Suche nach Louvre-Räubern läuft auf Hochtouren
Wie aus einem der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden, bisher unveröffentlichten Bericht hervorgeht, kritisierte der französische Rechnungshof erst kürzlich den mangelhaften Schutz der im Louvre ausgestellten Werke. Es gebe zahlreiche Sicherheitslücken. So seien in einem der Gebäudeflügel drei Viertel der Säle nicht mit Überwachungskameras ausgestattet. Die 2010 eingeleiteten Arbeiten zur Verbesserung des Brandschutzes seien noch immer nicht abgeschlossen.
Justizminister Darmanin sorgt sich indes gegenüber dem Sender France Inter, dass der Diebstahl im größten Museum der Welt auch einen Imageschaden nach sich ziehe könnte. Dies vermittele "ein sehr negatives Bild von Frankreich". Die französische Kulturministerin Rachida Dati räumte ein, dass der Schutz der Museen lange vernachlässigt worden sei. "Hier haben wir es mit organisierter Kriminalität zu tun, deswegen müssen wir jetzt die nötigen Mittel bereitstellen", sagte sie dem Sender Europe 1.
"Wir werden die Werke wiederfinden"
Regierungspolitiker reagierten zutiefst empört über den Raubzug durch den Louvre - und kündigten an, die Einbrecher mit allen nötigen Mitteln zur Strecke bringen zu lassen. Präsident Emmanuel Macron brandmarkte das Verbrechen als Attacke auf die französische Kultur als Ganzes. "Der Diebstahl im Louvre ist ein Angriff auf ein Kulturgut, das wir schätzen, weil es Teil unserer Geschichte ist", sagte der Staatschef. "Wir werden die Werke wiederfinden und die Täter vor Gericht stellen. Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Paris wird überall alles getan, um dies zu erreichen."
Touristen vor verschlossenen Türen
Am Montag blieb der Louvre weiter "wegen außergewöhnlicher Umstände" geschlossen, wie es auf einem Plakat hieß. "Ich wollte schon seit Jahren kommen, es gibt so viele Werke, die ich gerne sehen möchte", sagte die 31 Jahre alte Italienerin Elisa Valentino, die wie viele andere von der Schließung enttäuscht war. Eine Touristin aus Moldau zeigte dagegen Verständnis: "Das Schlimmste ist, dass die Sicherheit so schlecht ist", sagte die 17 Jahre alte Andreea Dumitras.
Die Diebe entkamen mit acht kostbaren Schmuckstücken früherer Königinnen und Kaiserinnen - darunter mit Edelsteinen übersäte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen. Die mit Smaragden und Hunderten Diamanten verzierte Krone der Kaiserin Eugénie (1826-1920) gehörte ebenfalls zur Beute, wurde allerdings später in der Nähe des Louvre beschädigt gefunden - offenbar hatten die Täter sie bei der Flucht verloren.
In einer gemeinsamen Stellungnahme sprachen das französische Innen- und Kulturministerium von Schmuckstücken, die über ihren Marktwert hinaus "einen unschätzbaren kulturellen und historischen Wert" hätten. Experten gehen davon aus, dass die Beutestücke so gut wie unverkäuflich sind. Möglicherweise sind die Auftraggeber des Diebstahls an den Diamanten und dem Gold interessiert, das sich einschmelzen lässt und auf dem Weltmarkt derzeit hohe Preise erzielt.
Fahndung nach kriminellem Roller-Quartett
Laut der Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau wird nach einem "Kommando" von vier Personen gefahndet, das maskiert zu dem spektakulären Diebstahl anrückte und danach "auf leistungsstarken Motorrollern" floh. Möglicherweise habe es sich bei den Tätern bloß um Handlanger gehandelt, also eher kleine Fische, hinter denen eine kriminelle Organisation als Auftraggeber stecke. Bei ihrer Fahndung können sich die Ermittler auch auf Bilder der Videoüberwachung des Museums stützen, das zu den größten Touristenattraktionen in Paris zählt.
