Israel-Iran-Konflikt
Israel traf Atomanlage, Iran startete Gegenangriff
Die Angriffe nahmen auch ranghohe iranische Militärs und Wissenschafter ins Visier, die am Atomprogramm des Landes arbeiten. Mindestens 20 hochrangige Kommandeure und sechs Atomwissenschafter starben.
Insgesamt wurden im Iran mindestens 96 Menschen getötet.
Israel traf iranische Atomanlage
Am Freitagabend hat Israel den Iran erneut bombardiert. Die israelische Armee traf indes nach eigenen Angaben die iranische Atomanlage Isfahan bei einem Angriff. "Ich kann jetzt bestätigen, dass wir die Atomanlage in Isfahan getroffen haben. Der Einsatz geht weiter", sagte Armeesprecher Effie Defrin am Freitagabend vor Journalisten.
Bei dem Angriff israelischer Kampfjets sei "eine Anlage zur Herstellung von metallischem Uran, Infrastruktur zur Umwandlung angereicherten Urans, Labore und weitere Infrastruktur zerstört worden", erklärte die israelische Armee am Freitagabend.
"Ich kann jetzt bestätigen, dass wir die Atomanlage in Isfahan getroffen haben. Der Einsatz geht weiter", sagte Armeesprecher Effie Defrin am Freitagabend vor Journalisten.
Über Teheran waren am Abend mehrere kleinere Explosionen am Himmel zu sehen, wie etwa Videos der Nachrichtenagentur Tasnim zeigten.
Auch Augenzeugen bestätigten, dass die Luftabwehr aktiv war. Über Schäden ist bisher nichts bekannt.
Die iranischen Streitkräfte gaben bekannt, zwei israelische Kampfjets abgeschossen zu haben. Auch Drohnen seien abgefangen worden. Wo genau die Jets abgestürzt sein sollen, wurde nicht bekannt. Aus Israel gab es dafür vorerst keine Bestätigung.
Iran startet Gegenschlag
Der Iran antwortete wenig später mit einem Gegenangriff. Im ganzen Land seien Alarmsirenen zu hören gewesen.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben den Start iranischer Raketen Richtung Israel registriert. Es wurde Luftalarm in mehreren Landesteilen ausgelöst und die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich in Schutzräume zu begeben. Es seien "hunderte Raketen" abgefeuert worden. Israels Militär hatte die Zahl später heruntergestuft.
Einige Raketen seien auch im Raum Tel Aviv eingeschlagen.
Die Revolutionsgarden bestätigten den Beginn der Operation. Nach eigenen Angaben zielte die Elitestreitmacht dabei auf Dutzende militärische Ziele und Luftwaffenstützpunkte.
Nach Angaben von israelischen Rettungskräften gab es 15 Verletzte.
Laut Medienberichten wurde ein Hochhaus im Großraum Tel Aviv direkt getroffen.
Iranische Staatsmedien meldeten drei Angriffswellen. Nach Angaben der Revolutionsgarden zielten diese auf Dutzende militärische Ziele und Luftwaffenstützpunkte. "Die Streitkräfte der Islamischen Republik werden diesem verruchten zionistischen Feind gewiss vernichtende Schläge versetzen", schrieb Irans Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei auf der Nachrichtenplattform X.
Die USA halfen laut unbestätigten Medienberichten ihrem Verbündeten Israel bei der Raketenabwehr. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien fing das US-Militär eine Rakete über Syrien ab.In Jordanien seien "Flugobjekte" in mehreren Gegenden abgestürzt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Petra.
Rakete schlug im Westjordanland ein
Gleichzeitig ist eine Rakete aus dem Jemen im israelisch besetzten Westjordanland eingeschlagen. Das teilte das israelische Militär mit. Das Geschoß ging in der Umgebung von Hebron nieder, ohne dass die israelische Luftabwehr Abfangraketen abgefeuert hätte. In der Region heulten die Sirenen.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll ein iranischer Beamter gesagt habe, die "Rache wird wehtun".
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Nach israelischer Darstellung wurden in der Nacht auf Freitag etwa 100 Drohnen vom Iran in Gang gesetzt, was die Regierung in Teheran dementieren ließ. In Israel wurden zunächst keine Schäden gemeldet.
Das israelische Militär erklärte, es könne sich um einen längerfristigen Einsatz handeln. Militärsprecher und Brigadegeneral Effie Defrin erklärte, 200 israelische Kampfjets hätten an den Angriffen teilgenommen. Sie hätten mehr als 100 Ziele getroffen und der wichtigsten iranischen Anlage zur Urananreicherung in Natans erheblichen Schaden zugefügt.
Das Militär meldete zudem die Zerstörung "Dutzender Radare und Boden-Luft-Raketenwerfer", was die iranische Luftabwehr stark beeinträchtigt habe.
