APA/APA / Oper Genf/Carole Parodi

Oper "Justice" in Genf uraufgeführt, im April in St. Pölten

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Der politisch engagierte und oft unbequeme Schweizer Regisseur Milo Rau (46) klagt auf der Opernbühne an: Er hat ein Musikdrama über die Rohstoffausbeutung in Afrika und die dort im Stich gelassene lokale Bevölkerung inszeniert. Unter großem Applaus fand am Montagabend in Genf die Uraufführung von "Justice" statt. Am 30. April kommt die Produktion nach Österreich - nicht zu den von Rau geleiteten Wiener Festwochen, sondern zur Eröffnung des Tangente-Festivals in St. Pölten.

"Justice" - Gerechtigkeit - befasst sich mit einem echten Unfall in der Demokratischen Republik Kongo. Ein mit hochgiftiger Schwefelsäure beladener Lastwagen verunglückt 2019 mitten in der Ortschaft Kabwe am Markttag. Der Laster ist für einen internationalen Konzern unterwegs, der Schwefelsäure einsetzt, um Rohstoffe aus Gestein zu lösen. 21 Menschen sterben qualvoll, weil die Säure ihre Körper zersetzt, viele weitere erleiden lebensverändernde Verletzungen. Der spanische Komponist Hèctor Parra hat zu einem Libretto des kongolesisch-österreichischen Schriftstellers Fiston Mwanza Mujila dramatische Musik komponiert.

Wie oft in seinen Arbeiten vermischt Rau Kunst und Wirklichkeit. Auf der Bühne kommen auch ein Handy und eine Drohne zum Einsatz. Das Bühnenbild wird von einem gigantischen, auf dem Dach liegenden Lastwagenwrack dominiert. Auf einer Leinwand darüber werden immer wieder verstörende Bilder vom Ort des Geschehens gezeigt. Zu sehen sind auch echte Bewohner von Kabwe. Sängerinnen und Sänger, die sie darstellen, tragen identische Kleidung. Sie singen über ihr Leid und ihre Wut, weil Verantwortliche bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen worden sind.

Der kongolesische Countertenor Serge Kakudji und Librettist Mwanza Mujila stammen selbst aus der Gegend. Sie berichteten darüber zum Auftakt der Oper. Gleichzeitig mit der Uraufführung startete Rau eine Crowdfundingkampagne für die Opfer. Rau versteht das Theater immer als politischen Ort, deshalb ist Genf für die Uraufführung auch bewusst gewählt: Die Schweizer Stadt ist eine der Drehscheiben des internationalen Rohstoffhandels.

Die Demokratische Republik Kongo ist kein Neuland für Rau. 2015 schaffte er mit "Kongo-Tribunal" in Bukavu im Osten des Landes und in Berlin ein Theaterprojekt mit echten Protagonisten: Richter, Anwälte und Menschenrechtsaktivisten traten auf, um Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen zur Sprache zu bringen.

(S E R V I C E - https://www.gtg.ch/en/2023-2024-season/justice/; https://www.tangente-st-poelten.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Unter großem Applaus fand am Montagabend in Genf die Uraufführung von "Justice" statt.
  • Am 30. April kommt die Produktion nach Österreich - nicht zu den von Rau geleiteten Wiener Festwochen, sondern zur Eröffnung des Tangente-Festivals in St. Pölten.
  • "Justice" - Gerechtigkeit - befasst sich mit einem echten Unfall in der Demokratischen Republik Kongo.
  • Zu sehen sind auch echte Bewohner von Kabwe.
  • Sie berichteten darüber zum Auftakt der Oper.