Riskant inszenierter Linzer "Rosenkavalier" umjubelt
Schon beim ersten Auftrittsapplaus, nach den Akten und erst recht zum Finale war der Beifall groß. Dabei ist die Inszenierung von Intendant Hermann Schneider durchaus riskant. Er rückt die Zeit und deren Vergänglichkeit in den Mittelpunkt. Dazu siedelt die Inszenierung jeden der drei Akte in einem anderen Jahrhundert an - beginnend mit der "Originalzeit" des 18. Jahrhunderts, über den zweiten Akt im 19. Jahrhundert bis zum Schluss, mit heutiger Disco- und Party-Stimmung.
Von den vier Hauptpartien der Oper altern Fürstin und Ochs auf Lerchenau entsprechend den Schauplätzen, während die Jugend - Octavian und Sophie - bis zum glücklichen Finale jugendlich bleibt. Da hinkt der Grundgedanke der Inszenierung. Vor allem, wenn der alte Lüstling Ochs mit Rollator das junge "Mariandl" (Octavian) verführen möchte. Bühne (Dieter Richter) und Kostüme (Meentje Nielsen) berücksichtigen die verschiedenen Schauplätze und Jahrhunderte. Der zweite Akt mit der Überreichung der silbernen Rose gerät dabei aber wenig festlich.
Musikalisch ist dieser neue "Rosenkavalier" ein wahrer Ohrenschmaus. Markus Poschner führt das groß besetzte Bruckner Orchester zu erfreulicher und bewährter Klangqualität. Die Besetzung der Hauptpartien lässt keine Wünsche offen. Allen voran stimmlich und darstellerisch ein Erlebnis ist Erica Eloff als Feldmarschallin Fürstin Werdenberg, liebevoll und bereit zum Verzicht führt sie schlussendlich die jungen Leut' zusammen.
Ungewöhnliche Inszenierung
Dominik Nekel hat bereits Erfahrung mit der Partie des Baron Ochs auf Lerchenau und genießt hörbar die Rolle des machohaften Lümmels. Die Jugend verkörpern in den Partien des Octavian Angela Simkin und als Sophie Fenja Lukas. Beide berühren in der Rosen-Szene des zweiten Akts und schließlich im zärtlichen Finale. Adam Kim als Herr von Faninal und der Sänger Simon Yang seien aus der Vielzahl des Ensembles noch namentlich erwähnt. Diese zweifellos ungewöhnliche "Rosenkavalier"-Inszenierung überzeugt musikalisch rundum und hat inhaltlich und szenisch Diskussionspotenzial. "Sind halt aso, - die jungen Leut'!" - wie es zum Schluss heißt.
(Von Wolfgang Katzböck/APA)
(S E R V I C E - "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss, Text von Hugo von Hofmannsthal im Linzer Musiktheater, Am Volksgarten 1, 4020 Linz. Musikalische Leitung: Markus Poschner, Inszenierung: Hermann Schneider, Bühne: Dieter Richter, Kostüme: Meentje Nielsen. Mit Erica Eloff - Die Feldmarschallin, Dominik Nekel/Michael Wagner - Baron Ochs von Lerchenau, Angela Simkin/Manuela Leonhartsberger - Octavian, Adam Kim/Alexander York - Herr von Faninal, Fenja Lukas/Morgane Heyse - Sophie, Gotho Griesmeier - Jungfer Marianne Leitmetzerin. Weitere Aufführungen am 10. und 26. Oktober sowie am 1. und 16. November. www.landestheater-linz.at)
Zusammenfassung
- Nach zehn Jahren Pause kehrte Richard Strauss' 'Rosenkavalier' am Samstag mit einer viel beachteten Neuinszenierung ins Linzer Musiktheater zurück.
- Die riskante Inszenierung von Intendant Hermann Schneider verlegt jeden Akt in ein anderes Jahrhundert und sorgt damit für Diskussionsstoff, während Chefdirigent Markus Poschner das Bruckner Orchester Linz zu hoher Klangqualität führt.