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NHM geht Umbau trotz noch offener Finanzierung an

07. Mai 2025 · Lesedauer 4 min

Der budgetäre Sparzwang lässt Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) u.a. über Verschiebungen von eigentlich paktierten Infrastrukturprojekten, wie dem neuen, barrierefreien Foyer des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, nachdenken. Nicht ganz unbeirrt davon ging am Mittwoch der Spatenstich zu den Umbauarbeiten im NHM vonstatten. Vorsorglich startete man den symbolischen Aushub in einem der Innenhöfe, wo nun jedenfalls die lange geforderte Liftanlage umgesetzt wird.

Rund 100 Mio. Euro waren - Stand 2023 - für Arbeiten an den beiden repräsentativen Zwillingsmuseen an der Wiener Ringstraße und im Belvedere vorgesehen. Erst Anfang April hat das Kunsthistorische Museum (KHM) Wien sein mit 42,3 Mio. Euro Baukosten veranschlagtes Projekt vorgestellt. Zuletzt hat sich das Bundesbudget-Loch aber weiter beständig und vermeintlich ungeahnt geweitet. Dazu passen - im negativen Sinne - weiter eingetrübte wirtschaftliche Prognosen. Keine guten Vorzeichen für das Schaffen von baulichen Tatsachen, wie dem Aufreißen von Löchern in Bundesmuseen, also.

Man sei sich der Problematik höchst bewusst, erklärten NHM-Generaldirektorin Katrin Vohland und der wirtschaftliche Geschäftsführer Markus Roboch nun. Bei einem Besuch am NHM vergangene Woche konnte Babler kein grünes Licht für den 34,7 Mio. Euro teuren Eingangsbereich-Umbau - NHM-Eigenmittelanteil: 1,8 Mio. Euro - geben, sagte Vohland: "Wir sind sehr gespannt auf die Budgetrede", hieß es mit Blick auf den am 13. Mai anberaumten Termin im Parlament.

Klar sei, kommen keine Bundesmittel für den großen Brocken des Umbaus - den neuen Eingang, plus nachgeordneten Räumen wie Shop, Café, Raum für die Wissenschaftskommunikation oder neue Sanitäranlagen -, sei es ausgeschlossen, dass das Museum das Projekt auch nur annähernd mit Eigenmitteln stemmt: Komme das Geld nicht, "wird der Umbau nicht stattfinden". Bis zum kommenden Dienstag halte man die Ungewissheit jedenfalls noch aus, sagte die Generaldirektorin, die Verständnis für den Konsolidierungsbedarf im Budget zeigte, gleichzeitig aber auch hoffte, "dass die neue Regierung den Mut und die Weitsicht hat, die richtige Entscheidung für die Zukunft zu treffen".

Größter Brocken wäre erst 2027 fällig

Vohland pochte auf "Planungssicherheit" - es gehe nämlich auch ein Stück weit um die Glaubwürdigkeit der Politik insgesamt. Immerhin sehe man sich in dem langen Planungs- und nun beginnenden Umsetzungsprozess bereits mit ersten Rechnungen konfrontiert. Und: So teuer sei das Projekt heuer und im kommenden Jahr noch nicht. 2025 wären knapp zwei Millionen fällig, "der große Brocken steht erst im Jahr 2027 an". Man hoffe - quasi im Wortsinn - auf eine Lösung im Sinne des besseren Zuganges zu Kultur und Wissenschaft.

Freilich, theoretisch gelange man auch aktuell etwa mit einem Rollstuhl ins NHM. Der Weg führt aber durch einen der Innenhöfe, wo man dann - Unterstützung vorausgesetzt - umständlich mit einem Lift in den Schaubereich gelangen kann. Das sei nicht mehr zeitgemäß, waren sich an den beiden Teilprojekten beteiligte Architektinnen und Architekten einig. Für die neue Liftanlage und die zusätzlichen Eingänge unterhalb zweier Fenster neben den herrschaftlichen Haupteingängen wurde in den Konzepten ein "sehr guter Kompromiss" gefunden, sagte Burghauptmann Reinhold Sahl.

Roboch: Neue Liftanlage finanziell gesichert

Nun startet einmal der Bau der neuen Liftanlage im "1. Hof" des Hauses: Die 3,3 Mio. Euro dafür seien gesichert, erklärte Roboch. Das NHM bringe hier 1,5 Millionen an Eigenmitteln ein. Die lange notwendige neue "vertikale Erschließung des NHM Wien" wird über einen eingebauten Turm realisiert. Für den deutlich größeren und teureren Projektteil in Richtung Maria-Theresien-Platz sei man ob der nunmehrigen großen Fragezeichen im Kulturbudget auch offen für Kompromisse, wurde seitens des Museums betont.

(S E R V I C E - Link zu Plänen: https://www.nhm.at/verlag/nhmwreports.2024.3)

Zusammenfassung
  • Der Umbau des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien beginnt trotz unklarer Finanzierung. Der geplante Umbau des barrierefreien Foyers kostet 34,7 Mio. Euro, wobei das NHM 1,8 Mio. Euro an Eigenmitteln beisteuert.
  • Die Finanzierung durch Bundesmittel ist unsicher, was die Umsetzung des großen Umbauteils bedroht. Der größte finanzielle Aufwand wird erst 2027 erwartet, während die neue Liftanlage im Innenhof mit 3,3 Mio. Euro bereits gesichert ist.
  • NHM-Generaldirektorin Katrin Vohland betont die Notwendigkeit von Planungssicherheit und hofft auf politische Unterstützung. Die aktuelle Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer ist umständlich und nicht mehr zeitgemäß.