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Angst vor dem Wolf: NÖ will Verordnung ändern

Die Landwirtschaft such nach Lösungen für ihr Wolfsproblem. Infrastrukturen sollen nicht modernisiert werden, sondern die eigentlich geschützten Tiere unter gewissen Umständen zum Abschuss freigegeben werden. 2020 gab es in Niederösterreich zwei Risse, zuletzt sollen die Zahlen stark gestiegen sein.

Die seit Ende 2018 bestehende NÖ Wolfsverordnung soll im Gleichklang mit anderen Bundesländern angepasst werden. Konkret geändert werden soll der Umgang mit "Problemwölfen", die Siedlungen zu nahe kommen. Diese Tiere sollen nach Angaben von LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) mittels Warn- und Schreckschüssen schneller vergrämt werden können. Zudem soll hier auch die Entnahme, also der Abschuss bei problematischem Verhalten, vereinfacht werden.

Laut Zahlen Österreichzentrum Bär Wolf Luchs gab es in Niederösterreich 2020 zwei bestätigte Wolfsrisse. Hier handle es sich nur um Nutztiere, Wildtiere würden in dieser Statistik nicht erfasst. Im Februar 2023 soll ein Wolf sieben Nutztiere im Waldviertel gerissen haben.  Hier steht eine DNA-Bestätigung aber noch aus.

"Problemwölfe, die wiederholt in Siedlungsgebieten auftauchen oder immer wieder geschützte Nutztiere reißen, müssen entnommen werden können. Zum Schutz von Menschen und zur Abwendung von Schäden", betonte der Landesvize am Donnerstag in einer Aussendung. Gefordert wurde auch, dass der Schutzstatus des Wolfes dringend durch die EU angepasst werden müsse. Das Raubtier sei "längst nicht mehr vom Aussterben bedroht", beeinträchtige aber das Sicherheitsgefühl der Menschen und bedrohe Nutztiere sowie die Alm- und Weidewirtschaft.

Wandernde Wölfe

Verwiesen wurde von Pernkopf darauf, dass im Bundesland in den vergangenen Jahren wiederholt Wolfsrisse bei Wild- und Nutztieren verzeichnet worden sind. Weiters habe es diverse Sichtungen des Raubtieres nahe Siedlungen gegeben. Zu den im Waldviertel ansässigen Wolfsrudeln kämen durchziehende Tiere wie ein kürzlich aus Graubünden im Osten der Schweiz kommendes Exemplar, das bis Klosterneuburg (Bezirk Tulln) gekommen und dann weiter nach Ungarn gewandert sei.

Differenzierte Maßnahmen

Begrüßt wurde die Entscheidung in Richtung einer Adaptierung der Wolfsverordnung am Donnerstag per Aussendung vom NÖ Jagdverband. Aus Sicht von Landesjägermeister Josef Pröll braucht es im Bundesland generell "ein Wolfsmanagement mit vielen unterschiedlichen, aufeinander abgestimmten Maßnahmen".

Aktuell sind mögliche Schritte bei Wolfsaktivität in einer Verordnung zum NÖ Jagdgesetz geregelt. Im Anhang dazu angeführt sind die Szenarien unbedenkliches, auffälliges, unerwünschtes und nicht zuletzt problematisches Verhalten des Wolfes. Maßnahmen zur Abwendung von Schäden an Nutztieren sind demnach Vergrämung oder Abschuss. Sie sollen in den Stufen 3 (unerwünschtes Verhalten) und 4 (problematisches Verhalten) zur Anwendung kommen. In den beiden niedrigeren Stufen sind Information der Bevölkerung und Überwachung vorgesehen. Abschüsse müssen laut Verordnung generell behördlich angeordnet werden.

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  • Die Landwirtschaft such nach Lösungen für ihr Wolfsproblem. Infrastrukturen sollen nicht modernisiert werden, sondern die eigentlich geschützten Tiere unter gewissen Umständen zum Abschuss freigegeben werden.