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Deutscher RKI-Chef: Corona-Prognose ist "superdüster"

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Der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, zeichnete in einer emotionalen Wutrede ein dramatisches Bild der Corona-Lage in Deutschland.

Lothar Wieler, der Leiter der zentralen Corona-Überwachungseinrichtung Deutschlands, sagte in einer Online-Diskussion mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU), dass sich Deutschland in einer  "ernsten Notlage" befinde. "Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern", warnte Wieler.

Hunderte Tote zu erwarten

Eine "düstere" Prognose gab Wieler für die kommenden zehn Tage ab. Die Zahl der Neuinfektionen steige in Deutschland steil an und dürfte laut Wieler sogar noch weitaus höher sein als bekannt. Hinter den mehr als 50.000 Infektionen, die derzeit pro Tag neu registriert würden, "verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele." Bald sei daher täglich mit Hunderten Toten zu rechnen.

Besonders schlimm sei die Situation in den Krankenhäusern, sagt der Leiter des RKI. Die Zahl der schwerkranken Covid-Patienten steige, für Menschen mit Schlaganfall und andere Schwerkranke müsse mancherorts bis zu zwei Stunden nach einem freien Intensivbett gesucht werden.

"Die Versorgung ist bereits in allen Bundesländern nicht mehr der Regel entsprechend." Und das werde noch zunehmen. "Es herrscht eine Notlage in unserem Land. Wer das nicht sieht, der macht einen sehr großen Fehler", warnte Wieler.

Wieler von Politik enttäuscht

Dabei habe das RKI frühzeitig Handlungsempfehlungen ausgesprochen und gewarnt, dass die vierte Welle alle bisherigen deutlich übertreffen könnte, wenn keine "bevölkerungsbezogenen Maßnahmen" ergriffen würden und die Impfquote nicht deutlich steige. Tatsächlich seien die modellierten Szenarien nun eingetroffen.

Wieler warf der Politik schwere Fehler und Versäumnisse vor. "Wir haben zu schnell in zu vielen Bereichen geöffnet", kritisierte er. "Clubs und Bars sind Hotspots, aus meiner Sicht müssen die geschlossen werden." Großveranstaltungen müssten abgesagt werden. In der Bevölkerung gebe es viel zu viele Kontakte, dabei wisse man schon aus der ersten Corona-Welle, dass Kontakteinschränkungen wirksam seien.

Rekord an Neuinfektionen

Am Donnertag meldete das RKI mit 65.371 neuen Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden abermals einen neuen Tageshöchstwert in Deutschland. Das sind 15.175 Fälle mehr als am Donnerstag vor einer Woche, als 50.196 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die

Sieben-Tage-Inzidenz springt auf einen Rekordwert von 336,9 von 319,5 am Vortag. 264 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen Tagesfrist auf 98.538.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, zeichnete in einer emotionalen Wutrede ein dramatisches Bild der Corona-Lage in Deutschland.
  • "Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern", warnte Wieler.
  • Eine "düstere" Prognose gab Wieler für die kommenden zehn Tage ab.
  • Hinter den mehr als 50.000 Infektionen, die derzeit pro Tag neu registriert würden, "verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele." Bald sei daher täglich mit Hunderten Toten zu rechnen.
  • Besonders schlimm sei die Situation in den Krankenhäusern, sagt der Leiter des RKI. Die Zahl der schwerkranken Covid-Patienten steige.
  • Für Menschen mit Schlaganfall und andere Schwerkranke müsse mancherorts bis zu zwei Stunden nach einem freien Intensivbett gesucht werden.

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