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Türkische Behörden nehmen Spotify ins Visier

06. Juli 2025 · Lesedauer 2 min

Die türkischen Behörden haben die Streaming-Plattform Spotify ins Visier genommen. Gegen das schwedische Unternehmen seien Ermittlungen wegen "wettbewerbsverzerrender Auswirkungen" seiner Geschäftspraxis auf die Musikindustrie im Land eröffnet worden, erklärte die türkische Kartellbehörde. Zugleich rief der stellvertretende Kulturminister Batuhan Mumcu zu rechtlichen Schritten gegen Spotify auf, da es sich geweigert habe, Playlists mit "provokanten" Titeln zu löschen.

Die Kartellbehörde erklärte zu ihren Ermittlungen am Freitag weiter, Ziel sei es zu prüfen, ob Spotify bestimmten Künstlern mehr Sichtbarkeit verleihe als anderen und seine Auszahlungen auf ungerechte Weise verteile.

Vize-Kulturminister Mumcu schrieb im Onlinedienst X, sein Ministerium habe die Inhalte auf Spotify "seit Langem" im Visier. "Inhalte, die sich gegen unsere religiösen und nationalen Überzeugungen richten und die Glaubenssätze unserer Gesellschaft verhöhnen, wurden nicht korrigiert", hieß es weiter. So seien "in Gestalt von Playlisten" Inhalte veröffentlicht worden, die "unsere religiösen Gefühle zu unserem Propheten Mohammed" missachteten und auf die "heiligen Werte" des türkischen Volks zielten.

Zudem sei in "heimtückisch provokanten und moralisch inakzeptablen" Playlists Emine Erdoğan, die Ehefrau des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdoğan, angegriffen worden, erklärte Mumcu. Die zuständigen Behörden müssten daher zur Tat schreiten. Seinem X-Post fügte Mumcu ein Video bei, auf dem die Namen von Spotify-Wiedergabelisten mit Bezug zu Emine Erdoğan oder dem Leben des islamischen Propheten Mohammed zu sehen waren.

Einigung mit Kartellbehörde angestrebt

Spotify, das seit 2013 in der Türkei verfügbar ist, erklärte, seine Geschäftstätigkeit stehe im Einklang mit "allen anwendbaren Gesetzen". Das Unternehmen werde mit den Ermittlern zusammenarbeiten, obwohl ihm bisher keine näheren Angaben zu "Umfang oder Schwerpunkt der Ermittlungen" vorlägen. Ziel sei eine "konstruktive Lösung" der Angelegenheit mit dem türkischen Kartellamt, hieß es weiter. Zu den Vorwürfen wegen der Playlist-Namen äußerte sich Spotify nicht.

Zusammenfassung
  • Die türkische Kartellbehörde hat Ermittlungen gegen Spotify wegen des Verdachts auf wettbewerbsverzerrende Geschäftspraktiken und ungerechte Auszahlungen an Künstler eingeleitet.
  • Der stellvertretende Kulturminister Batuhan Mumcu fordert rechtliche Schritte gegen Spotify, weil das Unternehmen Playlists mit 'provokanten' Titeln trotz Aufforderung nicht gelöscht habe.
  • Spotify, seit 2013 in der Türkei aktiv, betont die Einhaltung aller Gesetze und strebt eine konstruktive Lösung mit der Kartellbehörde an, äußerte sich aber nicht zu den Vorwürfen bezüglich der Playlist-Namen.