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"Wilde Zeiten": "Terra Mater" seit zehn Jahren bei Servus TV

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Rund zehn Jahre ist es her, dass Walter Köhler mit einem Großteil seines damaligen "Universum"-Teams den ORF verlassen hat, um eine eigene Produktionsfirma zu gründen: die Terra Mater Factual Studios. Mittlerweile kann er auf circa 200 produzierte Naturfilme, 300 Programmstunden und 360 Auszeichnungen verweisen. Am Mittwoch ist es möglich, hinter die Kulissen der Naturfilmproduktion zu blicken, wenn Servus TV um 20.15 Uhr "Wilde Zeiten - 10 Jahre Terra Mater" zeigt.

"Naturfilm kann man ganz schwer innerhalb der Mauern eines traditionellen Senders machen. Wir waren nie richtige Fernsehredakteure, sondern Produzenten und wollten immer eine Produktionsfirma gründen", erklärte Walter Köhler im Gespräch mit Journalisten seine damaligen Beweggründe für den Ausstieg beim ORF. Seitdem wuchs die Mitarbeiterzahl von 13 auf 40 an. Rund 20 Naturdokumentationen, Spielfilme und Reportagen entstanden pro Jahr. Für diese übernehmen die im Konzernverband von Red Bull angesiedelten Terra Mater Factual Studios Entwicklung, Produktion und internationale Distribution, wobei sie stark auf internationale Koproduktion setzen - etwa mit der BBC, National Geographic oder der ARD.

"Mir sind vor allem jene Produktionen ans Herz gewachsen, mit denen wir bewiesen haben, dass man mit den Mitteln des Films politischen Wandel herbeiführen kann", sagte Köhler. Der Dokumentarfilm "The Ivory Game" half etwa dabei, das Verbot von Elfenbeinhandel in China durchzusetzen. Dass der mit mehreren Festivalpreisen ausgezeichnete Film überhaupt existiert, führt der Geschäftsführer auch auf den Aufstieg von Streamingplattformen zurück: "Netflix hat sich in seinen Anfangszeiten extrem bemüht und Dokumentarfilme wie 'The Ivory Game' erst möglich gemacht."

"Streamingplattformen haben unser Spektrum erweitert", bestätigte auch die Sendungsverantwortliche Sabine Holzer. "Man kann mit ihnen sowohl große Serien als auch Wissenschaft jenseits des Hauptabends oder Nischensendungen produzieren", erklärte sie. Naturschutzthemen müssten aber dennoch im linearen Fernsehen Platz finden und das "idealerweise vor 23 Uhr". Für den Hauptabendzuseher sei die Wahrheit "immer zumutbar", doch sei zu beachten, auch positive Geschichten zu bringen, "sonst wird es nicht funktionieren", gab die Sendungsverantwortliche zu Bedenken.

Von Vorteil ist laut Köhler, dass Naturfilm das "international kompatibelste Format" sei und die Nachfrage danach als auch sein Niveau in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebten. So habe man mit Filmen wie "The Ivory Game" oder auch "Sea of Shadows", der die bevorstehende Ausrottung der kleinsten Walart der Welt im Golf von Kalifornien thematisiert, viele Leute erreicht. "Ich habe aber oft das Gefühl, dass diese schon konvertiert waren und wir jene erwischen müssen, die vom Überlebenskampf der Natur und damit auch unserem eigenen Überlebenskampf unbeleckt sind", meinte Köhler.

Um diese zu erreichen, ortet der Geschäftsführer zusätzliche Möglichkeiten im fiktionalen Bereich. Mit "Rogue" habe man bereits einen Serienentwurf in petto, der sich mit dem Milliardengeschäft der Wildtierkriminalität befasst. Generell hofft er, in 20 Jahren mit seiner Produktionsfirma "massiv im fiktionalen Geschäft verankert" zu sein - auch einen Oscar hätte er bis dahin gerne mit einer Produktion gewonnen, gab er mit einem Augenzwinkern preis. Viel wichtiger ist ihm jedoch, dass sich "unsere Gesellschaft so entwickelt, dass die nächsten Generationen einen lebenswerten Planeten vorfinden. Wenn wir es in den nächsten 20 Jahren nicht schaffen, dann schaffen wir es nie", prophezeite Köhler.

Einen potenziellen Beitrag zu einem rücksichtsvolleren Umgang mit dem Planeten leisten Naturfilmer. Sie bringen die Schönheit der Natur und deren Bedrohungen in die Wohnzimmer der Zuseher und stiften im besten Fall Bewusstsein. Wie es ihnen dabei ergeht, zeigt "Wilde Zeiten - 10 Jahre Terra Mater" am Mittwochabend auf Servus TV. Die Naturfilmerin Birgit Peters traf für die Sendung mehrere Kollegen. Manche davon harren tagelang in Tarnzelten aus, andere begeben sich in luftige Höhen oder schwimmen mit Haien.

Der Einsatz ist dabei teils hoch. Für die Dreharbeiten zu "Die Alpen" verbrachte jemand 100 Stunden in einem engen Tarnzelt, um eine Braunbärfamilie beim Fressen zu filmen. Das Team musste zudem schwere Ausrüstung über insgesamt rund 100.000 Höhenmeter zu Fuß in unwegsames Gelände transportieren. Das Drehteam der Terra-Mater-Folge "Okawango - Fluss der Träume" verlor wiederum etwa 30 Minikameras an Krokodile, Löwen und Elefanten.

Die Ergebnisse schlagen sich unter anderem in "Terra Mater" nieder. Die Naturfilmsendung auf Servus TV verfolgten im Vorjahr durchschnittlich 121.000 Zuseher bei einem Marktanteil von im Schnitt 3,9 Prozent. Besonders populär war die Ausgabe "Hasenalarm", die 182.000 Personen vor den Bildschirm lockte. Die Premierensendung vor zehn Jahren brachte gar einen Ratingrekord für den damals jungen Sender.

(S E R V I C E - Servus TV zeigt am Mittwoch, 7. April, um 20.15 Uhr "Wilde Zeiten - 10 Jahre Terra Mater", Infos zu Terra Mater unter https://www.servustv.com/videos/aa-1u4eangvw2111/)

ribbon Zusammenfassung
  • Rund zehn Jahre ist es her, dass Walter Köhler mit einem Großteil seines damaligen "Universum"-Teams den ORF verlassen hat, um eine eigene Produktionsfirma zu gründen: die Terra Mater Factual Studios.
  • Am Mittwoch ist es möglich, hinter die Kulissen der Naturfilmproduktion zu blicken, wenn Servus TV um 20.15 Uhr "Wilde Zeiten - 10 Jahre Terra Mater" zeigt.

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