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Über 50.000 sahen steirischer herbst-Produktionen

Heute, 12:38 · Lesedauer 3 min

Bei der 58. Auflage des Kulturfestivals steirischer herbst konnte man über 50.000 Besucher begrüßen, an 39 Spielorten und bei mehr als 440 Veranstaltungen inklusive der Partnerprogramme. Dies sagte Intendantin Ekaterina Degot am Freitag in Graz in einem vorläufigen Resümee - das Festival endet erst am Sonntag. Einige Produktionen haben bereits den Weg nach Deutschland, Schweden, Polen und zur Biennale in Venedig 2026 gefunden.

42 künstlerische Arbeiten wurden für das Festival unter dem heurigen Motto "Never Again Peace" in Auftrag gegeben, sagte Degot. Allein 26 davon waren im Ausstellungs-Konglomerat in der ehemaligen Destillerie Bauer im Stadtbezirk Gries zu sehen - das bis unters Dach genutzte, BAU genannte frühere Industrieobjekt erwies sich als sehr gut vom Publikum angenommen. Hier waren Führungen stark nachgefragt - die ursprünglich angebotene Zahl wurde sogar verdreifacht.

Das herbst-Highlight aus ihrer Sicht sei die "Umbenennung" des Freiheitsplatzes gewesen, wo auch die Eröffnung stattgefunden hatte - "bis Sonntag gibt es am Platz noch die Chance zu denken, welche Freiheit wir haben wollen oder haben werden", sagte die Intendantin. Auch der BAU sei für sie ein großer Erfolg gewesen, "für Professionelle sehr interessant" und auch für die breite Besuchermasse. Sie habe sich auch sehr froh über den Marsch der "Omas gegen rechts" zum Auftakt des Festivals gezeigt. Das für sie vielleicht wichtigste Stück des herbstes sei "Violenza" gewesen. Die Auftragsarbeit von Michiel Vandevelde, Pankaj Tiwari und Eneas Prawdzic über junge Rechte habe "sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen". Bis zum Ende des Stücks sei offen gelassen worden, ob auf der Bühne "echte" rechte junge Männer oder Schauspieler gestanden haben.

Bei den Diskursformaten sei ihr, Degot, das "Friedensgespräch" zwischen dem Autor Ilija Trojanow und dem Bundesheer-Brigadier Philip Eder "höchst interessant" erschienen. Der erste General auf einem Paneel, "und beide supertop und liberal, sie verstanden sich in vielen Positionen", schwärmte die Intendantin. "Mein persönliches Highlight war die konzertante Operette 'Moskau, Tscherjomuschki', aus den 1960ern in der Zeit des kurzen Liberalismus" der Sowjetunion, verriet sie.

Einzelne Formate noch bis Sonntag

Warum der steirische herbst wichtig sei, dazu lieferte Degot einige Stichworte. Denkfreiheit, Denkkomplexität, kritischen Stimmen Plattformen zu geben, die anderswo gecancelt würden, bezog sich Degot auch auf die Formate, die sich mit Nahost, Gaza und Israel befassten. Ein weiterer Punkt sei die "Unabhängigkeit". Die von mancher Seite vorgetragene Forderung nach etwa mehr Ausbalancierung sei für sie ein Kontrollversuch. Ein Versuch, den herbst weniger ernsthaft und gefälliger unterhaltsam zu machen. Hier sage sie: "No pasaran!"

Als Ausblick nannte Degot noch die Möglichkeit, BAU bis Sonntag zu sehen, sowie am Sonntag an "Between the River and the Sea" des israelisch-palästinensischen Schauspielers Yousef Sweid teilzunehmen. Bemerkenswert übrigens: Der herbst mit einem deutlichen Schwerpunkt zum Gaza-Krieg begann Mitte September, als dort noch Kämpfe tobten. Zu Ende geht der herbst in einer Zeit, in der erstmals seit langem eine Chance auf Frieden besteht.

Der steirische herbst hatte für heuer ein Budget von rund 4,46 Mio. Euro, die überwiegende Zahl der Veranstaltungen ist bei freiem Eintritt zu sehen gewesen. Das Festival 2026 wird von 24. September bis 18. Oktober stattfinden. Über Auslastungszahlen konnte noch nichts gesagt werden.

Zusammenfassung
  • Das Kulturfestival steirischer herbst begrüßte bei seiner 58. Auflage über 50.000 Besucher an 39 Spielorten mit mehr als 440 Veranstaltungen.
  • Unter dem Motto "Never Again Peace" wurden 42 künstlerische Arbeiten beauftragt, davon 26 im beliebten Ausstellungs-Konglomerat BAU, das sehr gut angenommen wurde und dreimal so viele Führungen wie geplant verzeichnete.
  • Das Festival setzte einen Schwerpunkt auf aktuelle gesellschaftliche Themen wie den Gaza-Krieg und bot kritischen Stimmen eine Plattform, während das Budget rund 4,46 Millionen Euro betrug und die meisten Veranstaltungen gratis waren.