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Wiener Aktionismus Museum zeigt Thomas Feuerstein

27. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

Ein eingelegtes Stück Haut und eine Art Diskokugel als Cyberattacken-Detektor: Allein diese zwei Objekte zeigen, in welcher Bandbreite sich das Werk von Thomas Feuerstein bewegt. "Arbeit am Fleisch" heißt die Ausstellung, die ihm ab Mittwoch im Wiener Aktionismus Museum (WAM) gewidmet ist. Und der Titel, der sich auf eine gleichnamige Arbeit bezieht, macht schon klar, dass der gebürtige Innsbrucker dort sehr gut aufgehoben ist.

Denn Feuerstein, 1968 in Innsbruck geboren, schließt in vielen Werken an die Tradition der großen Aktionisten Günter Brus, Otto Muehl, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler an, deren Oeuvre dauerhaft zu präsentieren sich das private WAM als Mission gegeben hat. "Vier Aktionen" des Aktionisten-Quartetts widmet sich seit Mitte Februar und noch bis 27. Juli eine gleichnamige Ausstellung in den Haupträumlichkeiten des Hauses. Auch wenn der Konnex nicht gleich zu erkennen sei, entdecke man umso mehr Zusammenhänge, je intensiver man sich mit Feuerstein auseinandersetze, erklärte Direktorin Julia Moebus-Puck, die die im "Projektraum" untergebrachte Überblicksschau auch kuratiert hat. "Wir haben uns darauf konzentriert, wo die Schnittstellen am deutlichsten sind", so die Hausherrin im APA-Gespräch.

Das betrifft vor allem das Arbeiten mit dem eigenen Körper bzw. mit organischen Materialien, wobei Feuerstein nicht zuletzt am Verhältnis von Natur und Technik interessiert ist. Zu sehen ist etwa "Onko Shirt" aus 1998, wofür sich der Künstler ein Stück Haut entnehmen ließ, es in Kollagen einlegte und so weiter kultivierte. Ausgestellt ist das nicht einmal handtellergroße Teil in einem Bilderrahmen hinter Glas, eingebettet in ein gezeichnetes Leiberl.

Für "Octoplasma" (2017) wiederum züchtete Feuerstein menschliche Leberzellen und Bindegewebszellen im Bioreaktor. Das wie eine weiße Riesenqualle anmutende Gebilde wird eingelegt in Formalin präsentiert. Das titelgebende Werk "Arbeit am Fleisch" (2005) zeigt die Fotografie einer aus Faschiertem geformten Computertastatur als gefrorene Skulptur.

Internetangriffe bringen die Kugel zum Schwingen

Und damit wäre man gewissermaßen auch beim zweiten großen Themenkomplex des Künstlers angelangt. Denn Feuerstein beschäftigt sich auch eindringlich mit Informationstechnologie und Digitalisierung. In der größten vertretenen und doch nur in Teilen ausgestellten Arbeit "Daimon" (2007) macht er verborgene Vorgänge im Internet sichtbar: Von der Decke hängt eine schwarzlackierte Kugel, aus der unzählige Kabel hängen, die sich zu einem wilden Salat am Boden sammeln. Die wie eine dystopische Diskokugel anmutende Apparatur ist mit dem Internet verbunden und detektiert Cyberangriffe. Kommt eine Attacke, gerät die Kugel in Bewegung. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert der "Governor" (2018): Ein Fliehkraftregler aus dem 19. Jahrhundert - ursprünglich mit Dampf angetrieben -, dreht sich umso schneller, je mehr digitaler Datenverkehr stattfindet.

"Schwitzbild" mit Yves-Klein-Referenz

Als ihr persönliches Lieblingsobjekt bezeichnet Moebus-Puck das "Schwitzbild" (2020). Sobald man der silbrigen, topografisch modellierten Leinwand näher kommt, sickert blaue Farbe aus den "Poren" und sammelt sich am Boden. Das Blau ist eine Hommage an Yves Klein, der wiederum auf die Wiener Aktionisten großen Einfluss hatte, auf die dann wiederum Feuerstein referenziert. Wenn das keine runde Sache ist.

(S E R V I C E - Ausstellung "Arbeit am Fleisch" im Wiener Aktionismus Museum, Weihburggasse 26, 1010 Wien, ab Mittwoch und bis 27. Juli, Mi-Fr 13-18 Uhr, Sa, So und Feiertag 11-18 Uhr, https://wieneraktionismus.at/)

Zusammenfassung
  • Im Wiener Aktionismus Museum läuft ab Mittwoch bis 27. Juli die Ausstellung 'Arbeit am Fleisch' des 1968 geborenen Künstlers Thomas Feuerstein, die von Direktorin Julia Moebus-Puck kuratiert wurde.
  • Die Ausstellung ist Mittwoch bis Freitag von 13 bis 18 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr in der Weihburggasse 26, 1010 Wien zu sehen.