APA/Reinhard Winkler

Uraufführung von Reinhard Febels Oper "Benjamin Button"

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"Die Zeit ist ein sonderbar Ding" haben bereits Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss festgestellt. Der deutsche Komponist Reinhard Febel zitiert nun Text und Melodie aus dem "Rosenkavalier" in seiner jüngsten Oper "Benjamin Button". Deren Uraufführung fand am Samstagabend im Großen Saal des Linzer Musiktheaters überzeugend und erfolgreich statt. Ein skurriles Leben als Denkanstoß.

Der Komponist verließ sich auch beim Libretto auf seine eigenen Vorstellungen. Febel stützt sich auf eine auch verfilmte Erzählung des amerikanischen Schriftstellers F. Scott Fitzgerald. Die skurrile, aber auch tragische Lebens- und Liebesgeschichte spielt sich zwischen Benjamin, der als Greis geboren wird und "rückwärts altert", und Hildegarde ab, deren Leben auf vertraute Weise verläuft. In der Mitte der auf der Bühne pausenlos in 110 Minuten ablaufenden Lebensgeschichten müssen beide zur Kenntnis nehmen, dass ihre Liebe nicht haltbar sein kann. Benjamin entwickelt sich zum Kleinkind zurück, Hildegarde altert normal, um schlussendlich Pflegerin Benjamins zu sein. Bewusst rückt der Librettist und Komponist damit auch das Thema der Betreuung am Lebensbeginn und zum Lebensende in den Fokus. Gleichsam ein Denkanstoß für das Publikum.

Musikalisch versteht Reinhard Febel, der als Professor für Komposition am Salzburger Mozarteum gelehrt hat, sein Handwerk. Seine Partitur zeigt sich vielfarbig, reich instrumentiert und die Solistinnen und Solisten sowie Chöre unterstützend. Die Handlung der Oper umfasst rund ein Jahrhundert (19. bis 20. Jh.). Die Zeitsprünge im Leben Benjamins werden akustisch durch den Einsatz einer Riesenratsche verbunden. Insgesamt stilistisch durchaus hörenswerte "neue" Musik.

Die musikalische Umsetzung ist bei den 25 Solistinnen und Solisten und gleich drei Chören höchst erfreulich, das Bruckner Orchester Linz musiziert vortrefflich. Mit jugendlichem Einsatz hat Dirigent Ingmar Beck die musikalische Gesamtleitung bestens im Griff. Namentlich seien die Hauptakteure genannt: Martin Achrainer (Benjamin Button), Carina Tybjerg Madsen (Hildegarde), die jungen Benjamine Gabriel Federspieler und Christian Körner sowie Sophie Bareis (Hildegarde als Kind).

Zum erfreulichen Gesamteindruck trug auch die Inszenierung durch Hermann Schneider bei. Die grotesken Elemente des Beginns und das berührende Finale der Oper bildeten die Klammer für den historischen Zeitraum der Handlung. Meentje Nielsen schwelgte besonders bei den Chor-Kostümen. Dieter Richter sorgte ohne Schnickschnack für die praktikable Bühne. Heftiger Beifall für den Komponisten und alle Ausführenden, mit der Empfehlung die wenigen Vorstellungstermine bis Saisonende zu nützen.

(S E R V I C E - "Benjamin Button" von Reinhard Febel, Kompositionsauftrag des Landestheaters Linz nach der Erzählung "Der seltsame Fall des Benjamin Button" von F. Scott Fitzgerald. Regie: Hermann Schneider, Dirigent: Ingmar Beck. Mit u.a. Martin Achrainer (Benjamin Button), Carina Tybjerg Madsen (Hildegarde Moncrief). Weitere Aufführungen: 13. und 30. April, 11. und 26. Mai sowie 1. Juli, jeweils 19.30 Uhr im Musiktheater Linz http://landestheater-linz.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Oper 'Benjamin Button' von Reinhard Febel feierte im Linzer Musiktheater ihre Uraufführung und beeindruckte mit vielfarbiger, reich instrumentierter Musik.
  • Martin Achrainer und Carina Tybjerg Madsen überzeugten in den Hauptrollen, während Hermann Schneider für eine positive Aufnahme der Inszenierung sorgte.
  • Weitere Aufführungen der Oper, die ein Jahrhundert umspannt und das Altern thematisiert, sind für April, Mai und Juli geplant.

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