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Die wichtigsten Fragen vor dem G20-Gipfel

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Mehr als zwei Jahre hat die G20-Gipfel-Diplomatie pandemiebedingt pausieren müssen - am Samstag kommen die Staats- und Regierungschefs der Gruppe wieder zu einem zweitägigen Spitzentreffen in Rom zusammen.

Die wichtigsten Fragen vor dem Treffen der G20-Staaten in Rom am Wochenende.

Was ist das Besondere an diesem Gipfel?

Aus deutscher Sicht ist es sicherlich das gemeinsame Erscheinen der Kanzlerin und ihres wahrscheinlichen Nachfolgers: Olaf Scholz wird in Rom sein Debüt auf der großen Gipfelbühne geben. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel will ihn zu ihren bilateralen Treffen mit anderen Staats- und Regierungschefs mitnehmen - anvisiert ist unter anderem eine Begegnung mit US-Präsident Joe Biden.

In Berliner Regierungskreisen wird der gemeinsame Auftritt als "durchaus historisch" bewertet: Deutschland könne damit "sehr viel Kontinuität signalisieren im G20-Prozess" - und beispielhaft demonstrieren, wie ein reibungsloser Regierungswechsel funktioniere. "Natürlich hat das eine besondere Signalwirkung", heißt es seitens der Bundesregierung.

In welchem Zustand befindet sich die G20?

   Das G20-Format ist in einer Krise. Wenig war in den vergangenen Jahren übrig vom Geist des ersten derartigen Treffens der Staats-und Regierungschefs 2008 in Washington. Damals, auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise, galt die G20 als hoffnungsvolles Symbol einer multipolaren Weltordnung, in der Industrie- und Schwellenländer gemeinsam die Probleme der Welt angehen.

Zuletzt war die G20 eher zur Bühne für politische Egoisten geworden. Die Hoffnung ist nun, dass der Geist der internationalen Kooperation unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden wieder auflebt. Der Gipfel in Rom solle "die Rückkehr des Multilateralismus nach den düsteren Jahren des Isolationismus markieren" - so erhofft es Gipfelgastgeber Mario Draghi, der Ministerpräsident Italiens.

Welche Themen werden den Gipfel dominieren?

Im Mittelpunkt stehen die Klimakrise und die Corona-Pandemie. In der Klimapolitik hofft die Bundesregierung auf ein "starkes Signal" der G20 kurz vor der Weltklimakonferenz in Glasgow - die G20-Mitglieder verursachen 80 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Klimagasen.

Innerhalb der G20-Gruppe gibt es aber große Differenzen - etwa in der Frage, bis wann die jeweiligen Länder Klimaneutralität anpeilen: Deutschland will sie bis 2045 erreichen, China erst 2060, und Länder wie Indien legen sich noch nicht auf ein Datum fest.

Eine zentrale Rolle wird in Rom zudem die Frage spielen, wie ärmere Staaten besser mit Corona-Impfstoff versorgt werden können. Und die Risiken für die Erholung der Weltwirtschaft nach der Pandemie dürften ebenfalls eine wichtige Rolle spielen: steigende Energiepreise, das Anziehen der Inflation, Störungen in den globalen Lieferketten, die abflauende Konjunktur in China.

Lohnt sich der ganze Gipfel-Aufwand überhaupt?

Die G20-Chefs können in Rom immerhin ein konkretes Ergebnis feiern: Sie werden grünes Licht geben für die Einführung einer globalen Mindeststeuer von 15 Prozent auf Unternehmen ab dem Jahr 2023. Die G20-Finanzminister hatten sich um Juli darauf verständigt. "Mit der Steuer kann die G20 in diesem Jahr einen wirklichen Erfolg aufweisen", heißt es aus dem Umfeld von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Die G20-Länder stehen immerhin für zwei Drittel der Weltbevölkerung, 85 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts und drei Viertel des Welthandels. Potenziell könnte diese große Staatengruppe hier sehr viel bewegen - wenn der politische Wille da wäre. An Themen, für die weltweite Lösungen nötig wären, mangelt es nicht.
 

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  • Mehr als zwei Jahre hat die G20-Gipfel-Diplomatie pandemiebedingt pausieren müssen - am Samstag kommen die Staats- und Regierungschefs der Gruppe wieder zu einem zweitägigen Spitzentreffen in Rom zusammen.