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Boris Johnson vor schwierigen Corona-Entscheidungen

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Konfrontiert mit scharfer Kritik am Umgang der britischen Regierung mit der Coronakrise steht Premierminister Boris Johnson nach seiner Covid-19-Erkrankung vor der Wiederaufnahme seiner Amtsgeschäfte. Ob der 55-Jährige schon am Montag wieder an Bord sein werde, sei aber noch offen, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Freitag dem Sender Sky News.

Konfrontiert mit scharfer Kritik am Umgang der britischen Regierung mit der Coronakrise steht Premierminister Boris Johnson nach seiner Covid-19-Erkrankung vor der Wiederaufnahme seiner Amtsgeschäfte. Ob der 55-Jährige schon am Montag wieder an Bord sein werde, sei aber noch offen, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Freitag dem Sender Sky News.

Unabhängig davon wird der konservative Premier aber eine Antwort darauf finden müssen, wie und wann die Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgehoben werden können, ohne eine zweite Infektionswelle zu riskieren. Der "Lockdown" belastet die weltweit fünftgrößte Volkswirtschaft stark - sie könnte laut Experten in die schwerste Rezession seit mehr als 300 Jahren abgleiten.

Johnson sei in sehr guter Verfassung und erhole sich eindeutig, sagte Hancock. "Ich bin sicher, er wird zurückkommen, sobald seine Ärzte es empfehlen." Der "Telegraph" hatte berichtet, Johnson wolle am Montag zurückkehren. Er war Ende März positiv auf Covid-19 getestet worden, später in eine Klinik gebracht und nach einer Verschlechterung seines Zustands für einige Tage auf eine Intensivstation verlegt worden. Vorübergehend übernahm Außenminister Dominic Raab die Amtsgeschäfte.

Der Premier nehme Anrufe entgegen und bleibe "in Kontakt", sagte Hancock. Nach Angaben seines Sprechers sprach Johnson diese Woche unter anderem mit Königin Elizabeth II. und US-Präsident Donald Trump. Johnson erholt sich derzeit auf dem Landsitz Chequers nahe London.

US-Präsident Trump sagte am Donnerstag bei einem Pressebriefing, er habe mit Johnson telefoniert und sei überrascht gewesen, wie gut es diesem gehe. "Er ist wie der alte Boris. Unglaubliche Energie", sagte Trump.

Das Vereinigte Königreich ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. Fast 19.000 Menschen starben dort bereits nach offiziellen Angaben an den Folgen einer Coronavirus-Infektion. Experten gehen jedoch von einer weitaus größeren Dunkelziffer aus, da in der offiziellen Statistik nur die Corona-Toten in Krankenhäusern erfasst werden, nicht aber die Menschen, die zu Hause oder in Pflegeheimen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion sterben.

Johnsons Regierung wird vorgeworfen, langsamer als andere Länder Europas auf den Virusausbruch reagiert zu haben. Über lange Zeit gab es nur vergleichsweise wenige Tests, auch mangelte es an Schutzausrüstungen für Mitarbeiter in Kliniken. Zwei Ärzte hatten jüngst Klage gegen die Regierung eingereicht, weil sie sich von deren Vorgaben bei ihrer Arbeit nicht ausreichend geschützt sehen. Gesundheitsminister Hancock wies am Freitag Vorwürfe zurück, Ärzte seien aufgefordert worden, Kompromisse einzugehen.

Zudem mehren sich - wie in anderen Ländern auch - Forderungen, die Wirtschaft wieder hochzufahren. Je nach Dauer der Einschränkungen könne die Wirtschaft in den nächsten Monaten um bis zu 25 Prozent einbrechen, sagte etwa Thomas Pugh, Volkswirt von Capital Economics. Medienberichten zufolge wurde im Kabinett sogar ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im laufenden zweiten Quartal um bis zu 35 Prozent durchgespielt.

Die Regierung hatte im März bis auf wenige Ausnahmen die Schließung aller Geschäfte verfügt. Am Freitag veröffentlichten Daten zufolge sanken die Umsätze im britischen Einzelhandel im März so stark wie seit Beginn der Erhebung vor einem Vierteljahrhundert nicht. Da der "Lockdown" aber erst Mitte März begonnen habe, würden die Erlöse im April wohl noch viel stärker zurückgehen, sagte der Ökonom Pugh. Einer Umfrage zufolge hat jeder dritte britische Haushalt wegen der Coronakrise bereits Einkommensverluste hinnehmen müssen. Zudem gab es einen sprunghaften Anstieg bei Neuanträgen auf Sozialleistungen.

ribbon Zusammenfassung
  • Konfrontiert mit scharfer Kritik am Umgang der britischen Regierung mit der Coronakrise steht Premierminister Boris Johnson nach seiner Covid-19-Erkrankung vor der Wiederaufnahme seiner Amtsgeschäfte.
  • Ob der 55-Jährige schon am Montag wieder an Bord sein werde, sei aber noch offen, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Freitag dem Sender Sky News.
  • Die Regierung hatte im März bis auf wenige Ausnahmen die Schließung aller Geschäfte verfügt.