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Widerstand gegen neue Fenice-Musikdirektorin Venezi wächst

Heute, 08:53 · Lesedauer 3 min

Der Widerstand gegen die Ernennung der italienischen Dirigentin Beatrice Venezi zur musikalischen Leiterin des weltberühmten Theaters La Fenice in Venedig wächst. Auf der Onlineplattform "Change.org" wurde eine Petition für die Rücknahme von Venezis Ernennung lanciert, die in Kürze über 10.000 Unterschriften gesammelt hat. Zu den Unterzeichnern zählen Orchestermusiker, Mitarbeitende des Theaters und Kulturschaffende.

Gefordert wird ein "transparentes, leistungsbasiertes Auswahlverfahren, bei dem die künstlerische Gemeinschaft mit einbezogen wird". Sie richten ihre Forderung unter anderem an Italiens Kulturminister Alessandro Giuli, an den Bürgermeister von Venedig und Präsidenten der Stiftung des Fenice-Theaters, Luigi Brugnaro, sowie an den Intendanten des Opernhauses, Nicola Colabianchi.

Die Unterzeichner fordern die Anerkennung der offenen Kritik durch die Orchestermitglieder, die gravierende fachliche Einwände gegen Venezi äußern. Die Dirigentin sei nicht auf dem Niveau früherer Musikdirektoren des venezianischen Opernhauses, die über langjährige Erfahrung verfügt hätten. Sie habe bisher weder eine Oper noch ein Konzert im Spielplan von La Fenice geleitet.

Bemängelt wird, dass Venezis Ernennung ohne Konsultation mit Orchester, Chor und Mitarbeitenden getroffen und nur durch eine Pressemitteilung bekannt gegeben wurde. 300 Beschäftigte wehren sich gegen die Ernennung der Dirigentin. Sie drohen mit Streiks, Protestkundgebungen, Sit-ins sowie öffentlichen Aktionen in Venedig und darüber hinaus.

Kern der Kritik bleibt, dass die Ernennung nicht auf künstlerischen Qualifikationen, sondern auf politischen Motiven beruhe. Dies stützt sich auf die Einschätzung zahlreicher Musiker und Kulturschaffender, die die international noch relativ junge Karriere der 35-jährigen Venezi als nicht ausreichend für eine Position dieser Bedeutung ansehen. Dies wird von Venezi bestritten. Sie habe bereits mit zahlreichen renommierten Orchestern gearbeitet, u. a. mit dem Tokyo Philharmonic Orchestra, der New Japan Philharmonic und dem Orchester der Mailänder Scala. Sie war zuvor Chefdirigentin des Orchestra della Toscana.

Rückendeckung bekam Venezi vom italienischen Kulturminister Alessandro Giuli. "Venezi ist eine hervorragende Künstlerin und Dirigentin. Sie wird ihren Vorgängern in nichts nachstehen. Das Konfliktpotenzial darf nicht überbetont werden. In dieser Hinsicht war Intendant Nicola Colabianchi klug und weitsichtig: Er hat einfach sein Vertrauen in Beatrice Venezi bekräftigt und sich gegenüber den Orchestermitgliedern, offen gezeigt, den Grund dieser Entscheidung zu erläutern - eine Entscheidung, die wir letztlich am Erfolg der kommenden Spielzeiten im Opernhaus messen werden", argumentierte der Minister.

Venezi war mehrfach bei Veranstaltungen der italienischen Rechten

Die Dirigentin gilt als gute Freundin von Regierungschefin Giorgia Meloni und war mehrfach bei Veranstaltungen der italienischen Rechten aufgetreten. Außerdem äußerte sie sich öffentlich zu Themen wie Kultur, Identität und Erziehung. Venezi sprach sich zuletzt öfter gegen Genderquoten aus. Sie bevorzugt, als "Dirigent" statt "Dirigentin" bezeichnet zu werden. Sie wurde von der Regierung Meloni in verschiedene Kulturkommissionen einberufen, etwa als Beraterin für das Kulturministerium. Venezi ist bekannt für ihren glamourösen Auftritt, etwa in Designerkleidern auf dem Dirigentenpodium. Manche feiern das als "Modernisierung der Klassik", andere werfen ihr Selbstvermarktung vor.

Zusammenfassung
  • Kritisiert wird, dass Venezi bislang weder eine Oper noch ein Konzert im Spielplan von La Fenice geleitet hat und ihre Ernennung ohne Konsultation der 300 Beschäftigten sowie ohne transparentes Auswahlverfahren erfolgte.