APA/Lex Karelly / Schauspielhaus Graz

"Was zündet, was brennt" am Schauspielhaus Graz uraufgeführt

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Das Erdöl, die Großkonzerne, die Ölraffinerie - an Feindbildern mangelt es nicht in Magdalena Schrefels Drama "Was zündet, was brennt". Zwei junge Aktivistinnen begegnen der Klimakrise auf ihre eigene Art, wobei sie zwischen Gewalt und fast rührenden Klein-Aktionen schwanken. Inszeniert hat Marie Bues die Uraufführung, die am Mittwoch im Grazer Schauspielhaus in Haus Zwei stattfand, mit viel Videoeinspielungen in einem Plastik-Ambiente, das den Text optisch konterkariert.

Die Klimakrise lässt sich auch als Thema am Theater nicht mehr wegdenken. Diesmal stand das Erdöl im Mittelpunkt, schwarze Energiequelle für die moderne Gesellschaft, Garant für Konsumgüter vom Lippenstift bis zum SUV, gleichzeitig Bedrohung für die Umwelt und damit letztlich auch für den unbeschwerten leichtfüßig-luxuriösen Lebensstil. Das alles und noch mehr verpackte die Autorin in einzelne Geschichten, wobei die Rahmenhandlung die beiden Aktivistinnen und ihr theoretisches und praktisches Aufbegehren gegen die Übermacht der Ölkonzerne bilden.

Die beiden wollen einen Anschlag auf eine Ölraffinerie verüben und lassen das Publikum an ihrem Weg zur Radikalisierung teilhaben. Collagenartig wird dabei viel Wissen unter die Zuschauerinnen und Zuschauer gestreut, vieles bleibt dabei fragmentarisch in der Luft hängen. Von etwas kindischen Aktionen wie dem Verkleben von Tankstellen-Türschlössern ist da die Rede, vom Luftauslassen aus Autoreifen, aber auch vom Nachdenken über die Kluft zwischen Wissen und Handeln. Die Frauen werden von einem Security-Mann ertappt und versuchen sich zu rechtfertigen - mehr vor sich selbst als vor ihm, so der Eindruck.

Die Mittel, mit denen Regisseurin Marie Bues den - nicht wirklich theaterfreundlichen - Text umsetzt, sind vielfältig. Auf einer in Stufen angelegten Bühne, die ganz mit Silberfolie überzogen ist, stehen acht große Bildschirme und vermitteln per Video Informationen. Vor der Bühne befindet sich ein durchsichtiger Vorhang, auf den ebenfalls projiziert wird (Video: Grigory Shklyar). Ein Klangteppich (Johannes Frick) vermittelt nervös-drängende Stimmung, man spürt, das die Zeit für den sorglosen Umgang mit den Ressourcen der Erde langsam abläuft. Die Kostüme sind ebenso wie die Bühne (beides von Pia Maria Mackert) aus Kunststoffen in Silber, Schwarz und Weiß bis hin zu den weiß-bleichen Perücken der Darsteller.

Futuristische Welt oder Hinweis auf den Plastikwahn, man weiß es nicht so genau. Auf jeden Fall zeigen sich Lisa Birke Balzer und Katrija Lehmann als Aktivistinnen ebenso ambitioniert wie Nico Link, der unter anderem den Security-Mann gibt. Lukas Walcher darf als Plastik-Dino für einige heitere Momente in dem düsteren Zukunftsausblick sorgen. Kein Wohlfühl-Abend, aber ein Stück, das Fragen stellt, für deren Beantwortung es fast schon zu spät ist.

(S E R V I C E - "Was zündet, was brennt" von Magdalena Schrefel in Haus Zwei im Grazer Schauspielhaus. Regie: Marie Bues, Bühne und Kostüme: Pia Maria Mackert, Musik: Johannes Frick, Video: Grigory Shklyar. Mit: Lisa Birke Balzer, Katrija Lehmann, Nico Link, Lukas Walcher. Weitere Vorstellungen am 25.1., 1. und 8.2. https://schauspielhaus-graz.buehnen-graz.com/)

ribbon Zusammenfassung
  • Das Erdöl, die Großkonzerne, die Ölraffinerie - an Feindbildern mangelt es nicht in Magdalena Schrefels Drama "Was zündet, was brennt".
  • Inszeniert hat Marie Bues die Uraufführung, die am Mittwoch im Grazer Schauspielhaus in Haus Zwei stattfand, mit viel Videoeinspielungen in einem Plastik-Ambiente, das den Text optisch konterkariert.
  • Regie: Marie Bues, Bühne und Kostüme: Pia Maria Mackert, Musik: Johannes Frick, Video: Grigory Shklyar.