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Serbischer Ultranationalist

"Idioten als Minister": Dodik kritisiert Meinl-Reisinger heftig

Heute, 18:12 · Lesedauer 4 min

Der Präsident der bosnischen Republika Srpska, Milorad Dodik, reitet Attacken gegen Außenministerin Beate Meinl-Reisinger. In Österreich seien "auch Idioten" Minister.

Der Zeitung "Die Presse" sagte der separatistische serbische Ultranationalist: "Ich kann sehr gut zwischen dem österreichischen Volk und bestimmten Politikern unterscheiden. Ich bin dankbar, dass unsere Leute dort arbeiten können – mit dem Wissen, dass sie dort manchmal auch Idioten als Minister haben". Kritik übte er auch im "profil".

Im März hatte die gesamtstaatliche Staatsanwaltschaft Bosnien und Herzegowinas Haftbefehle gegen Dodik und zwei weitere hochrangige Politiker der Republika Srpska erlassen.

Ihnen wird vorgeworfen, gegen die verfassungsmäßige Ordnung Bosnien und Herzegowinas verstoßen zu haben. In Österreich darf Dodik seither nicht mehr einreisen.

Verbale Attacke auf Meinl-Reisinger

Dieser kritisierte in diesem Zusammenhang auch Meinl-Reisingers Besuch in Sarajevo, der Hauptstadt des Gesamtstaats Bosnien und Herzegowina, Anfang April. "Wenn eine Ministerin, die erst ein paar Tage im Amt ist, nach Sarajevo reist und dort der Atmosphäre des Schulterklopfens erliegt, zeugt das davon, dass es in Österreich auch unseriöse Minister gibt", sagte er.

"Was ist das für eine Art, was für ein Verhalten, sich erst beim Abendessen von den Muslimen negatives Gerede über das Monstrum Dodik einflüstern zu lassen und aufgrund dessen mit einer politischen Stellungnahme aufzuwarten?", wurde Dodik in der "Presse" zitiert.

Er habe das Recht, "Minister nicht zu respektieren, die mich nicht respektieren", sagte Dodik dort. Sollte "diese Frau" zufällig auf das Territorium der Republika Srpska gelangen, würde ich sie hier sofort rauswerfen lassen, erklärte er in Bezug auf Außenministerin Meinl-Reisinger.

Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil" erklärte der 66-jährige Politiker der serbischen "Allianz der Unabhängigen Sozialdemokraten" zudem: "Die österreichische Außenministerin glaubt wohl, sie gehört einer höherwertigeren Rasse an. Das tut sie nicht. Ich werde alles dafür tun, dass sich unsere serbische Gemeinschaft in Österreich organisiert und dass sie ihren Willen ausdrückt."

Gesamtstaat für bosnische Serben "eine Last"

Der Staat Bosnien-Herzegowina sei für die bosnischen Serben "eine Last, die wir nicht lieben", so Dodik in der "Presse".

"Wir sind hier, weil wir das müssen und eine übermächtige NATO-Macht uns dazu getrieben hat. Das ist nicht unsere Position, sondern Bosniens surrealistische Realität. Wir haben keinerlei Sezessionspläne. Wir drücken nur unsere Unzufriedenheit mit diesem Staat aus. Aber auch die Kroaten und Muslime sind unzufrieden. Und so wie ich sehe, scheint auch die EU mit diesem Staat nicht zufrieden."

Rassismus-Vorwurf gegen früheren "Hohen Repräsentanten" Petritsch

Dem ehemaligen Hohen Repräsentanten in Bosnien und Herzegowina von 1992 bis 2002, dem österreichischen Diplomaten Wolfgang Petritsch, warf der Präsident der Republika Srpska in der "Presse" Rassismus vor. "Wir Serben sind immer die schlechten Kerle: Wir wurden schon von Petritsch so behandelt, als wären wir nur zum Bestrafen da, als Leute einer niederen Rasse, als wüssten wir nichts", sagte Dodik.

Im "profil" erklärte er zudem zur aktuellen Lage: "Der sogenannte Hohe Repräsentant Christian Schmidt und die Muslime in Bosnien sind gegen mich und einige andere serbische Politiker. Am liebsten würden sie das gesamte serbische Volk in ein Konzentrationslager stecken, so wie im Zweiten Weltkrieg. Damals haben viele Muslime gemeinsam mit Kroaten in den Reihen der faschistischen Ustascha Serben verfolgt."

Die Muslime in Bosnien-Herzegowina würden wieder Krieg wollen und am liebsten Jihadisten ins Land bringen und die "Scharia durchsetzen", polterte Dodik. "Und offenbar passt es einigen in Europa gut ins Konzept, denn sie würden sich am liebsten des eigenen Abschaums entledigen und sie alle hierherbringen."

Bosnien und Herzegowina seit 1995 geteilt

Bosnien-Herzegowina wurde 1995 nach dem dreijährigen Krieg mit mehr als 100.000 Toten gemäß dem Dayton-Friedensabkommen in die überwiegend von bosnischen Serben bewohnte Republika Srpska und die kroatisch-muslimische Föderation Bosnien und Herzegowina aufgeteilt.

Die beiden halbautonomen Landesteile sind durch eine schwache Zentralregierung verbunden. Festgeschrieben ist im Dayton-Abkommen auch das einflussreiche Amt eines Hohen Repräsentanten der UNO, der über den Friedensvertrag wacht.

Seit Dezember 2022 hat Bosnien den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Die Europäische Union beschloss im März des vergangenen Jahres die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen.

Österreich unterstützt die graduelle Integration des Westbalkans in die EU, wofür es sich auch in der Staatengruppe der "Freunde des Westbalkans" einsetzt. Der Gruppe gehören neben Österreich die Länder Italien, Kroatien, Tschechien, Griechenland, Slowakei und Slowenien an.

Zusammenfassung
  • Milorad Dodik, Präsident der bosnischen Republika Srpska, attackiert Außenministerin Beate Meinl-Reisinger scharf und bezeichnet sie als unseriös. Er wirft ihr vor, sich von negativen Einflüssen leiten zu lassen.
  • Im März wurden Haftbefehle gegen Dodik und zwei weitere Politiker der Republika Srpska wegen Verstoßes gegen die verfassungsmäßige Ordnung in Bosnien und Herzegowina erlassen.
  • Bosnien-Herzegowina wurde 1995 nach dem Dayton-Abkommen in die Republika Srpska und die kroatisch-muslimische Föderation geteilt, was eine schwache Zentralregierung hinterließ.