Innenminister Laurent Nuñez sagte, der Diebstahl sei offensichtlich von einem "sehr erfahrenen Team" begangen worden. Er sei aber "zuversichtlich, dass die Täter und die gestohlenen Gegenstände sehr schnell gefunden werden". Zumindest ließen die Täter bei ihrem Coup, der alles in allem rund sieben Minuten dauerte, Handschuhe, Werkzeuge und ein Funkgerät am Tatort zurück. Unweit vom Museum verloren sie außerdem eine Warnweste. Beweismittel wie diese könnten den Fahndern Hinweise auf die Einbrecher und ihre Hintermänner liefern.
Per Hebebühne auf den Museumsbalkon
Für ihren dreisten Raubzug bei helllichtem Tage hatten die Täter am Sonntagmorgen einen mit einer Hebebühne ausgestatteten Lkw an der zur Seine gelegenen Seite des Museums auf dem Gehsteig geparkt und Warnkegel auf der Straße aufgestellt. Während zwei der Täter auf Motorrollern an der Straße warteten, gelangten die anderen beiden mit der Hebebühne auf einen Balkon im ersten Stock des Museums. Dort zerstörten sie mit einem Trennschleifer eine Scheibe, um direkt in den Ausstellungsraum in der Galerie d'Apollon zu gelangen und dort auf Beutezug zu gehen.
Im Innern des Prachtbaus bedrohten sie nach Angaben der Staatsanwältin das Museumspersonal und brachen zwei Vitrinen auf. Anschließend verließen die Diebe den Louvre wieder und entkamen mit ihrer Beute.
Kopfschütteln über mangelnde Sicherheit
Dass die Einbrecher derart einfach in den Louvre gelangen konnten, sorgt für Kopfschütteln und Verwunderung. Das Kulturministerium begegnete der Kritik mit einer Stellungnahme: "Die Alarmanlagen am Außenfenster der Apollon-Galerie sowie an den beiden betroffenen Vitrinen wurden ausgelöst", stellte die Behörde klar. Außerdem hätten "zum Zeitpunkt des besonders schnellen und brutalen Einbruchs" fünf Museumsmitarbeiter sofort eingegriffen.
"Dank der Professionalität und der schnellen Reaktion der Mitarbeiter des Louvre konnten die Täter in die Flucht geschlagen werden und ließen ihre Ausrüstung sowie eines der gestohlenen Objekte zurück, nämlich die Krone der Kaiserin Eugénie, deren Zustand derzeit untersucht wird", teilte das Ministerium mit.
Wurde das Gold schon eingeschmolzen?
Macron betonte, dass das im Jänner vorgestellte Projekt zur Modernisierung des Louvre auch eine Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen vorsehe. "Es wird die Erhaltung und den Schutz dessen gewährleisten, was unser Gedächtnis und unsere Kultur ausmacht", sagte der Präsident. Einstweilen ist ein Teil dieses kulturellen Erbes jedoch verloren.
Zusammenfassung
- Im Pariser Louvre wurden acht wertvolle Schmuckstücke, darunter die Krone der Kaiserin Eugénie, bei einem spektakulären Einbruch gestohlen.
- Vier maskierte Täter nutzten eine Hebebühne und Motorroller, um in nur sieben Minuten in das Museum einzudringen und zu fliehen.
- Die Ermittler setzen bei der Fahndung nach den Tätern auf Videoaufzeichnungen und zurückgelassene Beweismittel wie Handschuhe, Werkzeuge und ein Funkgerät.
- Der französische Justizminister und der Rechnungshof kritisieren massive Sicherheitslücken im Louvre, etwa fehlende Überwachungskameras in drei Vierteln eines Gebäudeflügels.
- Das Museum bleibt nach dem Einbruch geschlossen, während Experten die gestohlenen Objekte als kulturell und historisch nahezu unverkäuflich einschätzen.