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"Return to Vienna": Malerei von Tess Jaray in der Secession

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Die neue Ausstellung der Secession lässt die Besucher tief eintauchen in die Abstraktion. Geometrie und Muster dominieren die Werke von Tess Jaray. "Alles ist Raum und Illusion. Davon handelt Malerei", sagte die 83-Jährige beim heutigen Zoom-Pressegespräch, zu dem sie aus London zugeschaltet war - mit Zigarette in der Hand, hinter sich zwei Grundrisse des Secessions-Hauptraums. Dieser habe sie schon Ende der 50er-Jahre bei ihrem ersten Wienbesuch tief beeindruckt, sagte sie.

"Return to Vienna: The paintings of Tess Jaray" heißt die Ausstellung, die seit heute zugänglich ist. Tess Jaray wurde nämlich 1937 in Wien geboren, ihre Eltern emigrierten bei der Machtübernahme der Nazis nach England. "Ich bin dennoch mit Wien aufgewachsen", schilderte sie. "Meine Eltern hatten einen starken Sinn für die Wiener Kultur, gleichzeitig empfanden sie eine starke Liebe zu Großbritannien, das Land, das sie aufgenommen hatte." Tess Jarays Großtante war die Galeristin Lea Bondi-Jaray (1880-1969), eine Schlüsselfigur der Wiener Moderne und Besitzerin von Schieles "Bildnis Wally", dessen Beschlagnahme in New York 1998 eine große, weltweite Restitutions-Debatte auslöste.

Als die Eltern 20 Jahre nach der Vertreibung erstmals Wien besuchten, "musste es die Stadt für mich zwar mit Paris aufnehmen", dennoch habe sie tiefe Eindrücke mitgenommen, sagte Jaray. "Ich hatte eine richtige Teenager-Love-Affair mit Klimt und Schiele." Sie sei in der Folge noch ein paar Mal in Wien gewesen, die Empfindungen dabei waren jedoch ambivalent. Der rein touristische Blick auf die Stadt, der ausblendete, was ihrer Familie angetan wurde, wollte ihr nicht so recht gelingen.

Seit über 60 Jahren widmet sich Tess Jaray in ihrer formal stark reduzierten Malerei der Erforschung des Raumes in der Malerei. Ihre Werke sind u.a. in der Tate oder dem British Museum vertreten. Ihr Wiener Comeback ist hierzulande fast ein künstlerisches Erstantreten. "Es ist unverständlich für mich, wie sehr ihr Werk hierzulande ignoriert wurde", sagte Secessions-Präsident Herwig Kempinger. "Ihr Werk hätte schon vor Jahrzehnten gezeigt werden sollen." Erst die Präsentation Jarays auf der viennacontemporary 2019 durch die "Exile Gallery" ist er auf sie aufmerksam geworden. Nun sei er stolz, mit ihren Arbeiten Positionen zeigen zu können, die in Österreich durch Marc Adrian, Helga Philipp und von der jüngeren Generation etwa von Esther Stocker vertreten wurden und werden.

Neben 20 rezenten Arbeiten, viele davon aus 2020, hat Kuratorin Bettina Spörr einen kleinen historischen Raum mit fünf Arbeiten aus den 60er-Jahren gestaltet, "um zu zeigen, wie alles begann". Ein mehrmonatiger Studienaufenthalt im Jahr 1960 in Italien hat Jaray, die an den Kunsthochschulen Saint Martins School of Art (1955-57) und Slade School of Fine Art (1957-60) studierte, geprägt. In den Bildern sind die Bezüge zu Renaissance-Architektur noch deutlich wahrnehmbar, hier lassen sich auch Echos auf den Stephansdom erkennen. Später sind Bezüge zum Jugendstil ebenso eingearbeitet wie zu islamischer Architektur. Es gibt eine ganze Serie von runden Formaten zu sehen, aber auch Werke, die auf eine Zusammenarbeit mit dem Dichter W.G. Sebald zurückgehen. Doch Vorsicht: Tess Jaray spielt nicht nur mit optischen Täuschungen, sondern hat - gleich vis-a-vis hängen sie - auch Cut-Outs gemacht, die tatsächlich in die Tiefe gehen. Die Secession hat begleitend zur Ausstellung ein Buch mit ausgewählten Zeichnungen von 1960 bis 2000 herausgegeben.

"Es ist wirklich traurig, dass ich nicht bei euch sein kann", sagte Tess Jaray, die in Großbritannien auch durch zahlreiche Aufträge im öffentlichen Raum wie der Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes der Victoria Station in London oder des Centenary Square in Birmingham bekannt wurde. Sie versicherte, dass sie auch unter Corona-Bedingungen weiter unentwegt und unverzagt male: "Künstler haben keine Hobbys. Sie arbeiten. Ich wäre völlig zerstört, wenn ich im Lockdown nicht weiter arbeiten könnte."

(S E R V I C E - Ausstellung "Return to Vienna: The paintings of Tess Jaray" in der Secession, 19. Februar - 18. April, Dienstag bis Sonntag 14-18 Uhr, Künstlerbuch: "Tess Jaray. Thinking on Paper", 336 Seiten, 200 Abb., 35 Euro, www.secession.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die neue Ausstellung der Secession lässt die Besucher tief eintauchen in die Abstraktion.
  • Geometrie und Muster dominieren die Werke von Tess Jaray.
  • Tess Jaray wurde nämlich 1937 in Wien geboren, ihre Eltern emigrierten bei der Machtübernahme der Nazis nach England.
  • "Ich bin dennoch mit Wien aufgewachsen", schilderte sie.
  • Seit über 60 Jahren widmet sich Tess Jaray in ihrer formal stark reduzierten Malerei der Erforschung des Raumes in der Malerei.

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