grad.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor der Beisetzung kam die Trauergemeinde am Dienstag in der Kirche "The Fountain of Praise" in Houston im US-Bundesstaat Texas bei einer berührenden Trauerfeier zusammen.
  • Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden drückte seine Anteilnahme in einer Videobotschaft aus, die in der Kirche gezeigt wurde.
  • Bereits am Montag waren Tausende zu Floyds aufgebahrtem Leichnam in die Kirche in Houston geströmt.

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