APA/APA (dpa)/Fabian Sommer

Streaming verschaffte heimischem Musikmarkt 2020 ein Plus

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Streaming bleibt der Wachstumstreiber: Trotz der Coronakrise wuchs der heimische Musikmarkt im Vorjahr um 3,4 Prozent auf 171,6 Mio. Euro. Das hat vor allem mit dem starken Streamingbereich zu tun, der um ein Drittel zugelegt hat und 91,6 Mio. Euro lukrierte. Zum Vergleich: Die CD ist auch im Vorjahr abgestürzt, wurden damit doch nur noch 30,5 Mio. Euro erwirtschaftet - ein sattes Minus von 22 Prozent.

Nach schwierigen Jahren ist der Musikmarkt gemäß diesen vom heimischen Branchenverband IFPI am Mittwoch präsentierten Zahlen zum mittlerweile vierten Mal in Folge gewachsen. Streaming ist mittlerweile für zwei Drittel der Umsätze aller Musikformate verantwortlich, 90 Prozent der diesbezüglichen Einnahmen werden mit Premiumabos lukriert. Ebenfalls einen Wachstumsschub konnte die Schallplatte verzeichnen: Das Vinyl-Segment legte um 15,5 Prozent auf 9 Mio. Euro zu. Detail am Rande: Damit haben Vinyl-Verkäufe sogar die Downloads überholt, mit denen 2020 6,5 Mio. Euro umgesetzt wurden.

In eine andere Richtung ging es hingegen bei den restlichen physischen Produkten, allen voran den CDs, die viele Jahre der Umsatztreiber waren. Nicht zuletzt aufgrund des Einbruchs in diesem Segment rasselte der physische Sektor um 15,3 Prozent nach unten. Das habe auch maßgeblich mit der Corona-Pandemie zu tun, wie bei einer Online-Pressekonferenz ausgeführt wurde. Gerade in den ersten Lockdown-Monaten März und April sei es durch die Schließung des Handels zu massiven Rückgängen von bis zu 50 Prozent gekommen.

Das Coronajahr 2020 sei jedenfalls mit den Vorjahren "kaum vergleichbar", betonte IFPI-Präsident Dietmar Lienbacher. "Unsere Prognosen sind von einer ganz anderen Erwartung ausgegangen. Es war letztlich ein gedämpftes Wachstum." Neben den Einschränkungen im Handel hätten auch die Absage von Konzerten ihre Spuren hinterlassen sowie die Schließung von Gastronomie und Hotellerie die Lizenzeinnahmen der Verwertungsgesellschaft LSG (minus 14 Prozent auf 27,1 Mio. Euro) gedrückt. Konkret geht die IFPI von einem coronabedingten Schaden für Musiklabels von rund 30 Mio. Euro aus.

Besonders hart betroffen sei die österreichische Musikproduktion, die im stationären Handel sowie bei physischen Produkten üblicherweise stark vertreten ist. Der Branchenverband bezifferte das diesbezügliche Minus mit 40 Prozent. Das zeige sich auch in den Jahrescharts, schaffte es im Single-Bereich doch kein österreichischer Interpret in die Top-10 bzw. waren unter den ersten 100 Plätzen nur fünf heimische Künstler vertreten.

Angesichts dieser Umstände forderte der Verband der Österreichischen Musikwirtschaft 3 Mio. Euro als Ausfallersatz für Musikproduzenten und bot gleichzeitig an, die "punktgenaue" Verteilung selbst zu organisieren. "Gespräche mit der Politik hat es zwar schon viele gegeben, aber Hilfe noch nicht", betonte IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch auf Nachfrage. "Die Hilfsprogramme, die da sind, passen nicht für die oft kleinteilige Struktur der Musikwirtschaft." Die LSG habe schon im Vorjahr rund 700.000 Euro an Unterstützung für ihre Mitglieder zur Verfügung gestellt, heuer soll es eine ähnliche Summe werden. "Das hilft, aber um die Branche durchzubringen und für einen Neustart zu sorgen, sind höhere Beträge notwendig."

Thema war außerdem die anstehende Urheberrechtsnovelle, die bis zum Sommer umgesetzt werden muss. "Das Urheberrecht ist das rechtliche und wirtschaftliche Fundament der Musikwirtschaft, eigentlich der gesamten Kreativ- und Medienwirtschaft", so Medwenitsch. Gerade angesichts des starken Wachstums von digitalen Angeboten sei es essenziell, die EU-Copyright-Richtlinie entsprechend umzusetzen, unterstrich der IFPI-Geschäftsführer. Diesbezüglich bekräftigte er die Enttäuschung über die ersten Entwürfe aus dem Justizministerium und hofft auf Nachbesserungen.

Single-Jahrescharts 2020

Platz

Titel

Interpret

1.

"Blinding Lights"

The Weeknd

2.

"Roses"

Saint Jhn

3.

"Dance Monkey"

Tones And I

4.

"Savage Love"

Jason Derulo & Jawsh 685

5.

"Breaking Me"

Topic feat. A7S

6.

"Roller"

Apache 207

7.

"Mood"

24kGoldn feat. Iann Dior

8.

"Hollywood"

La Vision & Gigi D'Agostino

9.

"Rockstar"

Dababy feat. Roddy Ricch

10.

"Never Let Me Down"

Vize & Tom Gregory

Alben-Jahrescharts 2020

Platz

Titel

Interpret

1.

"Power Up"

AC/DC

2.

"A Volks-Rock'n'Roll Christmas"

Andreas Gabalier

3.

"Zenit"

Raf Camora

4.

"When We All Fall Asleep, Where Do We Go?"

Billie Eilish

5.

"Letter To You"

Bruce Springsteen

6.

"Lederhosenrock"

Melissa Naschenweng

7.

"It's Christmas"

Jonas Kaufmann

8.

"Hollywood"

Bones MC

9.

"Wer nicht fühlen will, muss hören"

Pizzera & Jaus

10.

"Für immer"

Seiler & Speer

(S E R V I C E - www.ifpi.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Streaming bleibt der Wachstumstreiber: Trotz der Coronakrise wuchs der heimische Musikmarkt im Vorjahr um 3,4 Prozent auf 171,6 Mio. Euro.
  • Das hat vor allem mit dem starken Streamingbereich zu tun, der um ein Drittel zugelegt hat und 91,6 Mio. Euro lukrierte.
  • Zum Vergleich: Die CD ist auch im Vorjahr abgestürzt, wurden damit doch nur noch 30,5 Mio. Euro erwirtschaftet - ein sattes Minus von 22 Prozent.

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