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Salzburger Festspiele: "Il Barbiere di Siviglia" begeisterte

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Großes Familientreffen im Haus für Mozart bei den Salzburger Festspielen. Bei der Wiederaufnahme der Pfingstfestspieloper "Il Barbiere di Siviglia" in Rolando Villazons immer noch sehr überladener Inszenierung gingen die Herzen am Donnerstagabend auf der Bühne und im Publikum vor Freude nur so über.

Der Spaß geht weiter und auch der Erfolg. Nachdem die Oper bereits zu Pfingsten für allseits große Begeisterung sorgte, konnte es der Regisseur wohl nicht ganz ernst gemeint haben, als er bei der Ankunft vorm Festspielhaus mit gekreuzten Fingern bat, es möge alles gut werden. Es wurde besser. Immer wieder mussten Orchester und Ensemble für langen, frenetischen Szenenapplaus stoppen und auch alle Gags der Inszenierung, denen es an der Zahl nicht mangelte, zündeten im Zuschauerraum regelrechte Lachfeuerwerke.

Die Zeit zwischen Pfingsten und August hat Villazon jedenfalls nicht genutzt, um seiner Inszenierung eine schlankere Sommerfigur zu verpassen - sie kommt nach wie vor überaus voluminös daher. Zwar ließen sich bei genauem Hinsehen hie und da ein paar kleine Anpassungen erkennen, weniger Tamtam ist deswegen aber nicht auf der Bühne. So standen auch an diesem Abend Bühnengeschehen und Musik wieder im Wettstreit um die Aufmerksamkeit der Zuschauerinnen und Zuschauer.

Nach wie vor beeindrucken die liebevollen und witzigen Videos von rocafilm, die dafür sorgen, dass die Figuren, die Villazon in ein Filmstudio der Dreißiger versetzt hat, nahtlos zwischen Filmwelt und Realität hin und her springen können. Wer der Musik Rossinis nicht so zugetan ist, der kann also auch im Sommer einfach nur zum Zuschauen kommen und staunen, wie Harald B. Thor immer wieder neue Welten mit seinen detailverliebten Kulissen aus dem Hut zaubert.

Eine Steigerung im Vergleich zu Pfingsten ließ sich tatsächlich im Ensemble erkennen, denn das ist in den vergangenen Monaten noch einmal richtig zusammengerückt. Cecilia Bartoli hat ihren kleinen Wanderzirkus nach Ende des Festivals im Juni eingepackt und es schien, als würden gerade Edgardo Rocha und Nicola Alaimo gar nicht mehr von ihrer Seite weichen wollen. Eine gemeinsame "La Cenerentola" in der Schweiz und Wien und obendrauf noch eine gefeierte Rossini Gala in der Wiener Staatsoper im Juli. Diese gewachsene Innigkeit des Trios, das im "Barbiere" Rosina, den Grafen Almaviva und Figaro singt, brachte noch einmal eine gesteigerte Leichtigkeit mit sich, die vor allem Alaimos zu Pfingsten noch sehr poltrig daherkommendem Figaro in Sachen Agilität die Schrauben ölte, ohne dass er dabei an Ausdruckskraft einbüßte.

Vor Ausdruckskraft strotze auch wieder die Pfingstfestspielchefin Bartoli, die das Publikum mit ihren technisch virtuosen und scheinbar mühelosen Koloraturen wieder einmal kaum aus dem Klatschen herausbrachte. Und auch Edgardo Rocha als Graf ist ihr einmal mehr widerstandslos erlegen. Sein eleganter Rossini-Tenor entwickelt sich prächtig und nicht weniger intensiv strotze er als Zorro, betrunkener Soldat oder Don Camillo-Verschnitt vor Witz und Spielfreude.

Ebenfalls wieder ein voller Hörgenuss: Ildebrando D'Arcangelo als Basilio im Nosferatuaufzug und Alessandro Corbelli als trotteliger Bartolo, der bewies, dass man sich auch während einer langen Karriere die Geläufigkeit gut erhalten kann. Mit dreieinhalb Stunden gehört Villazons Inszenierung zu den vermutlich längsten, die man aus einem "Barbiere" jemals rausgeholt hat. Dass dies nicht in unnötige Länge ausartete, dafür sorgten Gianluca Capuano und die Musiciens du Prince - Monaco mit frischen Tempi und fein gesetzten Akzenten.

Die Aftershow Party begann dann schon auf der Bühne. Das Publikum, unter dem sich am Donnerstagabend auch die deutsche Alt-Kanzlerin Angela Merkel samt Ehemann befand, jubelte, klatschte und stampfte minutenlang vor Begeisterung, was Ensemble und Orchester schnell mit einer Zugabe der Schlussarie belohnten und so klang der Premierenabend der Wiederaufnahme tanzend und lachend in eine überaus laue Salzburger Sommernacht aus.

(S E R V I C E - Gioachino Rossini: "Il Barbiere di Siviglia". Regie: Rolando Villazon, Musikalische Leitung der Musiciens du Prince - Monaco: Gianluca Capuano, Bühne: Harald B. Thor, Kostüme: Brigitte Reiffenstuel. Mit Edgardo Rocha - Il Conte d'Almaviva, Alessandro Corbelli - Bartolo, Cecilia Bartoli - Rosina, Nicola Alaimo - Figaro, Ildebrando D'Arcangelo - Basilio, Rebeca Olvera - Berta, José Coca Loza - Fiorello, Max Sahliger - Ambrogio, Manfred Schwaiger - Domenico La Forza, Arturo Brachetti - Arnoldo. Weitere Aufführungen: 8., 11., 14. und 16. August, www.salzburgerfestspiele.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Großes Familientreffen im Haus für Mozart bei den Salzburger Festspielen.
  • Bei der Wiederaufnahme der Pfingstfestspieloper "Il Barbiere di Siviglia" in Rolando Villazons immer noch sehr überladener Inszenierung gingen die Herzen am Donnerstagabend auf der Bühne und im Publikum vor Freude nur so über.
  • Mit dreieinhalb Stunden gehört Villazons Inszenierung zu den vermutlich längsten, die man aus einem "Barbiere" jemals rausgeholt hat.

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