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Umstrittenes "Heldendenkmal" an der Kunstakademie entfernt

Heute, 04:31 · Lesedauer 3 min

Das 1925 in der Aula der Akademie der bildenden Künste Wien enthüllte und heute umstrittene "Heldendenkmal für die gefallenen Kunstakademiker" des wegen seiner Rolle im Nationalsozialismus umstrittenen Bildhauers Josef Müllner (1879-1968) ist von einer Arbeitsgruppe an der Akademie "weggestaltet" worden. Die durch die Entfernung entstandene "Leerstelle" wird am Donnerstag im Zuge einer Buchpräsentation "öffentlich enthüllt".

Vorgestellt wird das im Mandelbaum Verlag erschienene und von Eduard Freudmann, Jakob Krameritsch, Michael Lunardi und Ruth Sonderegger herausgegebene Buch "Ergänzungen und Eingriffe. Zur Geschichte der Akademie der bildenden Künste Wien 1930-1960", in dem es um kulturwissenschaftliche, literarische und künstlerische Auseinandersetzungen mit der Geschichte der Akademie in Austrofaschismus und NS-Zeit geht. Am Freitag folgt eine Tagung im Sitzungssaal der Akademie, bei der aktuelle Forschungen präsentiert werden. "Auf dem Programm stehen Werkstattgespräche mit Autor_innen der Publikation, ein Vorschlag zur Aberkennung einer Ehrenmitgliedschaft sowie die Auseinandersetzung mit Geschichtspolitiken am Haus", heißt es dazu vorab seitens der Organisatoren, denn: "Das Neben- und Miteinander, das Ineinandergreifen von Austrofaschismus und Nationalsozialismus, lässt sich an der Akademie laborhaft studieren."

Josef Müllner war von 1910 bis 1948 Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien und fungierte für mehrere Amtszeiten als deren Prorektor und Rektor. Er war in der Monarchie, in Austrofaschismus, NS-Zeit und in der Nachkriegszeit ein viel beschäftigter und mit Preisen bedachter Künstler. Müllner war "Ehrenbursche" der Verbindung deutscher Kunstakademiker Athenaia, war (ab 1940) Mitglied der NSDAP, des NS-Dozentenbundes und des NS-Altherrenbundes. 1944 wurde er in die "Gottbegnadeten"-Liste aufgenommen. 1948 erhielt Müllner die Ehrenmitgliedschaft der Akademie, die ihm 2023 aberkannt wurde.

Müllner schuf neben dem "Heldendenkmal für die gefallenen Kunstakademiker", das 2009 bereits einmal kurzfristig kontextualisiert wurde und seit 2021 verhüllt war, weitere umstrittene Skulpturen, etwa das Lueger-Denkmal (1926) oder den "Siegfriedskopf" (1923), der 2006 im Zuge einer Kontextualisierung von der Aula der Universität Wien in deren Arkadenhof übersiedelt wurde. 1940 wurde eine von ihm geschaffene Hitlerbüste in der Aula der Akademie der bildenden Künste feierlich enthüllt. Ihr Verbleib ist heute unbekannt.

Rektor sieht "neue Basis für Auseinandersetzungen"

"Die Weggestaltung ist Teil einer langjährigen geschichtspolitischen und ästhetischen Auseinandersetzung mit problematischen Denkmälern, an der zahlreiche Angehörige der Akademie beteiligt waren", hieß es seitens der nun tätig gewordenen Arbeitsgruppe gegenüber der APA. "Die entstandene Leerstelle eröffnet die Diskussion über den weiteren Umgang mit Müllners Heldendenkmal und dem Ort, an dem es stand."

Wie man mit dem Denkmal umgehen werde, müsse sich nach der Rückbesiedelung erst allmählich herauskristallisieren, meinte Akademie-Rektor Johan Hartle im Juni 2021 beim Rundgang durch das frisch renovierte Gebäude zur APA. Das Rektorat ist durch die jüngste Aktion ein wenig überrumpelt worden - hat sich aber entschlossen, sie zu unterstützen: "Die Müllner-Gedenkskulptur ist seit vielen Jahren Gegenstand von Diskussionen und Interventionen. Wir haben erfahren, dass die Skulptur sachgemäß entfernt wurde und sich in sicherer Verwahrung befindet. Die Entfernung ergibt eine neue Basis für Auseinandersetzungen, die wir an der Akademie auch gerne führen möchten", so der Rektor, der bei der Buchpräsentation wie bei der Tagung persönlich die Begrüßung vornehmen wird.

(S E R V I C E - Eduard Freudmann, Jakob Krameritsch, Michael Lunardi, Ruth Sonderegger (Hg.): "Ergänzungen und Eingriffe. Zur Geschichte der Akademie der bildenden Künste Wien 1930-1960", Mandelbaum Verlag, 448 Seiten, 33 Euro, Buchpräsentation: Do 4.12.2025, 19 Uhr, Sitzungssaal der Akademie der bildenden Künste Wien, Wien 1, Schillerplatz 3)

Zusammenfassung
  • Josef Müllner, der von 1910 bis 1948 Professor an der Akademie war, ab 1940 der NSDAP angehörte und 1944 auf die 'Gottbegnadeten'-Liste gesetzt wurde, verlor 2023 seine Ehrenmitgliedschaft an der Akademie.
  • Im Rahmen der Buchpräsentation 'Ergänzungen und Eingriffe' und einer Tagung am 5. Dezember 2025 werden aktuelle Forschungen zur Geschichte der Akademie im Austrofaschismus und Nationalsozialismus vorgestellt und diskutiert.