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Analyse

Wie die US-Rechte die Sweeney-Debatte inszenierte

08. Aug. 2025 · Lesedauer 2 min

In Zeiten von Social Media ist Empörung ein ständiger Begleiter – die von und für politische Ziele eingesetzt wird. Das zeigte sich zuletzt bei der Debatte um eine Werbung mit Sydney Sweeney, wie die "New York Times" analysierte.

Sydney Sweeney hat großartige Jeans – oder Gene. Ein Werbe-Wortspiel, das linke Menschen aufregt. Oder etwa doch nicht? Die Kampagne von American Eagle ist weder besonders kreativ noch neu: Calvin Klein ließ in den 1980er schon einmal die damals minderjährige Brooke Shields mit Jeans und Genen spielen, während sie im Liegen eine enge Jeans anzieht.

Dennoch war die Empörung groß. Zumindest laut reichweitenstarken konservativen und/oder rechten Accounts. Wer nach Wortmeldungen von dezidiert demokratischen Usern suchte, wurde so gut wie nicht fündig. 

Das zeigt nun auch eine Analyse der "New York Times". Demnach gab es in den Tagen nach dem Kampagnenstart kaum Kritik aus linken und progressiven Kreisen. Die breite Diskussion entflammte erst, nachdem konservative und rechte Accounts sowie Politiker das Thema gezielt aufgriffen und als vermeintliches Beispiel für "linke Empörung" in den sozialen Medien verbreiteten.

Inszenierte Empörung

  • Die "New York Times" wertete über 4.000 Posts auf X (ehemals Twitter) aus: Weniger als 10 Prozent waren kritisch gegenüber Sweeney oder der Kampagne.
  • Erst als rechtspopulistische Accounts wie etwa "Libs of TikTok" (4,3 Millionen Follower auf X) die Kritik einzelner, kleiner Accounts repostete und als Beispiele für "getriggerte" Liberale und Demokraten bezeichnete, heizten sie damit die Diskussion an.
  • In weiterer Folge suggerierten rechte Influencer und Politiker, darunter US-Vizepräsident JD Vance und Senator Ted Cruz, in Podcasts und auf X, die Demokraten und Progressive seien empört. Echte Kritik von Seiten gewählter Demokraten blieb jedoch weitgehend aus.

Die Analyse der "New York Times" zeigt: Erst nachdem die konservative Seite das Thema zugespitzt hatte, stieg auch das linke bzw. progressive Interesse und die Kritik nahm messbar zu. 

Insbesondere konservative Medien und Podcasts griffen die Debatte auf und inszenierten eine Spaltung über "Wokeness" und "traditionelle Werte". 

An der Spitze stand am Ende US-Präsident Donald Trump, der ebenfalls in den Chor einstimmte und Sweeney und die Werbung auf seinem persönlichen Social-Media-Kanal "Truth Social" als "nicht woke" bezeichnet. 

Society-Talk: Rassismus-Debatte um Sweeneys Jeans-Werbung

Zusammenfassung
  • Eine Analyse der 'New York Times' zu über 4.000 Posts auf X zeigte, dass weniger als 10% der Beiträge kritisch gegenüber der American-Eagle-Werbung mit Sydney Sweeney waren.
  • Erst nachdem reichweitenstarke rechte Accounts wie 'Libs of TikTok' (4,3 Millionen Follower) und Politiker wie JD Vance und Ted Cruz das Thema aufgriffen, stieg die Aufmerksamkeit und Kritik auch von progressiver Seite.
  • US-Präsident Donald Trump kommentierte die Kampagne schließlich auf 'Truth Social' und bezeichnete sie als 'nicht woke', während echte Kritik von gewählten Demokraten weitgehend ausblieb.