Video: Israel greift Iran an: "Hat sich seit Tagen abgezeichnet"
Führung von Revolutionsgarden-Luftwaffe tot
Israel hat bei seinen massiven Angriffen auf den Iran nach eigenen Angaben fast die gesamte Führung der Revolutionsgarden-Luftwaffe getötet.
"Der Verteidigungsminister wurde darüber informiert, dass der Großteil der Führung der Luftwaffe der Revolutionsgarden während einer Sitzung in ihrem unterirdischen Hauptquartier neutralisiert wurde", erklärte am Freitag das israelische Verteidigungsministerium.
Getötet wurden unter anderem der Generalstabschef der iranischen Streitkräfte, Generalmajor Mohammad Bagheri, und der Chef der Revolutionsgarden, Hossein Salami.
Getötet wurde auch der Luftwaffenchef Amir Ali Hajizadeh.
Nach dem Tod von Salami und Bagheri gab Irans Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei deren Nachfolger bekannt. In zwei separaten Dekreten ernannte er am Freitag Mohammad Pakpour zum neuen Chef der Islamischen Revolutionsgarden und Abdolrahim Moussavi zum neuen Armeechef.
Neuer Chef der Revolutionsgarden droht Israel
Nach der Tötung des Kommandeurs der iranischen Revolutionsgarden hat dessen Nachfolger Israel mit Rache gedroht. "Als Vergeltung für das vergossene Blut von Kommandeuren, Wissenschaftern und unschuldigen Menschen werden sich schon bald die Tore der Hölle für dieses kindermörderische Regime öffnen", schrieb der neue Kommandeur der Revolutionsgarden, Generalmajor Mohammed Pakpur, laut Nachrichtenagentur Isna in einem Schreiben an Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Khamenei.
Bei seinem überraschenden Großangriff hat Israel Berichten zufolge auch Geheimdienst-Kommandos tief im Inneren des Irans eingesetzt. Der großangelegte Schlag gegen Atomanlagen und die Militärführung des Irans sei jahrelang vorbereitet worden, schrieben mehrere israelische Medien unter Berufung auf eine Quelle in den Sicherheitskräften des Landes.
Zu diesem Zwecke hätten Einheiten des Auslandsgeheimdienstes Mossad bereits im Vorfeld der Angriffe Präzisionswaffen, Fahrzeuge und Drohnenbasen in der Nähe von Raketensilos und Luftabwehrstellungen platziert. Diese Waffensysteme seien zu Beginn der Luftangriffe per Fernsteuerung gegen ihre Ziele gerichtet worden und hätten diese mit außerordentlicher Genauigkeit getroffen.
Trump lobt israelischen Angriff
US-Präsident Donald Trump sagte, der Iran habe den Angriff selbst verschuldet. Der Grund sei der Widerstand gegen ein US-Ultimatum zur Einschränkung seines Atomprogramms.
In einem Interview mit ABC News sagte Trump: "Ich denke, es war ausgezeichnet. Wir haben ihnen eine Chance gegeben und sie haben sie nicht genutzt... Sie wurden so hart getroffen, wie man getroffen werden kann. Und es wird mehr kommen. Sehr viel mehr."
Auf seiner Plattform Truth Social fügte Trump hinzu: "Vor zwei Monaten habe ich dem Iran ein 60-Tage-Ultimatum gestellt, einen 'Deal zu machen'. Sie hätten es tun sollen! Heute ist Tag 61 ... Jetzt haben sie vielleicht eine zweite Chance!"
Das US-Militär verletzt Berichten zufolge Kriegsschiffe und anderes Gerät, um Israel bei der Abwehr iranischer Angriffe zu unterstützen
Die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA rief alle Seiten zu größter Zurückhaltung auf. Jede weitere Eskalation müsse vermieden werden, erklärte der Chef der UN-Behörde, Rafael Grossi.
Auch die NATO sowie zahlreiche Staaten - darunter Großbritannien und Frankreich - appellierten an die Parteien, den Konflikt nicht weiter eskalieren zu lassen.
Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte: "Wir bekräftigen, dass Israel das Recht hat, seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen." Zugleich rief er "beide Seiten auf, von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation führen und die gesamte Region destabilisieren können".
Russland: "Israels Angriff Verstoß gegen UN-Charta"
Russland betonte, es gebe im Konflikt um das iranische Atomprogramm keine militärische, sondern nur eine diplomatische Lösung.
Israels Angriff sei ein Verstoß gegen die UN-Charta, zitierte die Nachrichtenagentur RIA das Außenministerium in Moskau.
Der israelische Angriff sei weder provoziert worden noch akzeptabel. Israel habe bewusst den Weg einer gefährlichen Eskalation gewählt. China, das vom Iran Öl bezieht, äußerte sich zutiefst besorgt über die schwerwiegenden Folgen, die der israelische Angriff auf den Iran haben könnte. Die plötzliche Eskalation diene den Interessen keiner Partei.
