APA/APA/Sommersp. Melk/B. Buchegger

"Praterstern" von Helfer und Köhlmeier in Melk uraufgeführt

19. Juni 2025 · Lesedauer 2 min

Einen szenischen Bilderbogen haben Monika Helfer und Michael Köhlmeier in ihrem Auftragswerk für die Sommerspiele Melk gespannt. "Praterstern" ist am Mittwochabend in der Wachauarena zur Uraufführung gelangt und wurde vom Premierenpublikum freundlich aufgenommen.

So austauschbar wie der titelgebende Ort in Wien, so bezugslos schien diesmal auch die prächtige Kulisse des beleuchteten Stifts, unter der sich die "Szenen aus unserem tragikomischen Leben" entfalteten. Wobei sich die Frage nach dem vereinnahmten "Wir" stellt. Allzu alltäglich sind die dialogischen Szenen kaum: ein Date im Stundenhotel, eine delogierte Frau, deren Sohn das Grab seines Vaters öffnet, um an einen Lottoschein zu gelangen, ein neurotisch wirkendes Polizistenpaar ("Pozilei" steht auf der Jacke des Beamten) und ein Terroranschlag im Hintergrund.

Als "Zerrbild, Traumlandschaft und Projektionsfläche" gestaltet Anja Lichtenegger die Bühne: Mit großen, schrägen Buchstaben, zwischen und auf denen agiert wird. Regisseurin Christina Gegenbauer hat nicht nur die Szenenfolge gekonnt aufgemischt und die einzelnen Abschnitte miteinander verwoben, sondern auch chorische Textstellen von Pippa Galli eingefügt, die vom in dunkle Mäntel gehüllten Ensemble choreografisch dargeboten werden. "Was war das?", hört man einmal und kann sich der Frage durchaus anschließen. Der elektronische Soundtrack von Nikolaj Efendi trägt den Abend atmosphärisch entscheidend mit.

Die acht Mitwirkenden im Second-Hand-Outfit treten fast ausschließlich in Doppelrollen auf. Galli ist auch schauspielerisch präsent, u.a. als am Tourette-Syndrom leidende Elisabeth, Kajetan Dick gibt sowohl den Bettler als auch den fremdgehenden Edmund, Wolfgang Lesky geistert als Georg umher, auf der Suche nach seinem verrückten Bruder Kurt (Sebastian Pass). Ein wenig kafkaesk, manchmal berührend wirken solche Passagen, in denen auch gelegentliche Pointen aufblitzen. "Jetzt wird es unlustig", sagt Lesky um 22.38 Uhr. Da denken manche im Publikum schon an den letzten Zug nach Wien, vielleicht Richtung Praterstern.

(Von Ewald Baringer/APA)

(S E R V I C E - Sommerspiele Melk: Monika Helfer und Michael Köhlmeier, "Praterstern". Szenen aus unserem tragikomischen Leben. Regie: Christina Gegenbauer. Mit Julia Cencig, Hemma Clementi, Kajetan Dick, Pippa Galli, Elena Hückel, Wolfgang Lesky, Sebastian Pass, Valentin Späth. Weitere Vorstellungen bis 26. Juli. Tickets und Information: sommerspielemelk.at)

Zusammenfassung
  • Das Auftragswerk 'Praterstern' von Monika Helfer und Michael Köhlmeier wurde am Mittwochabend in der Wachauarena Melk uraufgeführt und vom Premierenpublikum freundlich aufgenommen.
  • Acht Darstellerinnen und Darsteller verkörpern in Doppelrollen verschiedene Figuren, wobei die Szenenfolge von Regisseurin Christina Gegenbauer abwechslungsreich arrangiert und durch chorische Textstellen ergänzt wurde.
  • Weitere Vorstellungen der tragikomischen Szenen des Stücks sind bis 26. Juli in Melk geplant, Tickets sind über sommerspielemelk.at erhältlich.