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"Musique": Choreografin Mathilde Monnier im Walzerfieber

Heute, 06:14 · Lesedauer 3 min

"Nie im Leben hätte ich mir gedacht, einmal etwas über Johann Strauss zu machen." Das gab die französische Choreografin Mathilde Monnier am Mittwoch bei einem Pressegespräch im Wiener Volkstheater zu. Und doch kommt es dort am Samstag zur Uraufführung ihrer Arbeit "Musique - In the Spirit of Johann Strauss. The Missing Step", einer Koproduktion zwischen dem Strauss-Jahr und ImPulsTanz, die in Wien zwei Vorstellungen erlebt.

"Ich habe eine wunderbare Produktion über den Tango von Monnier gesehen und mir gedacht: Es gibt ja noch andere Gesellschaftstänze", erzählte Festival-Chef Karl Regensburger über seine Ausgangsidee, den Star, der seit 1994 in über 20 Produktionen bei ImPulsTanz gastierte, für den Walzer zu interessieren. "Meine erste Frage war: Was heißt das heute, diese Musik zu hören? Welche Beziehung habe ich dazu?", erzählte Monnier. "Dann habe ich Judit getroffen und mir gedacht: Ok, vielleicht ist doch etwas möglich. Was Judit gemacht hat, ist zu gleichen Teilen Strauss und ihre eigene Musik."

Judit ist die in Ungarn geborene und in Wien lebende Komponistin, Pianistin und mdw-Professorin Judit Varga, die ihre eigenen Erfahrungen in das Projekt einbrachte: "Meine Haupteinnahmequelle als Studentin war es, im Prater im Dirndl Strauss zu spielen. Ich hab mir gedacht, eines Tages wird mir das vielleicht nützlich sein - und jetzt sind wir da." Die damals von ihr kennengelernte Musizierpraxis habe sich vermutlich nur wenig von jener der Strauss-Zeit unterschieden. "Die Sogwirkung auf ein Ballpublikum ist mir daher geläufig. Man muss sich fallen lassen, bis man gar nicht mehr aufhören will. Dieses Feeling wollte ich auf die Bühne bringen."

Sie habe viele Motive von Strauss, der keine originären Klavierstücke komponiert hat, aus ihrem Original-Konzept herausgerissen, mit eigenen Ideen angereichert und eingespielt. Mathilde Monnier sei sehr angetan gewesen, wollte aber nur eine Klavierspielerin haben. Das hätte sie aber überfordern können, so Varga. "Um mich zu retten, stelle ich ein Disklavier auf der Bühne." Sie habe von Bösendorfer das beste Reproduktionsklavier zur Verfügung gestellt bekommen und in sechsmonatiger Arbeit bespielt und programmiert. "Das kann alles spielen, auch achthändig. Superleise oder superlaut, langsam oder irrsinnig schnell - es ist ein tolles Spielzeug. Das wird ziemlich magisch auf der Bühne, denn wir haben was Schönes gefunden."

Compagnie für Tänzerinnen und Tänzer über 40

Für die Magie der rund einstündigen Aufführung sorgt auch Monniers Idee, damalige Ballkleider als "Doudous", als mit Emotionen aufgeladene Souvenirs der Vergangenheit, zu integrieren, sowie das Berliner Dance On Ensemble, eine Compagnie für Tänzerinnen und Tänzer über 40. Diese hätten in dem Alter kaum mehr Möglichkeiten für eigene professionelle Arbeiten, erklärte der Tänzer Ty Boomershine, künstlerischer Direktor der 2015 gegründeten Truppe. "Wir versuchen, dieses Problem zu beseitigen."

Für Roland Geyer, Intendant von "Johann Strauss 2025 Wien", ist es selbstverständlich, dass sich rund 10 der 70 Projekte des Strauss-Jahres "mit Bewegung, Ball und Tanz" auseinandersetzen. Drei dieser Projekte sind Zusammenarbeiten mit ImPulsTanz, das sein Hauptprogramm von 10. Juli bis 10. August zeigt. Auf "Musique" folgt dann im Juli "Walzerwut" von Eva-Maria Schaller und Wolfgang Mitterer und im Dezember in Zusammenarbeit mit dem Ballett der Oper Genf "Imperial Ball" von Sidi Larbi Cherkaoui.

(S E R V I C E - Mathilde Monnier / Dance On Ensemble & Judit Varga: "Musique - In the Spirit of Johann Strauss. The Missing Step", Uraufführung, 10. und 12. Mai, 20 Uhr, Volkstheater, www.impulstanz.com)

Zusammenfassung
  • Die französische Choreografin Mathilde Monnier führt am 10. und 12. Mai im Wiener Volkstheater ihre Arbeit 'Musique - In the Spirit of Johann Strauss. The Missing Step' auf.
  • Die ungarische Komponistin Judit Varga, die einst im Prater Strauss spielte, hat ein Disklavier von Bösendorfer verwendet, um die Produktion mit ihrer Musik zu bereichern.
  • Das Berliner Dance On Ensemble, eine Compagnie für Tänzer über 40, bringt historische Ballkleider als emotionale Souvenirs auf die Bühne.