Der jordanische Außenminister Ayman Safadi schloss sich den weltweiten Aufrufen zur Deeskalation an. Er schrieb auf X: "In einer äußerst kritischen Zeit, in der die USA mit dem Iran über ein Atomabkommen verhandelten, das die gesamte Region und die Welt retten würde, eine neue bösartige Eskalation." Oman, der in den iranisch-amerikanischen Atomgesprächen vermittelt, bezeichnete Israels Angriff als leichtsinnig. Das Land forderte die internationale Gemeinschaft auf, den "gefährlichen Kurs" zu stoppen.
Israel laut Generalstabschef "an allen Grenzen vorbereitet"
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu berief sich auf die Schrecken des Nazi-Holocaust, um die Entscheidung zum Angriff zu rechtfertigen.
Er stellte die Angriffe als entscheidenden Schritt dar, um Israel vor einer künftigen existenziellen Bedrohung zu schützen. Sein Büro kündigte an, er werde später am Tag mit US-Präsident Donald Trump sprechen. Die US-Regierung erklärte, an den Angriffen nicht beteiligt gewesen zu sein.
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In Israel wurden Zehntausende Soldaten einberufen. Generalstabschef Eyal Zamir verkündete, die Streitkräfte seien "an allen Grenzen vorbereitet". Israel schloss seine Botschaften weltweit und forderte die Bürger zur Wachsamkeit auf. Sie sollten vermeiden, jüdische oder israelische Symbole in der Öffentlichkeit zu zeigen. Nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen war ein Kommando des Geheimdiensts Mossad vor dem Angriff tief im Iran aktiv.
Für Sonntag sind eigentlich weitere Gespräche der USA mit dem Iran über das Atomprogramm in Oman angesetzt. Die USA bestehen darauf, dass jedes neue Atomabkommen die Verpflichtung des Iran enthalten müsse, die Urananreicherung einzustellen.
Dies sei eine Voraussetzung für die Entwicklung von Atomwaffen. Der Iran behauptet, seine nuklearen Ambitionen dienten ausschließlich zivilen Zwecken. Der Gouverneursrat der IAEA hatte den Iran am Donnerstag für schuldig erklärt, gegen seine Nichtverbreitungsverpflichtungen zu verstoßen. Dies war die erste derartige Erklärung seit fast 20 Jahren.
Luftverkehr beeinträchtigt
Die Ölpreise stiegen um etwa acht Prozent aufgrund von Befürchtungen über weitere Vergeltungsangriffe in der Region.
Die nationale iranische Ölgesellschaft meldete, dass Raffinerien und Lagereinrichtungen unbeschädigt geblieben seien und weiter betrieben würden. OPEC-Generalsekretär Haitham Al-Ghais erklärte, die Eskalation rechtfertige keine sofortigen Änderungen der Ölversorgung, da die aktuellen Bedingungen stabil blieben.
Fluggesellschaften mieden den Luftraum über Israel, Iran, Irak und Jordanien. Flüge wurden umgeleitet oder gestrichen. Die israelischen Fluggesellschaften El Al, Israir und Arkia brachten ihre Flugzeuge aus Israel heraus. Der Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv wurde geschlossen. Die Handelsschifffahrt durch die Straße von Hormus wurde zunächst fortgesetzt, obwohl einige Schiffseigner versuchten, die Region zu meiden.
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UN-Sicherheitsrat trifft sich
Nach den schweren Angriffen Israels auf den Iran soll der UN-Sicherheitsrat noch heute in New York zusammenkommen.
Das Treffen des mächtigsten UN-Gremiums um 15 Uhr Ortszeit (21 Uhr MESZ) wurde von Russland angefragt und von China unterstützt, wie aus Diplomatenkreisen verlautete.
Das Außenministerium in Wien gab indes bekannt, im Verbund mit anderen europäischen Ländern die höchste Sicherheitsstufe, eine "Reisewarnung" für Israel und die palästinensischen Gebiete ausgesprochen zu haben. Alle Österreicherinnen und Österreicher, die sich in der Region befänden, seien aufgerufen, den lokalen Sicherheitsanweisungen zu folgen, die Reise- & Sicherheitshinweise zu beachten, sowie sich zu registrieren (https://auslandsregistrierung.bmeia.gv.at).
Zusammenfassung
- Israel hat am Freitag Militär- und Atomanlagen im Iran bombardiert mit dem Ziel, eine nukleare Bewaffnung der Islamischen Republik zu verhindern. Am Abend bombardierte Israel den Iran erneut.
- Am Abend bombardierte Israel den Iran erneut. Der Iran antwortete mit Raketen und begann damit den Gegenschlag.