Ausbau der Kinderbetreuung als "Mammutaufgabe" für NÖ
Für mehr als 500 bzw. rund 60 Prozent der 865 prognostizierten Gruppen wurde zur Halbzeit der Offensive vom niederösterreichischen Schul- und Kindergartenfonds eine Förderung zugesagt. Bis Ende 2027 sollen insgesamt zusätzlich bis zu 750 Millionen Euro in Ausbaumaßnahmen fließen, 400 Millionen Euro werden seitens des Landes zur Verfügung gestellt. Der Ausbau der Betreuungsplätze wird vom Büro der Landesrätin als "größte familienpolitische Initiative des Landes Niederösterreich" und "großer Kraftakt von Land und Gemeinden" bezeichnet. Ein Ziel ist, dass Ende 2027 alle Zweijährigen, die Betreuung benötigen, diese in Wohnortnähe finden. Mit September 2024 haben 93 Prozent der Gemeinden die Möglichkeit für Plätze für Kinder in diesem Alter geschaffen. Für die zusätzlichen Gruppen stehe "ausreichend pädagogisches Personal von Seiten des Landes Niederösterreich zur Verfügung", wird versichert.
In mehreren Gemeinden muss bei Bauvorhaben aus finanziellen Gründen umgeplant werden. In Baden wurden in den vergangenen Monaten zwei Kindergärten erweitert. Ein Standort, der einen anderen ersetzen hätte sollen, kann hingegen nicht in der beabsichtigten Form neu errichtet werden. "Im Zuge der ersten Evaluierung sämtlicher anstehender Bauprojekte hat sich deutlich gezeigt, dass die ursprünglich kalkulierten Kosten von über sieben Millionen Euro für den sehr hochwertig konzipiert geplanten Kindergarten derzeit nicht finanzierbar sind. Wir prüfen nun intensiv, wie eine kostengünstigere Umsetzung dennoch möglich gemacht werden kann", teilte die Stadtgemeinde auf APA-Anfrage mit. Auch in Pyhra (Bezirk St. Pölten) soll beispielsweise der Kindergarten-Neubau aus Budgetgründen redimensioniert werden. Die Marktgemeinde Emmersdorf (Bezirk Melk) kann derzeit die Kosten für den geplanten Zubau nicht stemmen. Vorerst kommt daher ein Container-Provisorium, in dem der Bewegungsraum untergebracht wird.
In St. Pölten ist hingegen trotz Sparpakets "zum jetzigen Zeitpunkt kein Projekt gestrichen", hieß es aus dem Rathaus. "Wir kommen gut voran und werden unsere Vorhaben umsetzen können", sagte ein Sprecher. Die Gemeindekassa werde aber belastet. Die Kinderbetreuungsoffensive stelle die Landeshauptstadt vor große Herausforderungen - so gelte es etwa, Fachfirmen für Kindergarten-Bauprojekte sowie 60 bis 70 zusätzliche Beschäftigte "in einem kurzen Zeithorizont" zu finden.
Steigende Anzahl an Unter-Drei-Jährigen in Betreuung
Der niederösterreichische Gemeindebund hielt auf Anfrage fest, dass die Budgetsituation der Gemeinden aktuell "schwierig" sei. Die Umsetzung der Offensive ist bis Ende 2027 geplant, "eine Verzögerung aus finanziellen Gründen ist dabei im Gesamtüberblick nicht wahrzunehmen". Derzeit gebe es auch "ausreichend qualifiziertes Personal", hieß es. Gefordert wird eine dauerhafte Finanzierung von bundesseitig angedachten Erweiterungen in der Kinderbetreuung, wie ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr, vorgeschriebene Anwesenheitszeiten bei mangelnden Deutschkenntnissen oder Akademisierung des Kindergartenpersonals.
Rund 75.000 Kinder werden derzeit in Einrichtungen in Niederösterreich betreut. Die auf 36,3 Prozent gestiegene Besuchsquote bei den Unter-Drei-Jährigen liegt den Angaben zufolge über dem Österreich-Durchschnitt von 34,9 Prozent. Bei den Drei- bis Fünfjährigen führt Niederösterreich laut Statistik Austria mit mehr als 98 Prozent das Bundesländer-Ranking an. Bei der Vereinbarkeit mit einem Vollzeitberuf liegt Niederösterreich im Mittelfeld. Der Anteil der Drei- bis Fünfjährigen in sogenannten VIF-konformen Einrichtungen ist von 20 Prozent im Jahr 2018 auf knapp 53 Prozent 2023 gestiegen.
Zusammenfassung
- Die Kinderbetreuungsoffensive in Niederösterreich ist laut Landesrätin Teschl-Hofmeister eine "Mammutaufgabe" für die Gemeinden, die bis Ende 2027 mit bis zu 750 Millionen Euro – davon 400 Millionen vom Land – unterstützt wird.
- Mehr als 500 von 865 geplanten Betreuungsgruppen wurden bereits gefördert, doch müssen viele Gemeinden Bauprojekte aus finanziellen Gründen verschieben, verkleinern oder auf Provisorien wie Container ausweichen.
- Mit einer Besuchsquote von 36,3 Prozent bei Unter-Drei-Jährigen und über 98 Prozent bei Drei- bis Fünfjährigen liegt Niederösterreich über dem Österreich-Durchschnitt und an der Spitze der Bundesländer.