Microsoft-Mitbegründer
Bill Gates: "Werden wieder mehr Kinder sterben"
"Die kurzfristigen Aussichten sind düster", sagte Gates in Brüssel bei einer Aussprache mit EU-Abgeordneten. "Am Ende werden es über eine Million Todesfälle sein, die auf diese Kürzungen zurückzuführen sind."
Gates spricht dabei die Kürzungen des US-Präsidenten Donald Trump bei der Entwicklungshilfe USAID an. Die Maßnahme hatte zur Entlassung von über 10.000 Mitarbeiter:innen geführt. Die Gelder der USA machen 42 Prozent der gesamten Welthilfe aus.
Auswirkungen befürchtete man in vielen Entwicklungsländern. Hilfsprojekte gegen Hunger, Armut und Krankheiten sind nach wie vor in Gefahr.
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"Es geht dabei nicht nur um Zahlen, sondern um echte Schicksale!", sagte Gates. Man nähere es sich einem Tiefpunkt. Es werde zwei bis fünf Jahre dauern, diese Entwicklungen umkehren zu können. Die USA hätten zwar die größten Kürzungen vorgenommen, ähnlich gingen aber auch andere Länder vor. Ausländische Hilfe sei insgesamt um mehr als 30 Milliarde Euro zurückgegangen. Laut einem Bericht der OECD ist die weltweite Entwicklungshilfe 2024 um 7,1 Prozent gesunken.
"Wir stehen vor einer globalen Gesundheitskrise - und anders als die Pandemie verdankt sich diese Krise dem Handeln der Menschen", so Gates.
Man habe eine Senkung der weltweiten Kindersterblichkeit von jährlich zehn auf fünf Millionen erreicht und wolle das noch einmal halbieren, sagte Bill Gates in einer Debatte über die "Rolle von Entwicklungszusammenarbeit und Innovation als wichtige Triebkräfte für die Verbesserung der Gesundheit und des Lebensstandards im globalen Süden".
Nun müsse man jedoch konstatieren: "In diesem Jahr werden wieder mehr Kinder sterben." Es gebe in manchen afrikanischen Ländern keine Malaria-Netze oder keine Tuberkulose-Medikamente mehr, dafür steige die Gefahr von Unterernährung. "Wir sehen auch, dass das Pandemierisiko wächst, wenn wir zulassen, dass die Gesundheitssysteme in diesen Ländern kollabieren."
Europa "beispielhaft"
Gates erinnerte an seine Ankündigungen, dass er die im Jahr 2000 gegründete Gates-Stiftung - eine der weltweit größten privaten philanthropischen Organisationen - bis Ende 2045 schließen und in den kommenden 20 Jahren 200 Milliarden US-Dollar spenden wolle.
35 Prozent der Stiftungsausgaben gingen in die Forschung, sagte Gates und lobte Europa auch für seine Forschungsausgaben als "beispielhaft": "Sie können stolz sein!" Es gehe nun darum, "die richtigen Prioritäten zu setzen, auch wenn die Mittel knapp sind", sagte er und hinterließ den Mitgliedern des Entwicklungsausschusses, des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie und des Ausschusses für öffentliche Gesundheit des Europäischen Parlaments eine Botschaft: "Bleiben Sie Ihren Werten treu!"
Die Ausschussmitglieder zeigten sich nicht nur von den Ausführungen des prominenten Gastes, sondern auch von der auf ihn zurückzuführenden Zuschauerkulisse beeindruckt, wie es der ungarische EU-Abgeordnete György Hölvenyi ausdrückte: "Wir haben in diesem Saal noch nie so viele Menschen gesehen!"
Video: "Bill Gates im Visier des Wahnsinns"
Zusammenfassung
- Microsoft-Mitbegründer Bill Gates hat am Dienstag in einem Ausschuss des Europäischen Parlaments heftige Kritik an den radikalen Kürzungen des amerikanischen Entwicklungshilfeprogramms USAID unter US-Präsident Donald Trump geübt.
- "Die kurzfristigen Aussichten sind düster", sagte Gates in Brüssel bei einer Aussprache mit EU-Abgeordneten.
- "Am Ende werden es über eine Million Todesfälle sein, die auf diese Kürzungen zurückzuführen sind."
- Gates spricht dabei die Kürzungen des US-Präsidenten Donald Trump bei der Entwicklungshilfe USAID an.