Photoinstitut Bonartes zeigt Fotos von Marianne Strobl
"Wir haben komplett neue Erkenntnisse gewonnen und manche Ankäufe tätigen können", erzählte Bonartes-Leiterin Monika Faber am Dienstag bei der Presseführung zu der von ihr und Martin Keckeis zusammengestellten Schau "Nur die größten Baustellen. Marianne Strobls Fotokampagnen", die am Abend in der Foto-Institution in der Wiener Innenstadt eröffnet wird und bis 21. November gegen Voranmeldung zu sehen ist. Schon bei der Eröffnung der ersten Ausstellung vor acht Jahren seien Besucher überzeugt gewesen, ähnliche Fotos in den von ihnen betreuten Archiven zu haben, bisher aber nicht in der Lage gewesen zu sein, sie einem bestimmten Urheber zuordnen zu können, so Faber. Die Fotografin Marianne Strobl (1865-1917) war zuvor nicht einmal Spezialistinnen wirklich bekannt. Seither erschließt sich ein breites Oeuvre, das sich hinter der Stampiglie "M. Strobl" verbirgt.
Privates kennt man von ihr nach wie vor kaum - ihren Mann und ihren Hund sieht man jedoch gleich auf einem der ersten Fotos der Schau, das den Bau des Wiener Neustädter Kanals 1917 zeigt. Beide wurden von der Spezialistin für Industrie- und Blitzlichtaufnahmen gerne als Größenvergleich eingesetzt. Auch viele andere Männer mussten auf ihren Befehl stramm stehen: Die Arbeiterscharen, die auf ihren Baustellenfotos zu sehen sind, durften sich wegen der langen Belichtungszeiten einige Zeit nicht bewegen. Deswegen seien die Fotos meist in Sonderschichten am Sonntag entstanden, um den Baufortschritt möglichst wenig zu verzögern, erläuterte Faber.
"Wirtschafts- und sozialhistorisch sind diese Fotos äußerst interessant", betonte Kurator Keckeis. So wurde etwa das Aufkommen des Eisenbetons als Baumaterial von Strobl eindrucksvoll dokumentiert - weswegen einige Leihgaben auch in der bis Ende September laufenden Ausstellung "Eisenbeton. Anatomie einer Metropole" im Wien Museum zu sehen sind. Auftraggeber waren meist Firmen oder Ämter, die ihre Projekte oder Betriebsmittel dokumentieren ließen. Im Archiv des Bauunternehmens Rella oder der DDSG wurden schöne Funde gemacht, die nun zu sehen sind, in anderen Firmenarchiven werden noch viele weitere ungehobene Schätze vermutet.
Auch private Auftraggeber
Aber auch ein echtes Kontrastprogramm zu den Betonkonstruktionen, Kanälen und Gewölben hat die kleine Ausstellung zu bieten. Manche Familie ließ auch ihr Eigenheim von Marianne Strobl dokumentieren - etwa die Familie Berg, die ihre Wohnung in der Tuchlauben unter großem Bedauern aufgab, da das Haus einem Neubau weichen musste. Zu sehen ist, inmitten von typisch üppigem Ringstraßenzeit-Interieur, auch der kleine Alban Berg an der Heimorgel.
(S E R V I C E - Ausstellung "Nur die größten Baustellen. Marianne Strobls Fotokampagnen" im Photoinstitut Bonartes, Wien 1, Seilerstätte 22, Eröffnung: Dienstag, 12. August, 19 Uhr; 13. August bis 21. November, nach Voranmeldung unter 01/236 02 93-40 oder info@bonartes.org, www.bonartes.org)
Zusammenfassung
- Im Photoinstitut Bonartes in Wien läuft ab 13. August die Ausstellung 'Nur die größten Baustellen. Marianne Strobls Fotokampagnen' mit neu entdeckten Industrie- und Privatfotos der Fotografin Marianne Strobl (1865-1917).
- Viele der gezeigten Bilder entstanden an Sonntagen auf Baustellen wie dem Gaswerk Leopoldau oder den Elektrizitätswerken Dornbirn und zeigen Arbeiter, die für lange Belichtungszeiten stillhalten mussten.
- Die Ausstellung ist bis 21. November 2025 nach Voranmeldung zu sehen und präsentiert auch private Auftragsarbeiten, etwa von der Familie Berg, sowie Leihgaben, die parallel im Wien Museum ausgestellt werden.