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"Water Pressure" im MAK: Schau thematisiert Überlebensfragen

Heute, 11:03 · Lesedauer 4 min

Wasser ist für MAK-Generaldirektorin Lilli Hollein "eines der Themen, die wir als Gesellschaft diskutieren müssen und als MAK diskutieren können". Nicht erst seit ihrem Vorgänger Christoph Thun-Hohenstein positioniert sich das Wiener Museum für Angewandte Kunst als ein Haus, in dem die großen Themen der Zukunft behandelt werden. "Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft" leistet dies exemplarisch und beschäftigt sich in vielen Aspekten mit Wasser als Überlebensmittel.

Wassergläser, Wasserspeicher, Wasserkanister, Wasserrohre, Wasserbrunnen, Wasserbecken, Wasserflaschen - auf den ersten Metern liefert die von der Londoner Kuratorin Jane Withers zusammengestellte Wanderausstellung, die nach Stationen im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg und dem Museum für Gestaltung Zürich bis 7. September in Wien Halt macht, Erwartbares. Einiges davon stammt aus den Sammlungen des MAK, wo Kuratorin Marlies Wirth Wien-spezifische Aspekte ergänzt hat und das Ausstellungsdisplay durch Raumskulpturen aus Wienerberger-Abflussrohren ergänzt wurde. Doch beim weiteren Rundgang beginnt man zu staunen, wie viel Information hier auf engstem Raum verpackt wurde, und wie gut sich Kunst und Design in die ökologischen und soziologischen Überlebensfragen integrieren ließen.

Julian Charrière hat etwa für die Videoarbeit "And Beneath It All Flows Liquid Fire" in einem Brunnen Wasser durch Flammen ersetzt, die Slowenin Marjetica Potrč in ihrer Wandmalerei "The Time on the Lachlan River" die Rechte von Flüssen und die politischen Kämpfe um deren Schutz thematisiert oder Rose-Lynn Fisher mit "The Topography of Tears" eine Fotoserie über die unterschiedlichen Mikrostrukturen von Tränen geschaffen. Besonders anschaulich wirkt aber der spielerische Zugang des niederländischen Design-Kollektivs Dutch Invertuals, das in seiner Installation "Flow" einzelne Wassertropfen auf eine Reise über verschiedene wasserabweisende Materialien Richtung Boden schickt. "Man fiebert richtig mit den kleinen Wassertropfen mit: Werden sie es schaffen?", brachte Wirth bei der Presseführung am Dienstag die Gefühle der Besucher auf den Punkt. Es ist eine prekäre Reise ohne Happy End: Wer durchkommt, verdampft auf einer Heizplatte ...

Obwohl Wasser ein Menschenrecht ist, haben laut UNO rund zwei Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 3,5 Milliarden müssen ohne sanitäre Grundversorgung auskommen. In fünf Kapiteln widmet sich die Schau unterschiedlichen Aspekten der globalen Wasserkrise, die "eine der größten Herausforderungen ist, vor denen wir stehen", darstellt, wie es Withers ausdrückte. "Water Stories" behandelt das Thema kulturgeschichtlich, "Bodily Waters" legt einen Schwerpunkt auf Abwasser-Management-Systeme und innovative Sanitärlösungen. Wien sei zwar "mit der Hochquellenwasserleitung gesegnet" (Wirth), dennoch stelle sich laut Withers auch hier die Frage: "Warum verwenden wir Trinkwasser zur Toilettenspülung?"

Innovationen aus dem alten Mesopotamien

Die Kostbarkeit von trinkbarem Süßwasser veranschaulichen nicht nur zahlreiche Wandgrafiken, sondern auch einige praktische Beispiele von Wasser-Management und -Aufbereitungssystemen im Kapitel "Thirsty Cities". "Invisible Water" befasst sich mit dem Umgang von Landwirtschaft und Industrie mit der Ressource Wasser, "Ecosystems" mit alternativen Lösungen, die nicht auf Raubbau, sondern auf den natürlichen Wasserkreislauf setzen.

Mit vielen Innovationen wird man in der Ausstellung konfrontiert und staunt dabei über den menschlichen Erfindergeist. Am meisten staunt man aber bei der über viele Meter führenden visuellen Chronologie "Wasser im Wandel der Zeiten", die vom Beginn der Zivilisation bis in die prognostizierte Zukunft führt: Fotos und Skizzen zeigen am Beginn des Parcours ein ebenso simples wie raffiniertes zusammensteckbares Wasser- und Abwasserrohrsystem aus Ton. Erdacht und umgesetzt wurde es in Mesopotamien, 4.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung.

(S E R V I C E - "Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft", Ausstellung im MAK, Museum für Angewandte Kunst, Wien 1, Stubenring 5, in Kooperation mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) und Jane Withers Studio, London. Eröffnung: 20.5., 19 Uhr, 21.5.-7.9.2025 , Di 10-21 Uhr, Mi bis So 10-18 Uhr, www.mak.at)

Zusammenfassung
  • Die Schau, kuratiert von Jane Withers und ergänzt um Wien-spezifische Aspekte, läuft bis 7. September 2025 im MAK Wien und verbindet Kunst, Design und gesellschaftliche Fragen auf spielerische und anschauliche Weise.