APA/Wolfgang Huber-Lang

Viele österreichische Kunst abseits der Biennale in Venedig

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Plakative Jet-Set-Kunst, die der Party genauso viel Platz einräumt wie der Werkpräsentation und mit der unmittelbaren Nähe zur Biennale spekuliert, ohne wirklich Teil von ihr zu sein: Auch das gibt's in Venedig in diesen Tagen. Die Liste der Vernissagen in Palazzi, Art Spaces, Hallen oder Kirchen, die rund um die Biennale-Eröffnung stattfinden, ist unüberschaubar. Eine fand am Mittwochabend unter starker österreichischer Beteiligung statt.

Die Location ist buchstäblich in Sichtweite des Ausstellungsgeländes der Biennale, doch um zu Fuß auf die andere Seite des Hafenbeckens des Arsenale zu gelangen, wo im Nordteil der Fondazione Berengo zwei der leeren Hallen kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, ist eine längere Wanderung durch die verwinkelten Gassen des wenig touristischen Stadtteils Castello nötig. Die Fondazione Berengo wurde gegründet, um das Medium Glas in der modernen Kunst zu propagieren, 2009 wurde dazu erstmals eine Glasstress genannte Ausstellung als kollaterales Event der Biennale abgehalten. Schon 2017 war die Wiener Künstlerin Sabine Wiedenhofer mit dabei. Diesmal darf sie gemeinsam mit dem belgischen Künstler Koen Vanmechelen in der Tesa 99 eine Außenstelle der achten, diesmal in Murano abgehaltenen Glasstress-Schau bespielen.

Hier ist nahezu alles aus Glas - die große Arche des Belgiers, mit der der drohenden Katastrophe vielleicht erneut entkommen werden kann, und die plakativen Warnungen der Österreicherin. "So Sorry" lautet ein großer roter Schriftzug an der Wand, den sie mit NATO-Gewehrpatronen gespickt hat. Davor steht in einem vier Quadratmeter großen Becken bunten Muranoglasfiguren auf einem Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Brett das Wasser bis zum Hals. Der große Spielwürfel daneben gibt der Installation ihren Titel "Alea iacta est."

Bei der Eröffnung, die u.a. von angereister Prominenz wie Cornelius Obonya, Katja Riemann und Herwig Zamernik besucht wurde, schritten auch riesige Spielfiguren durch das Publikum, das Friedenssehnsucht mit Feierlaune zu verbinden wusste. Die Party ist bald vorbei? Hoffentlich erst nach der Biennale ...

Noch weitere österreichische Künstler sind derzeit in Venedig präsent. Der 81-jährige Maler Eduard Angeli hat in der Fondazione Vedova seine erste Ausstellung in der Serenissima seit 2008. "Sie markiert in gewisser Weise seine Rückkehr aus Österreich in die Lagunenstadt sowie seinen Entschluss wieder am Lido zu leben und zu arbeiten, nachdem die große Flutkatastrophe 2019 sein Atelier in seiner Wahlheimat zerstörte und mehrere Bilder beschädigte oder vollständig vernichtete", heißt es dazu. "Silentium" ist eine Werkschau, die auch dem "anderen", nicht pittoresken, vor allem aber nicht hektisch betriebsamen Venedig huldigt. In der Spazio Vedova in Zattere werden ab 4. Mai in der Schau "Amendola. Burri, Vedova, Nitsch: Azioni e gesti" auch Werke von Hermann Nitsch zu sehen sein.

Im Palazzo Cini am Campo San Vio zeigt die 84-jährige Malerin Martha Jungwirth unter dem Titel "Herz der Finsternis" ihre beeindruckende Werkserie "Porte Dorée", im Palazzo Pisano Santa Marina ist der 69-jährige Tiroler Hans Weigand mit seiner Ausstellung "Rising Waters / Falling Skies" präsent. Die Galerie Patricia Low zeigt ihre erste Soloshow von Xenia Hausner. Der Titel "Stranger Things" nimmt Bezug auf den Titel der diesjährigen Biennale Hauptschau "Stranieri Ovunque - Foreigners Everywhere". Zu sehen sind nicht nur Gemälde, sondern auch Skulpturen.

Am 20. April lädt die in Wien lebende Tiroler Künstlerin Andrea Bischof zu einem Open Studio Day auf den Lido. Und im Venice Venice Hotel (sic) lädt die Fondazione Bonotto am selben Tag zu einer 150-minütigen Performance der Linzer Tänzerin Silke Grabinger. Unter dem Titel "SpotshotBeuys" interagiert sie mit dem von Boston Dynamics entwickelten Roboterhund Spot und nimmt dabei auf Joseph Beuys' Performance "I like America and America likes me" Bezug, für die sich der Künstler mit einem amerikanischen Koyoten drei Tage in einem Raum einschließen ließ.

Und schließlich ist Österreich auch bei der 7. Ausgabe der vom European Cultural Centre (ECC) in Venedig an mehreren Schauplätzen organisierten Kunstschau "Personal Structures" vertreten. Im Palazzo Mora zeigen u.a. Alois Lindenbauer, Ernestine Faux und der 28-jährige John Petschinger ihre Arbeiten. Im Skulpturengarten des wiedereröffneten Giardino Marinaressa hat Tone Fink einen "fünf-bändigen Stuhl" aufgestellt. Und wer an der Riva dei Sette Martiri Richtung Biennale-Gelände an dem kleinen Park vorbeieilt, traut seinen Augen kaum: Auch ein Bronze-Elefant von Gottfried Kumpf hat es nach Venedig geschafft.

ribbon Zusammenfassung
  • Venedig erlebt neben der Biennale eine starke Präsenz österreichischer Kunst, mit Werken von Sabine Wiedenhofer und Koen Vanmechelen in der Tesa 99.
  • Die Ausstellung 'Silentium' markiert die Rückkehr des Malers Eduard Angeli nach Venedig, nachdem eine Flutkatastrophe 2019 sein Atelier und Werke zerstörte.
  • Martha Jungwirth, 84, zeigt im Palazzo Cini ihre Werkserie 'Porte Dorée', während Hans Weigand, 69, seine Ausstellung 'Rising Waters / Falling Skies' präsentiert.