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Sängerin Pippa hat den Sound und die Perspektiven gewechselt

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Die Wiener Sängerin Pippa hat für ihr neues Album die Perspektive gewechselt - und zwar in mehrfacher Hinsicht. Das am Freitag erscheinende "Blick" bietet nicht nur zehn Songs aus einem jeweils ganz bestimmten Blickwinkel. Entstanden sind diese zudem mit einem neuen Kreativteam. "Ich bin die absolute Konzeptionskünstlerin, für mich ist das sehr hilfreich", erzählt sie über ihren kreativen Ansatz. "Ich liebe es, wenn ich mir einen Rahmen stecke, für den ich schreibe."

In der Zeit seit ihrem letzten Album "Idiotenparadies" (2020) hatte Pippa nicht nur mit den für die Musikbranche einschneidenden Coronaauswirkungen zu kämpfen, sie hat auch zwei EPs sozusagen als Überbrückung veröffentlicht. Dabei war bereits das im Vorjahr erschienene "Geister" sehr konzeptionell angelegt, "weil sozusagen jedes Lied ein Geist war, der mich in meinem Leben schon besucht hat", rekapituliert die Musikerin im APA-Interview. Mit "Blick" hat sie dieses Spiel nun weitergedreht und sich verschiedene Perspektiven angeeignet - vom Kind, das auf die Zukunft blickt ("Kind/Zukunft"), über ein optimistisch-pessimistisches Gegensatzpaar ("Alles OK" und "Glas halb leer") bis zum Lebensende ("Wilder Sturm").

"Ich habe schon vor längerer Zeit die Idee gehabt, dass ich das erzählen will", erklärt Pippa. "Es ist so wichtig, dass man sich immer wieder herholt, dass die Menschen eben unterschiedlich sind und verschiedene Wahrnehmungen haben. Wenn man sich das vergegenwärtigt, könnte das oft einen Streit verhindern. Oder aber den eigenen Horizont erweitern, wenn man sich traut, die Perspektive zu wechseln. Es ist so ein großes, weites Feld und eine so große philosophische Frage, dass ich dazu einfach ein Album machen wollte."

Also hat Pippa über die Jahre Ideen und Material gesammelt, teils ganze Songtexte fertiggestellt und Akkorde sowie Melodien gefunden. Es brauchte aber noch den Wechsel von ihrem früheren Kreativpartner Hans Wagner, mit dem sie noch die ersten beiden Platten gemacht hat, zu Moritz Kristmann und allen voran Mario Fartacek. Mit dem insbesondere von Mynth bekannten Musiker und Produzenten hat Pippa einen Sound gefunden, der zwischen Elektronik und Handgemachtem oszilliert, dabei einen poppigen und eingängigen Charme versprüht, ohne aber zu glatt oder gar harmlos zu wirken. "Ich wollte bei dem Album mehr Homogenität. Aber alleine schon durch meine sprachliche Ebene wird es immer ein bisschen um die Ecke sein. So texte ich halt, dadurch fällt es aus dem Rahmen. Wir sagten uns beim Produzieren stets: Es muss 'edgy' bleiben", lacht die Sängerin.

Von Anfang an schwebte ihr außerdem ein leichterer Ton vor. "Gerade ein Konzeptalbum wollte ich nicht doppeln mit einer total komplexen Musik. Mein Wunsch war, dass sich diese inhaltliche Ebene ganz leicht aufdrängt und nicht mit einer Schwere daherkommt." Ein neues Gegenüber dafür zu suchen, was im Übrigen auf Vorschlag des Labels zustande kam, habe sich schnell ganz natürlich angefühlt. "Das Schreiben ist immer etwas sehr Autistisches bei mir gewesen. Mit den Perspektiven, die ich mit diesem Album erzählen möchte, war es aber aufgelegt, auch diese Perspektive zu wechseln und ein anderes Team ins Boot zu holen." Zudem war Kristmann bereits bei "Geister" involviert.

Nicht aus der Hand geben könne sie wiederum ihre Texte - mit einer Ausnahme: Auf "Schön" ist Giovanna Fartacek zu hören, Schwester von Mario und ebenfalls Teil von Mynth sowie solo als Berglind unterwegs. "Wir haben zunächst ganz viel über diese Perspektive gesprochen, die wir teilen. Wir hatten beide in unseren jungen Jahren mit Essstörungen zu kämpfen. Daraus ist dann der Song entstanden, dieser kritische Blick auf den eigenen Körper sozusagen. Und da war es auch wichtig, dass ich das nicht alleine schreibe, denn es ist ja unser Song." Klanglich sticht die Kollaboration ebenfalls hervor, wurde sie doch als minimalistischer Clubtrack angelegt.

Letztlich bietet Pippa nun die Reise vom Kind als Einstieg bis zum "Menschen, der auf sein Leben zurück blickt". Innerhalb dieser Klammer gibt es Freude und Leid, den Blick von oben ebenso wie nach innen oder den Umgang mit Veränderungen per se im vielleicht stärksten Track "Ich steh auf meinem Kopf". Ein Popexperiment, das nicht nur wegen Pippas speziellem Gesang und ihren eigenwillig-erfrischenden Texten aufgeht. Dabei ist die Künstlerin selbst nicht gerade die größte Freundin von Veränderungen. "Ich bin schon ein Ritualmensch", nickt Pippa schmunzelnd. "Weil ich innerlich chaotisch bin, hilft es mir sehr, wenn mich die äußeren Umstände auffangen. Es ist aber wichtig für mich, dass ich oft genug den Kurs wechsle, damit ich nicht zu unflexibel werde." In diesem Fall lag sie mit ihrer Neuausrichtung jedenfalls goldrichtig. Heute Abend stellt Pippa die neuen Songs mit Band im Wiener Radiokulturhaus vor.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - www.pippamusik.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wiener Sängerin Pippa hat für ihr neues Album die Perspektive gewechselt - und zwar in mehrfacher Hinsicht.
  • Das am Freitag erscheinende "Blick" bietet nicht nur zehn Songs aus einem jeweils ganz bestimmten Blickwinkel.
  • Dabei war bereits das im Vorjahr erschienene "Geister" sehr konzeptionell angelegt, "weil sozusagen jedes Lied ein Geist war, der mich in meinem Leben schon besucht hat", rekapituliert die Musikerin im APA-Interview.

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