Schauspielhaus Graz 2025/26 mit Horváth und Marković
Gestartet wird die Spielzeit mit "Les Blancs" der US-Dramatikerin Lorraine Hansberry am 19. September auf der großen Bühne des Schauspielhauses. Hansberry (1930-1965) war die erste schwarze Autorin, die es 1959 auf die Bühnen des Broadway schaffte. Ihr Erfolgsstück "A Raisin in the Sun" wurde in 35 Sprachen übersetzt und verfilmt. "Es ist rätselhaft, warum die Autorin in Vergessenheit geraten war", sagte Vilter.
In Graz wird das letzte Drama der Autorin, die mit 34 Jahren in New York verstarb, zu sehen sein. Im Stück treffen zwei Brüder in einem fiktionalen afrikanischen Land aufeinander, arbeiten die eigene Familiengeschichte, aber auch die koloniale Besetzung ihrer Heimat durch "die Weißen" (Les Blancs) auf. "Es sind sehr komplexe Charaktere, es gibt wahnsinnig tolle Dialoge", machte Vilter Lust auf die deutschsprachige Erstaufführung, die von der vielfach ausgezeichneten südafrikanischen Regisseurin MoMo Matsunyane inszeniert wird.
Im Schauraum des Schauspielhauses ist am folgenden Tag (20. 9.) die Uraufführung von "Belly of the Best" von einer Gruppe junger Grazer Künstler rund um Azlea Wriessnig zu erleben. In dem musikalischen Theaterabend geht es um Beziehungen in einer aus den Fugen geratenen Welt.
Die zweite Premiere im Schauspielhaus ist "Die Tragödie von Romeo & Julia" nach William Shakespeare. Die "Liebesgeschichte und zugleich ein Stück über Gewalt" werde als Metaerzählung auf die Bühne gebracht, schilderte Chefdramaturgin Anna-Sophia Güther. Regisseur Emre Akal wirft ein Licht auf die Machtmechanismen hinter den gesellschaftlichen Strukturen, in der sich die berühmteste Liebesgeschichte aller Zeiten entfaltet (ab 11. Oktober).
Österreichische Klassiker
Österreichische Klassiker stehen im Dezember und März 2026 am Spielplan: Im Gedenken an die 125. Wiederkehr von Ödön von Horváths Geburtstag wird ab Dezember "Der jüngste Tag" in einer Inszenierung von David Bösch zu sehen sein. Ein Zugsunglück wird zum Ausgangspunkt unterschiedlichster Verdächtigungen und Beschuldigungen. "Es geht um den einen verpassten Moment, die Frage von Schuld, Gewissen, Verantwortung", wie Vilter umriss. Im Februar wird die Theaterfassung von Marlen Haushofers "Wir töten Stella" vom ungarischen Regisseur Jakab Tarnóczi auf die Bühne gebracht. Und im März gibt es in Vilters dritter Spielzeit zum dritten Mal ein Nestroy-Stück: "Frühere Verhältnisse. Von nun an ging's bergab". Die Inszenierung werde "sehr musikalisch werden" und sei "durchaus ein Wagnis", wie Vilter ankündigte: Regisseurin Ruth Brauer-Kvam lässt darin den Meister des Alt-Wiener Volkstheaters auf die Chansons von Hildegard Knef treffen.
Graphic Novel in Bühnenfassung
Liv Strömquists Graphic Novel "Das Orakel spricht" wird im April in der Inszenierung von Katrin Plötner als Uraufführung in Graz zu sehen sein (ab 10. April). Das jüngste Werk der schwedischen Comic-Autorin und Zeichnerin Strömquist nimmt den Trend zur Selbstoptimierung aufs Korn, schilderte Güther.
Im Schauraum kommen in Kooperation mit lokalen Partnerinstitutionen eine Reihe weiterer Uraufführungen auf die Bühne: Branko Janack wird Barbi Markovićs Kurzgeschichtenband "Minihorror" - für den sie 2024 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde - inszenieren. Zu sehen ab dem 12. Dezember. Die junge österreichische Dramatikerin Hannah K. Bründl thematisiert mit "Tender" den Leistungsdruck, dem junge Berufseinsteiger heute ausgesetzt sind und kommt in Kooperation mit der Kunstuniversität Graz am 13. März auf die Bühne des Schauraums. Zum Saisonabschluss wird in Kooperation mit dem Theater im Bahnhof das Projekt "183 Abgeordnete. Die letzten Tage von Österreich, wie wir es kennen" unter der Regie von Monika Klengel zur Aufführung gebracht.
In der laufenden Spielzeit hat das Schauspielhaus Graz mit mehreren Produktionen für überregionale Aufmerksamkeit gesorgt: So erhielt etwa "Von einem Frauenzimmer" (Regie: Anne Lenk) den Nestroy Theaterpreis in der Kategorie "Beste Bundesländeraufführung". Die "Chronik der laufenden Entgleisungen" von Thomas Köck wurde zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Die Auslastung liegt bei rund 70 Prozent. Erfreulich sei der wachsende Anteil junger Besucher: 20 Prozent des Publikums sind jünger als 27 Jahre.
(S E R V I C E - Ausführliches Programm unter https://schauspielhaus-graz.buehnen-graz.com/)
Zusammenfassung
- Das Schauspielhaus Graz plant für die Saison 2025/26 insgesamt 17 Premieren an drei Spielstätten, darunter deutschsprachige Erstaufführungen und Uraufführungen.
- Der Spielzeitauftakt erfolgt am 19. September mit Lorraine Hansberrys 'Les Blancs', während im Dezember Ödön von Horváths 'Der jüngste Tag' anlässlich seines 125. Geburtstags auf die Bühne kommt.
- Die aktuelle Auslastung liegt bei rund 70 Prozent, wobei 20 Prozent des Publikums jünger als 27 Jahre sind.