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Deutschland liefert weiteres Patriot-System an Ukraine

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Deutschland wird der Ukraine in Kürze ein drittes Patriot-Luftabwehrsystem liefern. Wie das deutsche Verteidigungsministerium am Samstag mitteilte, fiel die Entscheidung dazu "aufgrund der weiteren Zunahme der russischen Luftangriffe" gegen das Land. Die Einleitung der Übergabe aus Beständen der Bundeswehr erfolge "unverzüglich". Deutschland hat der Ukraine bisher zwei Patriot-Systeme geliefert.

Russland hat seine Angriffe auf die Ukraine durch Flugzeuge, Marschflugkörper, sogenannte Gleitbomben und Drohnen in den vergangenen Wochen verstärkt. Ziel war zuletzt insbesondere auch die ukrainische Energieversorgung.

"Der russische Terror gegen ukrainische Städte und die Infrastruktur des Landes führt zu unermesslichem Leid", erklärte Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius. "Er gefährdet die Energieversorgung der Menschen und zerstört die für die Einsatzbereitschaft der ukrainischen Streitkräfte wichtigen Industrieanlagen." Deutschland gehe deshalb mit der "Unterstützung der Ukraine so weit, wie wir es mit Blick auf unsere eigene Einsatzbereitschaft vertreten können."

Deutschlands Kanzler Olaf Scholz sagte die Lieferung des weiteren Patriot-Systems am Samstag persönlich in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu, wie ein Regierungssprecher in Berlin mitteilte. Beide seien sich dabei einig gewesen, "dass auch weitere Anstrengungen von Partnern" für die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung erforderlich seien.

"Die Führungsrolle Deutschlands ist wirklich spürbar, und dank dieser Führungsrolle werden wir in der Lage sein, Tausende Menschenleben zu retten und der Ukraine mehr Schutz vor dem russischen Terror zu bieten", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Zugleich richtete er weitere Worte des Dankes an Scholz: "Olaf, Herr Bundeskanzler, noch einmal vielen Dank für die Flugabwehr."

Selenskyj deutete an, dass im Telefonat mit dem deutschen Kanzler auch über weitere Waffenlieferungen gesprochen worden sei. "Wir arbeiten mit Deutschland auch an einem zusätzlichen IRIS-T-System, das ebenfalls ein starkes Luftabwehrsystem ist, und an Raketen für unsere bestehenden Luftabwehrsysteme."

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock hatte am Dienstag eindringlich mehr Patriot-Systeme für die bedrängte Ukraine gefordert, hatte die deutschen Bestände aber da noch als "erschöpft" bezeichnet. "Mit der weiteren Patriot-Einheit verstärken wir den Schutzschirm der Ukraine", schrieb sie auf X. "Denn sie verteidigt auch unsere Friedensordnung."

Patriot dient der Bekämpfung von größeren Zielen in der Luft wie Flugzeugen, Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Ein System - auch Feuereinheit genannt - besteht aus einem Radarsystem, einem Feuerleitstand und mehreren Startgeräten für Abwehrraketen. Patriot kann bis zu 50 anfliegende Ziele im Blick behalten und fünf Objekte gleichzeitig bekämpfen. Die Reichweite beträgt laut Bundeswehr rund 68 Kilometer.

Die Abgabe des weiteren Systems sei "durch Rückläufe aus planmäßigen Instandsetzungen möglich", erklärte das deutsche Verteidigungsministerium. "Alle unsere Bündnisverpflichtungen können mit den Deutschland verfügbaren Systemen erfüllt werden." Gleichzeitig würden aber "unverzüglich alle erforderlichen Maßnahmen für eine beschleunigte Wiederbeschaffung und Neubeschaffung eingeleitet".

ribbon Zusammenfassung
  • Deutschland verstärkt die ukrainische Luftabwehr mit einem zusätzlichen Patriot-System aus Bundeswehrbeständen.
  • Die Entscheidung für die Lieferung fiel als Reaktion auf die zunehmenden russischen Luftangriffe auf die Ukraine.
  • Das Verteidigungsministerium kündigte an, das System soll unverzüglich an die Ukraine übergeben werden.

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