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Ukraine: Belarussischer Diktator überraschend für Friedensgespräche

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Der autoritäre Machthaber Alexander Lukaschenko von Belarus, ein enger Verbündeter Moskaus, hält die Zeit reif für Friedensgespräche im Ukraine-Krieg.

Die Front sei festgefahren und die Bedingungen für Friedensgespräche seien gegeben, zitierte ihn die staatliche, russische Agentur TASS am Donnerstag. Vorschläge, die zwischen russischen und ukrainischen Vertretern in der Türkei in den ersten Kriegswochen diskutiert worden seien, könnten als Ausgangspunkt für Verhandlungen dienen, meinte Lukaschenko weiter.

Lukaschenko warnt vor "Weltuntergang"

Zugleich warnte der Autokrat, dass ein "Weltuntergang" drohe, falls Russland als Vergeltung für westliche Aktionen Atomwaffen einsetze.

Laut Lukaschenko sind mehrere Dutzend taktische Atomwaffen aus Russland in Belarus stationiert worden. Das sei im Rahmen des Abkommens geschehen, das er und der russische Präsident Wladimir Putin 2023 angekündigt hätten. Belarus hatte im Juni erklärt, mit der Lieferung der Waffen sei begonnen worden. Es ist das erste Mal, dass Russland nach der Ära der Sowjetunion Atomraketen in einem fremden Land stationiert hat.

Russland hat wiederholt davor gewarnt, dass die Unterstützung des Westens für die Ukraine zu einer direkten Konfrontation mit Russland führen und einen Atomkonflikt auslösen könnte.

Lukaschenko ist eng mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin verbündet, der den umfassenden Angriffskrieg gegen die Ukraine Ende Februar 2022 vom Zaun brach.

Putin will Friedenskonferenz verhindern

Der ukrainische Präsident Wolodymir Selenskyj wirft Russland unterdessen vor, eine geplante internationale Friedenskonferenz in der Schweiz verhindern zu wollen. Vor ukrainischen Diplomaten und ausländischen Botschaftern in Kiew berief sich Selenskyj bei dieser Aussage auf Geheimdienstinformationen. Es gebe "konkrete Daten, dass Russland nicht nur den Friedensgipfel stören will, sondern auch einen konkreten Plan hat", sagte der Präsident am Mittwochabend.

Bei dem Plan gehe es etwa darum, wie man die Zahl der an der Konferenz teilnehmenden Länder reduzieren könnte oder "wie man vorgeht, um sicherzustellen, dass es noch länger keinen Frieden gibt", so Selenskyj. Man werde die Partner auf diplomatischen Kanälen informieren über die Moskauer Versuche, sagte der Staatschef nach Angaben seines Präsidialamtes. "Wir müssen gemeinsam dagegen vorgehen, wir müssen uns gemeinsam für einen gerechten Frieden einsetzen." Die Staats- und Regierungschefs der Welt sollten bald Einladungen zu dem Treffen erhalten, kündigte der Präsident an.

Die neutrale Schweiz plant für den 15. und 16. Juni in der Nähe von Luzern eine Friedenskonferenz zur Ukraine. Sie findet direkt im Anschluss an den G7-Gipfel führender demokratischer Industriestaaten in Italien statt. Die Konferenz mit bis zu 80 Staaten soll russlandfreundliche Mächte wie Indien, Südafrika oder Brasilien für die ukrainischen Vorstellungen einer Friedenslösung gewinnen. Vor allem China wird umworben teilzunehmen.

Russland will Ukraine-Kapitulation

Russland überzieht die Ukraine seit mehr als zwei Jahren mit Krieg und hat alle Gespräche ohne seine Beteiligung für sinnlos erklärt. Dabei beteuert Moskau immer wieder seine Gesprächsbereitschaft; die gestellten Bedingungen laufen aber quasi auf eine Kapitulation der Ukraine hinaus.

Die Ukraine hat die Rückgewinnung aller ihrer besetzten Gebiete als Ziel, was für Russland auf ein Scheitern seiner groß angelegten Invasion hinausliefe.

Video: Ukraine erhöht Druck auf Wehrfähige

ribbon Zusammenfassung
  • Belarus' Machthaber Lukaschenko hält Bedingungen für Friedensgespräche im Ukraine-Krieg für gegeben und sieht frühere Vorschläge als Basis für Verhandlungen.
  • Ukraines Präsident Selenskyj beschuldigt unterdessen Russland, eine internationale Friedenskonferenz in der Schweiz, geplant für den 15. und 16. Juni, verhindern zu wollen.
  • Die Konferenz mit bis zu 80 Staaten soll russlandfreundliche Mächte wie Indien, Südafrika oder Brasilien für die ukrainischen Vorstellungen einer Friedenslösung gewinnen.