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Notre-Dame-Türme werden wiedereröffnet

Heute, 11:48 · Lesedauer 3 min

Ohne sie ist Notre-Dame kaum vorstellbar: Die Türme der weltberühmten Pariser Kathedrale werden wiedereröffnet. Besucher können das geschichtsträchtige Prachtensemble erneut erleben und von außen nicht zu erkennende Neuerungen entdecken. Denn die Restaurierung hat nicht nur den Stein zum Strahlen gebracht, sondern auch ungeahnte Wege eröffnet: eine Passage zwischen den Türmen, dazu im Südturm eine monumentale Wendeltreppe aus Holz, die sich bis zum Dach hinaufschraubt.

Was sich diesen Samstag eröffnet, bringt Philippe Jost so auf den Punkt: "Vom neuen Besucherweg aus eröffnen sich atemberaubende Ausblicke, die den wieder geöffneten Innenraum der Kathedrale auf besondere Weise lebendig machen". Der 65-jährige Jost steht an der Spitze von "Rebâtir Notre-Dame de Paris", der öffentlich-rechtlichen Einrichtung, die seit 2019 für die Renovierung des Gotteshauses verantwortlich ist.

Die Wiedereröffnung ist weit mehr als ein touristisches Ereignis: Sie markiert den zweiten und letzten großen Akt des Wiederaufbaus der Kathedrale von Paris nach dem verheerenden Brand von 2019 – und rückt zugleich die Jahrhunderte alte Geschichte der Türme ins Blickfeld. Die Kathedrale selbst ist seit dem 8. Dezember 2024 wieder geöffnet.

Seit dem 13. Jahrhundert wachen die Türme über die Dächer der Stadt: streng, monumental, vollkommen symmetrisch. Sie haben Kriege und Revolutionen überstanden – und zuletzt die Flammen von 2019. Stundenlang fraßen sich die Flammen Richtung Nordturm, die Hitze ließ das Mauerwerk knistern und bersten. Die Türme aber hielten stand. Ohne sie, sagen viele, hätte die Kathedrale nicht überlebt.

Ein Meisterwerk aus Eiche

Nun öffnen sie wieder für die Öffentlichkeit. Eine Neuerung ist eine doppelläufige Wendeltreppe aus massiver Eiche im Südturm: 178 Stufen, 21 Meter hoch, 20 Tonnen schwer. 1.400 Stunden Planung, 9.200 Stunden Arbeitszeit. Ein Treppenlauf führt Besucher nach oben, der andere nach unten – so bewegen sich diese wie in einer Prozession nach oben. Dort, in 60 Metern Höhe, finden sich die Herzen der Kathedrale: die Glocken.

"Emmanuel" ist die größte Glocke der Kathedrale und eine der schwersten Frankreichs: Mit 13,3 Tonnen hat sie seit 1686 Krönungen, Revolutionen und Friedensfeiern begleitet und den Brand von 2019 überstanden. Die 6,2 Tonnen schwere Glocke "Marie" wurde 2013 zum 850. Jubiläum hinzugefügt.

Gegossen als Ersatz für vier falsch klingende Glocken, ist "Marie" für 300 Jahre bestimmt. Nach dem Brand hängen sie und "Emmanuel" nun wieder an neuen, massiven Trägerbalken – bereit, die Stadt weitere Jahrhunderte zu begleiten.

Zwischen Himmel und Stein

Nach 424 Stufen ist es soweit: 69 Meter über Paris breitet sich die Stadt unter den Füßen aus. Von dort, im Herzen von Paris, wie Philippe Jost sagt, eröffnet sich ein Rundblick über alle Monumente der Stadt – vom Eiffelturm bis zum Sacré-Cœur. Zwischen Himmel und Stein zeigt sich die Einzigartigkeit der Kathedrale: Die Aussicht lenkt den Blick nach oben, zu den Details, die Notre-Dame so unverwechselbar machen: etwa zum neuen Spitzturm mit goldenem Hahn.

Der Blick wird auch zu den Chimären geführt: groteske Mischwesen, halb Mensch, halb Tier, starren von den Ecken herab auf Dächer und Gassen. Fünf der Steinfiguren gingen im Feuer verloren – heute wachen detailgetreue Nachbildungen wieder über das Gotteshaus. Die Legende besagt, dass sie die Kathedrale schützen und böse Geister vertreiben sollen.

Ein Blick hinter die Mauern

Zum ersten Mal für Besucher zugänglich ist nun der Zisternenhof. In diesem "Cour des citernes" befanden sich einst riesige Regenwassersammler aus dem 18. Jahrhundert. Der Hof verbindet die beiden Türme und bietet einen letzten Blick auf die Architektur des weltberühmten Gotteshauses und die Dächer von Paris – bevor es über den Nordturm wieder hinab in die Straßen der Stadt geht.

Zusammenfassung
  • Die Türme der Pariser Kathedrale Notre-Dame werden nach umfassender Restaurierung und mit neuen Besucherwegen, darunter eine 178-stufige, 21 Meter hohe Wendeltreppe aus Eiche, wieder für die Öffentlichkeit geöffnet.
  • Die berühmten Glocken 'Emmanuel' (13,3 Tonnen) und 'Marie' (6,2 Tonnen) hängen nach dem Brand von 2019 wieder an neuen Trägerbalken und können auf 69 Metern Höhe besichtigt werden.
  • Erstmals ist der Zisternenhof, ein historischer Regenwassersammler aus dem 18. Jahrhundert, für Besucher zugänglich und verbindet die beiden Türme, während fünf im Brand zerstörte Chimären originalgetreu ersetzt wurden.