APA/ROLAND SCHLAGER

Nehammer-Video: "Was heißt, ein Kind kriegt keine warme Mahlzeit?"

0

In den sozialen Medien ist am Mittwochabend ein Video aufgetaucht, das Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Veranstaltung zeigt. Seine Aussagen sorgen für Aufregung: Angesichts der Debatte um Kinder, die keine warme Mahlzeit bekommen würden, verweist er an den "Hamburger beim McDonald’s". Kalorientabellen wären für ihn wie die DDR.

Für reichlich Aufregung sorgen momentan Aufnahmen, die am Mittwochabend in den Sozialen Medien auftauchten. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) steht in einem Lokal, im Hintergrund sind Weinflaschen zu erkennen, auf einem Tisch liegen Brötchen. Dort spricht der Bundeskanzler vor einem eher kleinen Kreis im weitesten Sinne über Armut. Dass die Aufnahmen echt sind, bestätigte die ÖVP gegenüber PULS 24.

"Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten"

"Wenn ihr mir vorwerft, die Armut in Österreich wird immer größer, die Menschen haben immer weniger Geld. Wieso erhöht sich meine Teilzeitquote nicht?", ist Nehammer zu hören. "Wieso erhöht sich die nicht, nicht einmal bei den Frauen, die keine Betreuungspflichten haben?", fragt er rhetorisch.

Nehammers Rat: "Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten. Weil dann muss ich ja mehr Geld haben". Doch das, so Nehammer, "passiert aber nicht. Die Teilzeitquote ist unverändert". 

Danach hört man, wie Nehammer sich über die Debatte um Kinderarmut beschwert. Man habe geschrieben, dass in Österreich Kinder keine warme Mahlzeit bekommen würden. "Wisst ihr, was mich am meisten dabei gestört hat?", fragt der Kanzler wieder rhetorisch. "Dass ich keine Empörungswellen - auch in den Leserbriefen nicht - gesehen habe. Was ist eigentlich mit den Eltern? Was heißt, ein Kind kriegt keine warme Mahlzeit?".

"Und dann sind wir in der DDR"

Und Nehammer stellt noch mehr Fragen: "Wisst ihr, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist?" "Eine Leberkäsesemmel", ruft ein Zuseher.

Nehammer widerspricht: "Ein Hamburger beim McDonald’s". Obwohl er anmerkt: "Die (Mahlzeit, Anm.) ist nicht gesund, aber sie ist billig". Der vermutete Subtext bei vielen in den sozialen Medien: Von Armut betroffene Eltern, sollten ihren Kindern laut Kanzler ungesundes McDonald’s-Essen kaufen.

Im Video, das in den sozialen Medien kursiert, folgt dann ein Schnitt.

PULS 24 wurde eine circa sechs Minuten lange Version zugespielt. Darin ist zu sehen, wie Nehammer weiter vorrechnet: 1,40 Euro würde ein Hamburger kosten, würde man noch Pommes dazu kaufen, wäre man bei 3,50 Euro. "So, und jetzt behauptet wirklich einer ernsthaft, wir leben in einem Land, wo die Eltern ihrem Kind dieses Essen nicht leisten können?", meint Nehammer. Wenn es darum gehe, ob es gesund sei, müsse man was anderes tun, gesteht er aber zu.

Doch, wenn da der Staat eingreifen würde, so Nehammer, dann wäre man aber in einer "Staatswirtschaft". Jedes Kind müsste dann beim Staat "eingemeldet" werden "und wir machen Kalorientabellen, wir schauen, wie viel Essen kriegt das Kind, wie wird es ernährt und dann sind wir in der DDR", so der Kanzler wörtlich. Es folgt ein süffisanter Nachsatz: "So schaut die linke Welt aus". Und vor dieser Welt müsse man "mehr als wachsam sein", sagt Nehammer in der PULS 24 vorliegenden Version. 

ÖVP bestätigt Echtheit des Videos

Die ÖVP bestätigte die Echtheit der Aufnahmen gegenüber PULS 24 grundsätzlich. Das Video sei bei einer "Funktionärsveranstaltung in Salzburg" entstanden. "Es handelt sich um ein echtes, aber zusammengeschnittenes Video".

Die Aufregung in den sozialen Medien scheint man nicht zu verstehen. In einem PULS 24 übermittelten Statement betont man: "Wir sind so wie der Bundeskanzler überzeugt, dass jedes Kind in Österreich eine warme Mahlzeit bekommen kann, wenn die Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen, zumal wir die Familien wie nie zuvor unterstützen".

Man habe das Schulstartgeld erhöht, den Familienbonus angehoben, 60 Euro zusätzlich für sozial bedürftige Eltern und Kinder beschlossen und außerdem die Sozial- und Familienleistungen valorisiert und letztes Jahr die Familienbeihilfe doppelt ausgezahlt. Im kommenden Jahr werde letzte zudem erhöht. 

ribbon Zusammenfassung
  • Für reichlich Aufregung sorgen momentan Aufnahmen, die am Mittwochabend in den Sozialen Medien auftauchten.
  • Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) steht in einem Lokal, im Hintergrund sind Weinflaschen zu erkennen, auf einem Tisch liegen Brötchen.
  • Dort spricht der Bundeskanzler vor einem eher kleinen Kreis im weitesten Sinne über Armut.
  • "Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten. Weil dann muss ich ja mehr Geld haben". Doch das, so Nehammer, "passiert aber nicht. Die Freizeitquote ist unverändert". 
  • Angesichts der Debatte um Kinder, die keine warme Mahlzeit bekommen würden, verweist er an den "Hamburger beim McDonalds". Kalorientabellen wären für ihn wie die DDR.
  • Die ÖVP bestätigte die Echtheit der Aufnahmen gegenüber PULS 24 grundsätzlich. Das Video sei bei einer "Funktionärsveranstaltung in Salzburg" entstanden. "Es handelt sich um ein echtes, aber zusammengeschnittenes Video".