Denkmal für spanische Mauthausen-Opfer in Madrid

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Vor dem Hintergrund der politisch heiklen Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit widmet sich Spanien auch dem Schicksal jener tausenden Franco-Gegner, die im NS-Konzentrationslager Mauthausen umgebracht wurden. So wurde in Zentrum Madrids kürzlich ein Denkmal für die nach Mauthausen Deportierten eingeweiht. Eine Vereinigung aus dem andalusischen Córdoba initiierte indes die Anbringung von Schautafeln mit Berichten von Angehörigen im Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte.

Während zahlreiche europäische Länder am Areal der Gedenkstätte Mauthausen eigene Denkmäler unterhalten, ist jenes für die spanischen Opfer kein offizielles. Es wurde nämlich im Jahr 1961 aufgestellt, als Spanien noch eine faschistische Diktatur unter Francisco Franco war. Diese war im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39) mit massiver militärischer Unterstützung von Hitler-Deutschland errichtet worden. Nach Angaben der KZ-Gedenkstätte wurden von 1940 bis 1945 etwa 8.700 spanische Republikaner in NS-Konzentrationslager verschleppt, davon etwa 7.200 in das KZ Mauthausen. Mehr als 4.700 wurden ermordet, die überwiegende Mehrheit von ihnen in Gusen. Als Erkennungszeichen mussten die Spanier ein blaues Dreieck mit einem "S" auf ihrer KZ-Uniform tragen.

Angehörige kritisieren, dass sich Spanien seiner Mitverantwortung für die Verschleppung und Tötung der Republikaner immer noch nicht gestellt hat. Der Verein "Triangulo Azul Stolpersteine" (Blaues Dreieck Stolpersteine) aus Córdoba kritisierte in diesem Zusammenhang das "aufgezwungene Schweigen" und das "leere Gerede von vermeintlicher Eintracht", das den Angehörigen viel Geduld abverlange. Um deren Sichtweise zum Ausdruck zu bringen, gestaltete der Verein fünf Schautafeln, die nach Angaben der Regionalzeitung "El Día de Córdoba" im Besucherzentrum Mauthausens angebracht wurden. Unter dem Titel "The Voice of the Relatives" (Die Stimme der Angehörigen) werden Fotos und Zeugnisse von 60 Personen gezeigt, "denen in Mauthausen ein Vater, Bruder, Sohn, Großvater oder Urgroßvater gestohlen wurde".

Der Verein verwies darauf, dass der Opfer der faschistischen Diktatur immer noch nicht menschenwürdig gedacht werden könne. Viele Opfer liegen noch in Massengräbern. "Was schadet es anderen Menschen, wenn jemand Blumen auf ein Grab legen will und nicht auf einen Graben? Ist es wirklich so teuflisch, wenn man eines Angehörigen mit einer kleinen Plakette am Boden gedenken will, weil der Wind über Mauthausen, Dachau oder Buchenwald seine Asche davongetragen hat?", so die Aktivisten, deren Tätigkeit vor drei Jahren mit der Forderung nach Anbringung von insgesamt 15 Stolpersteinen in mehreren Gemeinden in der Provinz Córdoba begonnen hat.

Zumindest für 449 KZ-Opfer aus Madrid gibt es bereits ein würdiges Erinnerungszeichen. In Umsetzung eines fast sechs Jahre alten Beschlusses des Stadtparlaments wurde auf der Calle del Rollo in der Innenstadt ein aus fünf überlebensgroßen Metallskulpturen bestehendes Mahnmal eingeweiht. Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida betonte, dass eine Stadt wie Madrid nur wachsen könne "auf Basis der Erinnerung an all jene Personen, die die größte Barbarei aller Barbareien erleiden mussten".

Der konservative Politiker setzte mit der Aufstellung des Denkmals eine Entscheidung um, die unter seiner linksgerichteten Vorgängerin Manuela Carmena getroffen wurde. Seit 2019 wird Madrid von einer Koalition aus der konservativen Volkspartei (PP), den liberalen Ciudadanos und der rechtspopulistischen Vox regiert. Martínez-Almeidas PP und die PP-Abspaltung Vox haben ein schwieriges Verhältnis zur Aufarbeitung der Verbrechen der faschistischen Diktatur. Sie stehen nämlich in der Tradition der Alianza Popular (AP), die in den 1980er Jahren als Sammelbecken für Franco-Anhänger gegründet wurde. Nach dem Tod Francos im Jahr 1975 war unter der Schirmherrschaft von König Juan Carlos II. ein paktierter Übergang zur Demokratie vollzogen worden, dessen Preis der weitgehende Verzicht auf eine juristische und politische Aufarbeitung der Franco-Diktatur war.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor dem Hintergrund der politisch heiklen Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit widmet sich Spanien auch dem Schicksal jener tausenden Franco-Gegner, die im NS-Konzentrationslager Mauthausen umgebracht wurden.
  • So wurde in Zentrum Madrids kürzlich ein Denkmal für die nach Mauthausen Deportierten eingeweiht.
  • Es wurde nämlich im Jahr 1961 aufgestellt, als Spanien noch eine faschistische Diktatur unter Francisco Franco war.

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