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"Schule des Sehens": Neues Filmmuseum LAB präsentiert

Heute, 12:43 · Lesedauer 3 min

Der Softstart ist passé, mit Mittwoch ist das neue Filmmuseum LAB offiziell der Öffentlichkeit präsentiert worden. Direktor Michael Loebenstein gab den symbolischen Startschuss für die Anlage, die Teil des neuen Kulturclusters im Wiener Arsenal ist. Damit hat Österreichs filmisches Aushängeschild eine neue Heimat für seine drei D: Depot, Digitallabore und Dosen. Schließlich wurden alleine knapp 85.000 Filmdosen an den neuen Standort übersiedelt.

Die alte Anlage in der Heiligenstädter Straße wurde für das neue Projekt aufgelassen, das als neues Kompetenzzentrum zur Konservierung und Archivierung adaptiert wurde. 5,5 Millionen Euro betrugen die gesamten Errichtungskosten, der zusätzliche Finanzierungsbedarf für das Filmmuseum beläuft sich auf jährlich 400.000 Euro - zu gleichen Teilen getragen vom Bund und der Stadt.

Rund 500.000 Objekte wurden nach Schätzungen von Filmmuseumsdirektor Loebenstein an den neuen Standort gebracht. Alleine die je vier Kilogramm schweren Filmdosen (und rund 5.000 Kassetten) summieren sich auf gut 35.000 Titel. Hinzu kommen noch Schriften, Plakate, Vor- und Nachlässe. "Filmbewahrung und -vermittlung ist Infrastruktur - und dieses Gebäude ist genau das", zeigte sich Loebenstein pragmatisch.

Es geht kalt zu

Das Gebäude wurde bereits im Dezember vom Besitzer, der Bundestheater-Tochter ART for ART, übernommen und seither sukzessive bezogen. Sieben Kilometer fahrbarer Regale dienen künftig als Heimat für die Filmdosen, die bei frischen sechs Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 35 und 40 Prozent gelagert werden. Im Kern der Anlage findet sich gleichsam als Raum im Raum ein Negativlager, bei dem es mit minus sechs Grad Celsius noch cooler zugeht. Dies ist den wertvollen Künstleroriginalen oder den fragilen Farbnegativen vorbehalten.

Den Ortswechsel verbindet man dabei gleich mit einem Systemwechsel. So wurde die Sammlung von den klassischen Metalldosen auf profaneres, aber rostresistentes Plastik umgestellt, dieses komplett mit Barcodes versehen und damit ein Wechsel des Archivsystems eingeläutet.

"Lebenstraum"

Dabei bietet die neue, 1.500 Quadratmeter umfassende Anlage in einem schlichten Ziegelbau, in dem sich auch das Foto Arsenal befindet, überdies Raum für Laboratorien, Werkstätten und nicht zuletzt Büros. Ein breiter Publikumsverkehr ist hingegen nicht vorgesehen im neuen LAB. Das soll Kooperationen im sich entwickelnden Kulturquartier aber nicht im Wege stehen, setzt sich dieses doch zusammen aus dem Foto Arsenal mit seinen Ausstellungsräumen, dem Heeresgeschichtlichen Museum mit einem Vortragssaal samt Filmprojektionsmöglichkeit, dem ImPulsTanz als Nutzer des Areals im Sommer oder dem Blickle Kino im Belvedere 21. "Das hier ist nicht außerhalb der Stadt", warf sich Loebenstein in die geografische Bresche. "Für mich ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen."

Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) lobte den heutigen "Freudentag", nachdem im Bereich Film angesichts der budgetären Kürzungen zuletzt vor allem emotionale, erhitzte Debatten geführt worden seien. Dass man hier nun mit dem Foto Arsenal kooperieren könne, sei ideal: "Hier wurden tatsächlich Synergien eingelöst." Auch Bablers Parteifreundin, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, rekurrierte auf den Charakter dieses gemeinsamen Standorts: "Es ist eine Schule des Sehens."

(S E R V I C E - https://filmmuseum.at/sammlungen/filmmuseum_lab)

Zusammenfassung
  • Das neue Filmmuseum LAB im Wiener Arsenal wurde offiziell eröffnet und beherbergt rund 85.000 Filmdosen sowie insgesamt etwa 500.000 Objekte auf 1.500 Quadratmetern.
  • Die Lagerung erfolgt unter strengen Bedingungen bei 6 Grad Celsius und 35 bis 40 Prozent Luftfeuchtigkeit, mit einem eigenen Negativlager bei minus 6 Grad für besonders wertvolle Materialien.
  • Die Errichtungskosten betrugen 5,5 Millionen Euro, der jährliche Finanzierungsbedarf liegt bei 400.000 Euro und wird je zur Hälfte von Bund und Stadt getragen.