Scheitern in der Lebens-Show: "Glaube Liebe Hoffnung" im TAG

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Viele machen sich Hoffnung auf den Haupttreffer, aber Elisabeth wäre schon zufrieden, wenn sie in der Lebens-Lotterie nicht nur Nieten ziehen würde. Elisabeth ist die Protagonistin von Ödön von Horváths berühmten Stück "Glaube Liebe Hoffnung". Im Wiener Theater an der Gumpendorfer Straße setzt Regisseur Georg Schmiedleitner die totentanzartige Bildfolge der Desillusionierung in das Setting einer Castingshow. Elisabeth singt um ihr Leben - und sinkt am Ende dennoch zu Boden.

Schmiedleitner, seit er das von ihm mitbegründete Theater Phönix in Linz verließ auf den großen Theater- und Opernbühnen Österreichs und Deutschlands zu Hause, inszenierte erstmals im kleinen Theater in Wien-Mariahilf. Sein radikales Konzept passt gut an das Haus, das sich mit pfiffigen Klassiker-Überschreibungen einen Namen gemacht hat. Aber es passt nicht recht zum Stück, das mit aktuellen Einschüben und Zusatz-Material erst passend gemacht werden muss. Horváth-Spezialist Schmiedleitner, der u.a. 2008 für seine "Geschichten aus dem Wiener Wald" am Volkstheater Wien den Skraup-Preis erhielt und 2012 am Theater in der Josefstadt "Kasimir und Karoline" mustergültig inszenierte, lässt den melancholischen Grundton, ja alle Zwischentöne diesmal weg, richtet die Schweinwerfer auf eine mit "Dalli Dalli" überschriebene Laufsteg-Bühne von Stefan Brandtmayr, die mit orangenem Boden und grünen Vorhängen gleich suggeriert: Wir bringen Farbe in den grauen Alltag!

Jens Claßen als Showmaster treibt Elisabeth von Runde zu Runde, drückt ihr immer wieder das Mikro für kitschige Schlager in die Hand und stellt ihr Scheitern aus: So macht man Quote! Und so verliert man Glaube, Liebe und Hoffnung. Lisa Schrammel verleiht dem Horváth-Fräulein, das 150 Mark für ihren Wandergewerbeschein braucht und ihren toten Körper der Wissenschaft vermachen will, das dafür erhoffte Geld aber dringend schon jetzt zum Überleben braucht, durchaus erfolgreich moderne Gestalt, scheitert aber am Spagat zwischen Original-Stück, das schauspielerische Herausforderung genug wäre, und der Zusatz-Rolle im Sozialporno einer Realityshow.

Auch Andreas Gaida (Schupo), Michaela Kaspar (Frau Prantl), Georg Schubert (Präparator) und Petra Strasser (Frau Amtsgerichtsrat) spielen nicht nur Horváth, sondern machen Show. Nicht nur beim Karaoke-Casting, auch beim Schaulaufen der Start-Up-Ideen vor den köstlich amüsierten Investoren scheitert Elisabeth. Nach rund 100 Minuten ist sie ausgeknockt. Dieser Kampf war nicht zu gewinnen. "Glaube Liebe Hoffnung" sind am Ende. Die Enttäuschung bleibt. Und der Premierenapplaus war dennoch groß.

(S E R V I C E - "Glaube Liebe Hoffnung" von Ödön von Horváth und Lukas Kristl, Regie: Georg Schmiedleitner, Ausstattung: Stefan Brandtmayr, Musik: Matthias Jakisic. Mit Jens Claßen, Andreas Gaida, Michaela Kaspar, Lisa Schrammel, Georg Schubert und Petra Strasser. Theater an der Gumpendorfer Straße, Wien 6, Gumpendorfer Straße 67, Weitere Vorstellungen: 9., 11., 13., 14., 17. und 18. Mai sowie 10. und 11. Juni. www.dasTAG.at )

ribbon Zusammenfassung
  • Viele machen sich Hoffnung auf den Haupttreffer, aber Elisabeth wäre schon zufrieden, wenn sie in der Lebens-Lotterie nicht nur Nieten ziehen würde.
  • Elisabeth ist die Protagonistin von Ödön von Horváths berühmten Stück "Glaube Liebe Hoffnung".
  • Im Wiener Theater an der Gumpendorfer Straße setzt Regisseur Georg Schmiedleitner die totentanzartige Bildfolge der Desillusionierung in das Setting einer Castingshow.

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